Manchmal ist es nicht die Krankheit, die am stärksten belastet – sondern das Warten auf Hilfe. In Niederösterreich erzählen Patienten von Frust und dem bitteren Hoffen auf einen Termin, der einfach nicht kommt.
Besonders deutlich zeigt den Wartemarathon der Fall von Dagmar W. (61) aus Perchtoldsdorf. Die Niederösterreicherin leidet seit Jahren unter massiven Schmerzen, suchte Hilfe bei mehreren Fachärzten – ohne Erfolg. Für einen Rheumatologen musste sie 1.600 Euro zahlen, weil kein Kassenplatz frei war.
Als ihr Hausarzt sie schließlich für eine orthopädische Begutachtung in ein Wiener Spital überwies, bekam sie dort einen Korb: Wegen ihres Wohnsitzes in Niederösterreich wurde sie abgewiesen. "Seit ich 23 Jahre alt bin, wohne ich in Perchtoldsdorf (…), bekomme aber keinen Ambulanztermin in einem Wiener Spital", schildert sie im "Heute"-Gespräch.
Dagmars Geschichte ist kein Einzelfall. Niederösterreich leidet seit Jahren unter einem Mangel an Fachärzten mit Kassenvertrag – an den Folgen leiden besonders die ohnehin schon kranken Patienten. Eine aktuelle Erhebung von "krankenversichern.at", einer privaten Krankenversicherung, zeigt das Ausmaß des Ärztemangels:
Wer in Niederösterreich einen Urologen braucht, wartet im Mittel 62 Tage auf einen Termin. Bei Psychiatern sind es 60 Tage, bei Internisten und Neurologen jeweils rund 45 Tage. Selbst in der Gynäkologie zieht sich die Wartezeit mit etwa 40 Tagen deutlich in die Länge.
Eine "Heute"-Leserin fasst ihre Gedanken in einem Posting zusammen: "Bevor ich 2 Monate auf einen Termin warte, und dann immer noch ewig im heillos überfüllten Wartezimmer sitze, um dann in 2 Minuten mit einem Rezept voll Medikamenten abgespeist werde, weil der /die Arzt /Ärztin sich einfach nicht mehr Zeit nehmen kann, gehe ich allemal lieber zum Wahlarzt."
Auch andere Patienten klagen. Der "Heute"-Leser Roni Oswald berichtete schon früher, dass er sieben Monate auf einen Termin beim Internisten warten musste – und weitere vier Monate für einen Allergietest beim Hautarzt. Im vergangenen Jahr besserte sich die Situation scheinbar nicht, wie die Umfrage hervor scheinen lässt.
Besonders das Warten in der Urologie sticht heraus: Mehr als zwei Monate wartet man hier auf einen Termin. Im Vergleich ist Niederösterreich aber deutlich schneller, was die Terminvergabe bei Innerer Medizin und Augenheilkunde betrifft.
Im österreichweiten Vergleich zeigt sich: Lange Wartezeiten sind ein generelles Problem – doch Niederösterreich schneidet in mehreren Fächern besonders schlecht ab. Während österreichweit ein Urologietermin nach 48 Tagen zu bekommen ist, dauert es in NÖ im Schnitt zwei Wochen länger. Auch in anderen Bereichen wie Psychiatrie oder Innerer Medizin liegen die Werte deutlich über einem Monat.
