Analystinnen und Analysten sind beunruhigt: Das sogenannte Todeskreuz könnte auf eine bevorstehende und länger anhaltende Talfahrt der Aktienkurse hinweisen. Es geht dabei um den amerikanischen Leitindex S&P 500, der die Entwicklung der 500 größten Unternehmen an der US-Börse wiedergibt.
Ein Todeskreuz entsteht, wenn der gleitende 50-Tage-Durchschnitt des Index unter seinen gleitenden 200-Tage-Durchschnitt fällt. Dabei kreuzen sich im Chart die beiden Linien.
Das bedeutet, dass sich die kurzfristige Kursentwicklung negativer entwickelt als die mittelfristige. Das war beim S&P 500 letztmals im März 2022 der Fall. Laut Börsenprofis kann das ein Hinweis darauf sein, dass sich ein Abwärtstrend verstärken könnte. Allerdings ist das tatsächliche Risiko für Anlegerinnen und Anleger meist weniger bedrohlich, als der Name vermuten lässt, schreibt das Vermögenszentrum VZ.
Nicht alle Expertinnen und Experten halten das Todeskreuz für ein Zeichen eines bevorstehenden Absturzes. Sie sehen darin vielmehr einen nachlaufenden Indikator. Denn das Todeskreuz tritt in der Regel erst dann auf, wenn die Schwächephase bereits eine Zeit lang andauert. Es lässt sich deshalb nur schwer abschätzen, ob und wie lange der Abwärtstrend anhält oder ob der Tiefpunkt schon erreicht ist.
Aufgrund dieser Unsicherheiten empfiehlt das VZ, Geduld zu bewahren. Der Blick auf historische Daten zeigt demnach, dass der S&P 500 in etwa zwei Dritteln der Fälle ein Jahr nach einem Todeskreuz höher stand – im Schnitt um 6,3 Prozent. Und bei mehr als der Hälfte der 24 Todeskreuze der letzten fünf Jahrzehnte war der größte Kursrückgang bereits vor dem Signal abgeschlossen, so das VZ.
Trotzdem gab es in der Geschichte nach dem Auftauchen des Todeskreuzes auch schwere Markteinbrüche, bei denen sich die Erholung über Jahre hinzog. So beim Börsencrash von 1929, beim Platzen der Dotcom-Blase 2000 und bei der Finanzkrise 2008.
Der wesentliche Faktor für die derzeitige Marktlage ist Trumps Zollhammer, der zu großer Unsicherheit bei den Anlegerinnen und Anlegern geführt hat. Expertinnen und Experten sprechen deshalb von ereignisbedingten Korrekturen, die derzeit die Börsen heimsuchen. Diese Rückgänge sind meist weniger stark und deutlich kürzer als sogenannte strukturelle Bärenmärkte. Diese werden durch fundamentale Marktungleichgewichte wie bei der Dotcom-Blase oder der Finanzkrise ausgelöst und führen zu massiven, über Jahre andauernden Rückgängen.
In erster Linie Gelassenheit bewahren. Das Vermögenszentrum betont, dass nicht jedes Todeskreuz ein Vorbote massiver Kursverluste sei. Die Erfahrung zeige, wer einer gut durchdachten, zur eigenen Risikofähigkeit passenden Anlagestrategie treu bleibt, fährt langfristig meistens am besten. Weiter geht Adam Turnquist von LPL Financial.
Laut ihm könnte es sich lohnen, jetzt zuzugreifen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte er: "Das ist ein sehr bedrohlich klingendes Signal an den Aktienmärkten, aber wenn man das Todeskreuz tatsächlich im Verlauf der Geschichte zurücktestet, ist man als Käufer beim Todeskreuz besser dran als als Verkäufer."