Nach Antisemitismus-Vorwurf

Wegen Hebräisch nicht bedient? Shitstorm gegen Wirt

Wegen eines mutmaßlich antisemitischen Vorfalls wird die Pizzeria Ramazotti in Wien online mit Ein-Stern-Bewertungen überhäuft.
Christoph Weichsler
30.07.2025, 07:43
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Was als persönliches Erlebnis begann, hat eine breite öffentliche Reaktion ausgelöst: Der israelisch-amerikanische Cellist Amit Peled schilderte auf Instagram, dass er am 23. Juli in der Pizzeria Ramazotti im 15. Wiener Bezirk nicht bedient worden sei – weil er Hebräisch sprach.

Sein Posting verbreitete sich rasch. Zahlreiche Medien griffen den Vorfall auf, der Name des Lokals wurde öffentlich. Wenig später folgten etliche negative Online-Bewertungen. Nicht das Essen oder der Service stehen im Mittelpunkt – sondern der schwerwiegende Vorwurf der Diskriminierung.

Google-Kommentare und Kritik überschlagen sich

Seit Veröffentlichung des Vorwurfs häufen sich auf Google und Facebook Ein-Stern-Bewertungen. In vielen Kommentaren ist von "rassistischem Verhalten" oder "Antisemitismus" die Rede. Sätze wie "Touristen aus bestimmten Ländern werden nicht bedient" oder "So etwas darf es in Wien nicht geben" dominieren inzwischen das Bewertungsprofil der Pizzeria.

Ein Facebook-Kommentar richtet sich direkt an den Betreiber: "Sie und Ihr Personal sollten sich schleunigst entschuldigen, Herr Aly Ibrahim Abd El Hay, und gar nicht mehr aufsperren dürfen!" Die Sprache ist teils drastisch – und stammt überwiegend von Personen, die offenbar nicht selbst im Lokal waren, sondern auf Medienberichte reagieren.

"Ich bediene Sie nicht"

Peled, der sich im Rahmen der "International Summer Academy" in Wien aufhielt, war gemeinsam mit zwei Kolleg:innen in der Pizzeria Ramazotti essen. Nach der Bestellung sei der Kellner zurückgekommen und habe gefragt, welche Sprache sie gesprochen hätten.

Als er mit "Hebräisch" geantwortet habe, sei ihm laut Peled mitgeteilt worden, dass man ihn nicht bedienen werde. "Wir fanden Zuflucht in der Musik, die wir so sehr lieben. Willkommen in Europa, 2025", schrieb er. Sein Posting löste breite Solidarität aus – insbesondere in Kunst- und Kulturbereichen.

Der Wirt widerspricht: "Ich frage nie nach Sprachen"

Der Betreiber der Pizzeria bestreitet die Vorwürfe entschieden. Im Gespräch mit "Heute" sagte er, er sei am 23. Juli durchgehend im Lokal gewesen, von einem derartigen Vorfall sei ihm nichts bekannt. Auch Mitarbeitende hätten nichts Auffälliges berichtet.

"Ich frage nie nach Sprachen. Bei uns ist jeder willkommen." Der Gastronom sieht sich durch die öffentliche Diskussion massiv unter Druck: "Ich bekomme hunderte Anrufe, schlechte Bewertungen – obwohl ich mir nichts zuschulden habe kommen lassen."

Zeichen gegen Antisemitismus

In der öffentlichen Wahrnehmung jedoch ist längst eine Dynamik entstanden: Die einen sehen in den Reaktionen ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus. Andere warnen vor Vorverurteilung und digitaler Rufschädigung ohne rechtliche Grundlage.

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