Tierisch unnötige Tradition

Wegen Ausstellung? Vogeljäger jetzt in OÖ unterwegs

Vom 15. September bis Ende November geht man klammheimlich im Salzkammergut auf Singvogel-Jagd. Traditionell wird nämlich der schönste Vogel gekürt.
16.09.2025, 09:21
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Es ist doch immer wieder unglaublich, wie viele merkwürdige Traditionen noch immer, auch in Österreich, auf Kosten der Tiere praktiziert werden. Im Bundesland Oberösterreich beispielsweise, findet noch immer die "traditionelle Singvogeljagd" im Salzkammergut – der einzigen Region, wo dies überhaupt noch erlaubt ist – statt.

Stimmt, getötet soll dabei kein Vogerl werden, aber das Fangen ist grausam und die kleinen Käfige, worin sich die schönsten Tiere von ihnen dann zu Ausstellungszwecken mehrere Monate befinden, ist auch nicht spaßig. Der Verein gegen Tierfabriken kritisiert diesen veralteten Brauch aufs Schärfste, auch weil hier wieder einmal Tierschutzgesetze einfach ausgehebelt werden.

Etwa 35.000 Singvögel werden traditionell eingefangen und bewertet. Bei der Wiederauswilderung nach Monaten sind meist die Flügel weniger bemuskelt und die Tiere entkommen Beutegreifern viel schwerer.
©VGT

"Schnappfallen"

Kaum zu glauben, aber bis zu 500 Vogelfänger haben sich bereits gestern auf den Weg gemacht, um den "schönsten" Singvogel zu erwischen. Damit dies gelingt, werden im Morgengrauen sogenannte Lockvögel in winzigen Käfigen auf Bäume oder eigenen Konstruktionen gehängt, die mit ihrem traurigen Gesang ihre Artgenossen anlocken sollen. Rund um den Lockvogel werden bis zu 50(!) Schnappfallen und Netze aufgehängt, um die zwitschernde "Beute" lebend zu fangen.

„Es ist grauenhaft, mitanzusehen, wie diese armen Vögel verzweifelt in den Netzen der Fallen zappeln und um ihr Leben fürchten. Todesangst ist das schlimmste Gefühl überhaupt. Und diese Singvögel werden vorsätzlich diesem Leid ausgesetzt, ohne dass das irgendeinen Sinn ergeben würde“
DDr. Martin BalluchVGT-Obperson
Und "schnapp" – Falle zu! Tierliebe sieht in jedem Falle anders aus, oder?
©VGT

Bis Ende November werden also ständig Tiere gefangen, um letztlich den Schönsten zu haben, der bei den Ausstellungen gewinnt. Der Beifang darf hier allerdings auch nicht vergessen werden, denn am häufigsten geraten verschiedene Meisenarten in die Netze, die eigentlich gar nicht gefangen werden dürfen. Insgesamt sind es dann ca. 35.000 Singvögel pro Jahr, die in den Fallen leiden müssen.

Licht am Ende des (Tierqual-)Tunnels?

Eine Beschwerde gegen die Genehmigung zum Singvogelfang im Jahr 2024 hat einen Stein ins Rollen gebracht und wird vielleicht zukünftig Gehör finden. Das Landesverwaltungsgericht Oberösterreich hatte danach nämlich entschieden, dass zumindest beim Transport der Lockvögel zu den Fangplätzen und wieder zurück, endlich das Tierschutzgesetz anzuwenden sei. Bisher durfte man nämlich mehrere Tiere in winzige Käfige stecken, ja sogar in dunkle Rucksäcke stopfen, um zurück ins Tal zu wandern.

Wie lange die Vögel hier wohl Todesangst erleiden müssen?
©VGT

Das widerspricht aber eindeutig dem Tierschutzgesetz, dessen § 5 (2) Zi 10 verbietet, ein Tier einer Bewegungseinschränkung und einem Sauerstoffmangel auszusetzen, sodass dieses Angst erleidet. Also dass ein gerade wild gefangener Vogel in einem winzigen Käfig Todesangst erleidet, ist wohl selbstverständlich. Zusätzlich verhindert eine von VGT und Tierschutz Austria eingebrachte Bescheidbeschwerde durch ihre aufschiebende Wirkung den Fang zahlreicher Singvögel für diese Saison.

{title && {title} } tine,red, {title && {title} } Akt. 16.09.2025, 11:39, 16.09.2025, 09:21
Jetzt E-Paper lesen