Tierischer Ursprung

Hunderassen gab es bereits vor 11.000 Jahren

Schon vor 11.000 Jahren gab es eine erstaunliche Vielfalt an Hunden – ihre Entwicklung war eng mit der Geschichte des Menschen verbunden.
Heute Tierisch
14.11.2025, 11:02
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Die enge Verbindung zwischen uns Menschen und den ersten Hunden reicht bis ans Ende der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren zurück. Vielleicht hat alles sogar noch früher begonnen. Sicher ist jedenfalls: "Die ersten Hunde, die bei Menschen gelebt haben, haben wie Wölfe ausgesehen und sie waren auch genetisch den Wölfen noch sehr ähnlich", erklärt die Bioarchäologin Carly Ameen von der Universität Exeter im Gespräch mit ORF Wissen.

Durch das enge Zusammenleben mit den Tieren wurden aus den großen Wölfen mit der Zeit immer kleinere und zahmere Hunde. Wie lange es aber wirklich gedauert hat, bis sich die Hunde äußerlich und genetisch deutlich von ihren wilden Vorfahren unterschieden haben, ist bis heute nicht ganz klar. Ameen hat gemeinsam mit einem internationalen Forschungsteam mehr als 600 Hunde- und Wolfsschädel untersucht, manche davon waren sogar bis zu 50.000 Jahre alt. Mit moderner 3D-Morphometrie haben sie digitale Modelle der Schädel erstellt, um feine Unterschiede in Form und Größe zu messen.

Im Rahmen der Studie, die das Team im Fachjournal "Science" präsentiert, zeigt sich, dass sich die Tiere offenbar recht bald ans Leben mit den Menschen anpassen konnten.

"Wir sehen schon in den Schädeln, die knapp 11.000 Jahre alt sind, klare hundeähnliche Formen und Merkmale, die von der davor stattgefundenen Domestizierung der Tiere zeugen", erklärt die französische Bioarchäologin und zweite Leiterin der Alyse, Allowen Evin gegenüber ORF Wissen.

Damals bereits große Bandbreite

Die Schädel aus dieser Zeit waren kleiner und runder als die der Wölfe – und unterschieden sich auch untereinander schon ziemlich stark. "Beim Übergang von der Mittel- zur Jungsteinzeit vor rund 10.800 Jahren sehen wir bei den Schädeln schon fast die Hälfte der Vielfalt, die es auch in modernen Hunderassen gibt. Es gab damals also schon eine enorme Bandbreite an Unterschieden", so Ameen.

Die Gründe für die Veränderungen bei Aussehen und Genetik dürften vielfältig sein. Die gezielte Auswahl durch den Menschen hat aber schon vor mehr als 11.000 Jahren eine große Rolle gespielt. Wenn die Menschen zum Beispiel eher kleine Tiere gejagt haben, waren auch kleine und flinke Hunde gefragt. Bei größeren Beutetieren mussten die Hunde kräftiger sein. Und wenn die Hunde als Wachtiere dienten, wollten die Menschen wahrscheinlich gutmütige, aber trotzdem große Tiere, die sich verteidigen konnten.

Menschlicher Faktor und Umweltfaktor

Neben der Auswahl durch den Menschen haben vermutlich auch Umweltfaktoren eine wichtige Rolle bei der Entstehung der frühen Hunderassen gespielt. Nach der Eiszeit haben sich die Menschen in verschiedenen Regionen niedergelassen, und dadurch mussten sich auch ihre Hunde an unterschiedliche klimatische und geografische Bedingungen anpassen. Das hat die genetische Vielfalt noch verstärkt.

Dass die Hunde nach der Eiszeit tatsächlich mit den Menschen mitgewandert sind, zeigt auch eine weitere aktuelle Studie im Fachjournal "Science". Forscher haben dafür alte Hundegenome aus Gegenden wie Sibirien, der zentralen eurasischen Steppe und Nordwestchina untersucht, die zwischen 9.700 und 870 Jahren alt waren. Die Daten wurden dann mit noch älteren und auch modernen Proben verglichen.

Dabei hat sich gezeigt, dass die Entwicklung der Hunde eng mit den Wanderungsbewegungen von Jägern, Sammlern, späteren Bauern und Hirten zusammenhängt. Die Tiere wurden immer wieder zwischen verschiedenen Gemeinschaften ausgetauscht. So konnten sich etwa Hunde mit arktischer Abstammung im Laufe der Zeit in ganz Eurasien verbreiten.

„Diese Studie zeigt nicht nur, wie lange unsere Beziehung zu Hunden schon besteht, sondern auch, wie intensiv sie schon damals war.“

Dass es schon vor 11.000 Jahren eine so große Vielfalt an unterschiedlichen Hunden gegeben hat, widerspricht auch der bisherigen Annahme, dass die meisten modernen Rassen erst durch intensive Züchtung in den letzten 200 Jahren entstanden sind. Bei extremen Züchtungen wie Chihuahuas oder Bulldoggen mag das stimmen. Dass es aber schon viel früher eine gewisse Vielfalt gab, zeigt laut Evin: "Nicht nur, wie lange unsere Beziehung zu Hunden schon besteht, sondern auch, wie intensiv sie schon damals war." Und das stützt auch die Idee, dass sich Menschen und Hunde schon sehr früh gemeinsam weiterentwickelt haben.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 14.11.2025, 11:36, 14.11.2025, 11:02
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