Der überraschende Rücktritt der NEOS-Klubobfrau in Döbling, Evelyn Shi, sorgt in der Wiener Politik für Aufsehen. Aus Protest gegen die aktuellen Sparmaßnahmen der Stadt legt sie ihre Funktionen nieder - bleibt der Partei jedoch treu. Während Shi ihre Entscheidung mit moralischen Bedenken begründet, fallen die politischen Reaktionen unterschiedlich aus und reichen von Dankbarkeit bis hin zu scharfer Kritik.
Vor allem die Sparmaßnahmen, die die Ärmsten der Bevölkerung treffen, könne sie nicht mehr unterstützen, wie Shi in einem Statement in den sozialen Medien erklärt. Für sie sei die Grenze erreicht. "Ich kann mich nicht im Privaten für Migrant:innen, insbesondere Geflüchtete, einsetzen, während ich beruflich Maßnahmen mittrage, die ihnen die Lebensgrundlage nehmen", schreibt Shi - und bezieht sich dabei unter anderem auf die Situation der subsidiär Schutzberechtigten in Wien. NEOS-Mitglied wolle sie auch weiterhin bleiben, eine repräsentative Rolle könne sie derzeit jedoch keine innehaben.
Trotz allem stellt Shi klar: "Ich bin nicht per se gegen die Regierungsbeteiligung der NEOS in Wien." Auch glaube sie nicht, dass die Einsparungsmaßnahmen mit einem anderen Koalitionspartner besser funktionieren würden. Doch die Maßnahmen seien zu kurz gedacht und würden nur der FPÖ in die Hände spielen. Auch neue Steuern seien nicht der richtige Weg für den Wirtschaftsstandort.
Ein Dank kommt von Bezirksvorsteher Daniel Resch: "Ich danke Frau Klubobfrau Shi für ihr Engagement um Döbling. Es ist bereichernd, wenn man für sein Grätzl, das unmittelbare Lebensumfeld und alle Menschen im Bezirk wirken darf. Ich wünsche ihr alles Gute auf dem weiteren Weg."
Die FPÖ fasst den Rücktritt hingegen mit Misstrauen auf. Das zeige bloß "wie zerstritten und orientierungslos die NEOS sind - das sind klare Auflösungserscheinungen. Sie haben keine Linie mehr, das ist längst keine Partei, sondern mehrere in einer. So bringt man weder Döbling noch Wien oder Österreich nach vorne", wie Landtagsabgeordneter Klemens Resch, geschäftsführender Bezirksparteiobmann der FPÖ-Döbling, findet.