Es ist traurige Gewissheit: Der Nahversorger Unimarkt sperrt zu, verkauft (sofern sich Interessenten finden) die 90 Standorte. Bis zu 620 Mitarbeiten könnten ihre Jobs verlieren. In einer Aussendung bezeichnete der Handelsverband diesen Schritt als "dramatisches Signal" und warnte vor den Folgen für die gesamte Branche. Die Entwicklungen bei der Unimarkt-Gruppe seien ein Alarmzeichen, das vor allem die Politik nicht ignorieren dürfe.
Explodierende Energie-, Personal- und Mietkosten, stark schwankende Weltmarktpreise und immer neue bürokratische Auflagen der Politik hätten die ohnehin knappen Margen aufgezehrt. Selbst Traditionsbetriebe könnten unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr bestehen, ärgert sich Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Verhandlungen mit der Industrie seien für Unimarkt leider ergebnislos verlaufen - vor allem die maßgeblichen internationalen Lieferanten wären zu keinerlei Entgegenkommen bereit gewesen, schreibt der Handelsverband. Höhere Einkaufspreise und der "Österreich-Aufschlag" multinationaler Markenartikelhersteller machten zudem ein kostendeckendes Wirtschaften immer aussichtsloser. Das hätte die Unimarkt-Führung laut Will im Gespräch mit ihm bestätigt.
Erschwerend hinzu käme die aktuelle Debatte über die hohe Inflation. "Wenn in Österreich über hohe Preise diskutiert wird, rückt der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) reflexartig ins Zentrum der Kritik", übt der Handelsverband in seiner Aussendung seinerseits Kritik. Dabei sei der Handel nicht der Verursacher, sondern selbst Betroffener bei der Teuerungskrise. Das hätte längst auch die Bundeswettbewerbsbehörde in einer Branchenuntersuchung bestätigt.
Ungeachtet dieser Fakten sei die unsägliche Debatte um Billigstpreise, Shrinkflation und einer "Aktion scharf" gegen den Handel für Unimarkt zum Sargnagel geworden, meint der Handelsverband. Die Politik trage hier mit ihrem ständigen Händler-Bashing zumindest eine Mitschuld. "Die von Teilen der SPÖ angestoßene Billigstpreis-Diskussion kosten den Qualitätsstandort Österreich viele Arbeitsplätze. Gegenwärtige Regulierungspläne haben den Rest verursacht und zu konsumentenseitigen Konsumrückgängen geführt ", sagt Will.
Und: Wer die Inflation bekämpfen wolle, müsse die richtigen Stellschrauben drehen: Energiekosten runter, faire Spielregeln gegenüber Fernost-Plattformen und insbesondere weniger Bürokratie. Seit Jahren werde nur darüber geredet, jetzt müssen, so fordert der Handelsverband-Geschäftsführer, endlich Taten folgen.
"Wenn wir die Nahversorgung in Stadt und Land langfristig sichern wollen, braucht es jetzt gezielte Maßnahmen. Dringend notwendig sind Entlastungen bei Energie und Abgaben, vereinfachte Regularien und vor allem nicht noch mehr Bürokratie in Form einer Shrinkflation-Kennzeichnungspflicht am Regal. Ohne schnelle Korrekturen drohen weitere Insolvenzen und ein Verlust an regionaler Vielfalt, der nicht mehr rückgängig zu machen ist", so Will.