Die republikanische US-Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene hat ihren Parteikollegen vorgeworfen, Donald Trump lange Zeit heimlich verspottet zu haben. In einem Interview mit dem US-Sender CBS sagte die 51-Jährige, viele Republikaner hätten sich über Trump lustig gemacht, bevor er 2024 die Vorwahl der Partei gewonnen hatte.
Erst danach hätten sie ihn plötzlich unterstützt. Greene, die ihr Amt im Jänner abgibt, begründete ihre Rückzugsentscheidung erneut mit dem öffentlichen Bruch mit dem US-Präsidenten. Sie sprach auch über Morddrohungen gegen sich und ihren Sohn.
"Ich habe viele meiner Kollegen gesehen, wie sie sich über ihn lustig gemacht haben, sich über seine Art zu sprechen lustig gemacht haben, sich ständig über mich lustig gemacht haben, weil ich ihn unterstützt habe", sagte Greene. "Und als er die Vorwahl 2024 gewonnen hatte, begannen sie – entschuldige meine Wortwahl, Lesley – ihm in den Hintern zu kriechen." Die Äußerung machte sie in einem Interview mit der Journalistin Lesley Stahl für die Sendung "60 Minutes".
Die Republikanerin aus dem Bundesstaat Georgia war lange eine glühende Unterstützerin Trumps. Der Bruch kam im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Ermittlungsakten zum Fall Jeffrey Epstein. Greene hatte sich öffentlich dafür eingesetzt, die Unterlagen vollständig freizugeben. Trump war zunächst dagegen. Erst als sich eine parteiübergreifende Mehrheit im Repräsentantenhaus abzeichnete, lenkte er ein. Daraufhin entzog er Greene seine Unterstützung und bezeichnete sie als "Verräterin" und "durchgeknallt".
In dem Interview sagte Greene, viele Republikaner hätten sich erst dann öffentlich zu Trump bekannt, als klar gewesen sei, dass er erneut Präsidentschaftskandidat werde.
Greene betonte, dass Trump sie nach ihrer Kritik zur Zielscheibe gemacht habe. Zuerst seien die Drohungen aus dem linken politischen Spektrum gekommen. Danach hätten sich die Angriffe aus dem eigenen Lager gehäuft. Ihr Sohn und sie selbst hätten Morddrohungen erhalten.
Auf die Frage, warum viele Republikaner Trump nicht öffentlich kritisieren, sagte sie: "Ich glaube, sie haben Angst davor, aus der Reihe zu tanzen und einen hässlichen Truth-Social-Post über sich zu bekommen."
Greene war seit 2021 Abgeordnete im Repräsentantenhaus für den Bundesstaat Georgia. Ihren Rücktritt hatte sie am 21. November bekannt gegeben. Ihr letzter Tag im Amt ist der 5. Jänner. Ob sie sich auch vollständig aus der Politik zurückzieht, ließ sie offen. In sozialen Netzwerken wurde bereits darüber spekuliert, ob sie sich 2028 um die republikanische Präsidentschaftskandidatur bewerben könnte.