Sorge um Arbeitsplätze

"Sehr angespannt" – Krisentreffen um Unimarkt-Aus

Der Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA OÖ, Wolfgang Gerstmayer, traf die Unimarkt-Geschäftsführung und Betriebsräte zu einem Krisentreffen.
Aram Ghadimi
03.10.2025, 07:30
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Unter den rund 620 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Supermarktkette Unimarkt, mit Hauptsitz in Oberösterreich, herrscht derzeit großer Aufruhr – immerhin geht es um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Die ist derzeit ungewiss, auch wenn die Unigruppe GmbH wiederholt betont hat, dass man alle Jobs erhalten möchte.

Fakt ist, die Unimarkt-Kette, die zuletzt zwei Prozent Marktanteil in Österreich verzeichnen konnte, hat sich vor wenigen Tagen entschieden aus dem Einzelhandel mit Lebensmitteln auszusteigen. So sollen die bestehenden 91 Standorte an die verbleibenden Konkurrenten gehen – das sind in Österrreich nicht viele: die "vier Großen" teilen sich quasi alles.

Spar, REWE, Hofer und Lidl dominieren den Einzelhandel und teilen sich 95 Prozent der Umsätze. Zusammen betreiben sie landesweit tausende Standorte. Seitens der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft GPA, die sich jetzt beide für das Personal einsetzen, hält man sich weitgehend bedeckt: "Wir sind mitten in Gesprächen. Natürlich kämpfen wir jetzt um jeden einzelnen Job", heißt es aus der GPA gegenüber "Heute". Es gelte zu bedenken, dass sich die vier großen Supermarkt-Ketten den Markt teilen, selbst wenn niemand von ihnen Filialen der Unimarkt-Kette kaufen sollte.

GPA-Geschäftsführer bei Krisentreffen

Ob und was mit den Unimärkten passiert, sei daher noch völlig unklar. Die Gewerkschaft hofft aber für die Betroffenen, dass Spar, REWE, Hofer oder Lidl möglichst viele der Unimärkte – inklusive der Mitarbeiter – übernehmen. Ein heikler Prozess, zu dessen Gelingen die GPA derzeit Gespräche führt.

Der Unimarkt in Krems.
Weingartner-Foto / picturedesk.com

Wolfgang Gerstmayer, bald drei Jahrzehnte Gewerkschafter, hat zuletzt die Führung in der Gewerkschaft GPA in Oberösterreich übernommen. Donnerstagnachmittag (2. Oktober 2025) hat er sich mit Betriebsräten und der Unimarkt-Geschäftsführung getroffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. "Die Menschen haben Angst um ihre Jobs", sagt er.

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"Unsere Themen platziert"

Gerstmayer hat sich einen Überblick über die Situation verschafft: "Die Lage ist wirklich angespannt", sagt der GPA-Chef und zeigt sich gleichzeitig zuversichtlich: "Wir stehen aber in konstruktiven Gesprächen. Seitens der Geschäftsführung war zu vernehmen, dass man angestrengt nach Lösungen für die Mitarbeiter sucht. Gleichzeitig haben wir unsere Themen platziert."

Was meint Gerstmayer damit? Obwohl noch abzuwarten sei, wie viele Menschen jetzt tatsächlich ihre Jobs verlieren, sei heute über einen Sozialplan für die möglichen Betroffenen gesprochen worden: "Der Sozialplan stellt eine Begleitmaßnahme dar und beinhaltet eine zusätzliche Abfertigung, wenn jemand wirklich seinen Job verlieren sollte. Dafür setzen wir uns ein."

Gerstmayer: "Alle wollen wissen, wie es weitergeht." Im Moment wolle er aber nicht vorgreifen: "Wir stehen den Menschen, die im Unternehmen arbeiten, unter ihnen auch Betriebsräte, rechtlich und beratend zur Seite. Wir setzen uns für jeden einzelnen Job ein."

AMS zurückhaltend

Wie viele Mitarbeiter in den einzelnen Bundesländern betroffen sind, bleibt weiter unklar, denn das AMS kann aus juristischen Gründen keine Auskünfte geben. "Die Unigruppe unterliegt der gesetzlichen Verpflichtung für Unternehmen, mögliche Jobverluste im Frühwarnsystem des AMS zu melden", sagt Martina Frischlmayer, Sprecherin im Büro der AMS-Landesgeschäftsführung NÖ.

Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten müssen ab fünf Arbeitskräften, die von einer Kündigung bedroht sind, das dem AMS bekanntgeben. Größere Betriebe mit mehr als 600 Beschäftigten – dazu gehört auch Unimarkt – müssen dies ab 30 bedrohten Arbeitsplätzen tun. Die Verpflichtung zur Anzeige besteht auch bei Insolvenz. Das helfe dem AMS, sich vorzubereiten, sagt Frischlmayr.

Franchise spät informiert

Die kommenden Tage sind entscheidend: Finden sich unter den vier großen Supermarkt-Ketten Käufer für die Unimarkt-Filialen, könnte ein Großteil der Belegschaft dort ihre Jobs behalten. Dazu GPA-Geschäftsführer Gerstmayer: "Wir müssen jetzt wirklich abwarten, wie viele Beschäftigte tatsächlich ihren Job verlieren."

"Heute" sprach auch mit einem Franchise-Nehmer, der einen Standort von 12 Standorten in Niederösterreich betreibt und mit hörbarem Ärger sagt: "Ich habe quasi zeitgleich zur Medienberichterstattung erfahren, was die Unigruppe plant." Ähnlich ging es dem einzigen Filialleiter im Burgenland. Ihn erreichte das Mail der Unigruppe am Dienstag.

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 03.10.2025, 10:05, 03.10.2025, 07:30
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