"Alle Filialen bleiben geöffnet, die Regale sind voll. Wir freuen uns auf unsere Kunden", heißt es von Andreas Hämmerle, dem Geschäftsführer der Unigruppe GmbH in einer aktuellen Aussendung. Bis Jahresende soll entschieden sein, welche Händler jeweils Standorte der Einzelhandelskette Unimarkt übernehmen, erklärte Hämmerle.
Nach 50 Jahren im österreichischen Einzelhandel, hat die Unigruppe entschieden sich vollständig zurückzuziehen. Alle 91 Filialen, sowohl Franchise- als auch Eigenstandorte, sollen verkauft werden.
Betroffen sind davon rund 620 Beschäftigte, die bereits beim AMS-Frühwarnsystem gemeldet wurden. In Niederösterreich unterhielt das Unternehmen 12 Standorte. Viele der Mitarbeiter fürchten jetzt um ihren Arbeitsplatz.
Die AMS-Meldung sei eine gesetzlich vorgeschriebene Maßnahme, sagte Hämmerle. Die Belegschaft wurde am Dienstag in einem "Town Hall Meeting" informiert. Als Grund für den Schritt nannte der Geschäftsführer das schwierige Marktumfeld:
"Wir haben vor eineinhalb Jahren einen Transformations- und Restrukturierungsprozess gestartet, doch die makroökonomische Konstellation können wir nicht verändern."
Österreich hat europaweit die größte Supermarktdichte. In Wien findet sich im Schnitt alle 220 Meter eine Filiale. Diesen Markt teilen sich im Wesentlichen aber nur vier Unternehmen, schrieb zuletzt der ORF: Spar, REWE, Hofer und Lidl dominieren den Einzelhandel und teilen sich 95 Prozent der Umsätze. Zusammen betreiben sie landesweit nahezu 5.000 Standorte.
"Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel ist durch eine hohe und steigende Marktkonzentration gekennzeichnet", warnte das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO bereits 2016. Für enge "Oligopolmärkte" – also Märkte, die durch wenige Großunternehmen beherrscht werden – sei der Wettbewerb unter den wenigen Konkurrenten gefährdet, schreiben die Forscher in ihrer Studie. In Österreich bestünde "eine Konstellation, die den Missbrauch marktbeherrschender Stellungen in vielfältigster Art fördert."
Unimarkt hielt bis dato etwa zwei Prozent Marktanteil. Die Konkurrenz sei weit besser aufgestellt, erklärte Geschäftsführer Hämmerle. Dazu komme noch die anhaltende Kaufzurückhaltung vieler Menschen. Im Verkaufsprozess wolle man "geordnet, transparent und frühzeitig" vorgehen: "Die Gehälter sollen weiterhin pünktlich bezahlt werden."
Hämmerle zeigte sich außerdem zuversichtlich, dass "der allergrößte Teil der Standorte" übernommen werden könne. Ein übereilter Gesamtverkauf oder "Cherry Picking" – also der Verkauf von einzelnen Herzstücken der Supermarktkette, bei Schließung vieler weniger attraktiver Filialen – stünde nicht zur Debatte, betonte er mit Blick auf die Prüfpflichten der Bundeswettbewerbsbehörde. Überdies soll der Großhandel und die Logistik-Sparte der Unigruppe vom Rückzug unberührt bleiben.
Das Interesse der anderen Supermarktketten sei hoch, weil mittlerweile vielerorts die Raumordnung die Errichtung neuer Standorte erschwert, sagt Hämmerle. Die Entscheidung sich vom Markt zurückzuziehen sei eine bewusste Managemententscheidung gewesen, abgesichert durch die Beschlüsse der zuständigen Gremien. Das alles in einem Jubiläumsjahr.
1975 gegründet, feiert Unimarkt heuer eigentlich das 50-jährige Bestehen. Im zurückliegenden Geschäftsjahr erreichte die Unimarkt-Kette einen Umsatz von rund 287 Millionen Euro. Doch in den vergangenen Jahren verkleinerte man das Filialnetz: 2023 und 2024 schloss Unimarkt seinen unrentablen Online-Verkauf, und auch die erst 2021 gestarteten 24-Stunden-UNIBoxen mussten nach einem VfGH-Urteil zu Öffnungszeiten eingestellt werden.
Die Gewerkschaft GPA bezeichnete den Rückzug als "herben Schlag für die Beschäftigten in einem ohnehin schwierigen Arbeitsmarkt". Noch in dieser Woche will sie Gespräche mit der Geschäftsführung aufnehmen, kündigten Wolfgang Gerstmayer (GPA Oberösterreich) und GPA-Bundesvorsitzende Barbara Teiber an.
Beide rieten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, keine Vereinbarungen ohne Rücksprache mit dem Betriebsrat oder der Gewerkschaft zu unterschreiben: "Es besteht die Gefahr, Ansprüche zu verlieren."
Ziel sei eine Weiterbeschäftigung ohne Einbußen bei dienstzeitabhängigen Ansprüchen. An die Wettbewerbsbehörde appellierte die Gewerkschaft, wettbewerbsrechtliche Prüfungen möglicher Übernahmen rasch durchzuführen.