Wien-Wahl

Ibiza-Strache beliebter als Hebein, Blümel stürzt ab

In der bisher größten Umfrage zur Wien-Wahl fragten "Heute" und ATV auch die fiktive Bürgermeister-Direktwahl ab. Mit überraschenden Ergebnissen.

Clemens Oistric
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Bei der Wien-Wahl in fünf Wochen wird auch der Spitzenkandidat für viele zum Zünglein an der Waage. Michael Ludwig, Gernot Blümel, Birgit Hebein, Dominik Nepp und Christoph Wiederkehr stehen erstmals an der Spitze ihrer Parteien. Einzig Heinz-Christian Strache stellte sich bereits 2015 der Wahl – damals freilich noch für die FPÖ, dieses Mal als Frontman seines Team HC Strache. In der bisher größten Umfrage (Unique Research, 1.600 Befragte, Schwankungsbreite ± 2,4 Prozent) stellte "Heute" gemeinsam mit ATV auch die fiktive Frage der Direktwahl. Wem würden die Wiener ihre Stimme schenken, könnten sie den Bürgermeister direkt wählen? Die Ergebnisse erstaunen teilweise.

Bürgermeister Ludwig legt stark zu. Amtsinhaber Michael Ludwig hat über den Sommer deutlich an Zuspruch gewonnen. Mittlerweile würden den SPÖ-Spitzenkandidaten 58 Prozent direkt ins Rathaus wählen. Das sind sieben Prozent mehr als noch im März. Mögliche Gründe? "Hier ist sicherlich ein 'rally 'round the flag'-Effekt zu beobachten", analysiert Polit-Experte Peter Hajek. Heißt: "In Krisenzeiten versammeln sich die Menschen hinter dem Anführenden. Ludwig wird zwar sicher nicht als Visionär gesehen, doch er hat Wien mit ruhiger Hand durch die Corona-Zeit geführt; gilt zudem als bürgernah und kompetent." Dabei gab es anfangs heftige Kritik aus dem Bund an der Bewältigung der Krise: "Die Wiener sind ob Covid-19 jedoch sehr entspannt. Das dürfte auch die ÖVP realisiert haben, denn die Kritik an Wien ist diesbezüglich zurückgegangen."

Herausforderer Gernot Blümel stürzt ab. Der Finanzminister kann trotz seiner bundespolitisch bedeutsamen Rolle (oder gerade deswegen) kaum beim Wiener Wahlvolk punkten. Nur 15 Prozent würden ihn direkt zum Bürgermeister machen. Damit liegt Blümel um 5 Prozent schlechter als noch im März und Juni und auch 5 Prozent unter dem Wert seiner Partei, die laut neuer Hochschätzung auf das beste Ergebnis seit 1987 zusteuert. "Er gilt als wenig bürgernah, kann aber in den Bereichen kompetent, sympathisch und durchsetzungsstark punkten", fasst Peter Hajek zusammen.

Birgit Hebein nun hinter Strache. Die Wiener Grünen-Chefin büßt nach ihrer Offensive um Gürtel-Pool, Pop-up-Radwege und City-Fahrverbot bei der Bürgermeister-Direktwahl vier Prozent im Vergleich zum März ein. 8 Prozent würden sie noch direkt wählen, das ist ein Prozent weniger Zuspruch, als Heinz-Christian Strache verbuchen kann. Peter Hajek: "Birgit Hebein kann sich gegenüber Gernot Blümel bei bürgernah und visionär durchsetzen. Sie hat bei der Sympathie-Frage Defizite, was wohl daran liegen mag, dass sie sehr spitze Klientelpolitik betreibt."

Heinz-Christian Strache Drittbeliebtester. Der ins Bodenlose gestürzte Ex-FP-Chef ist das Phänomen der Umfrage! 9 Prozent der Befragten würden ihn auch nach Ibiza- und Spesenaffäre noch direkt ins Rathaus befördern. Das erstaunt auch den Polit-Experten: "Die guten Werte von Heinz-Christian Strache sind auffallend. Er überflügelt seinen direkten Kontrahenten Dominik Nepp von der FPÖ beinahe um den doppelten Wählerzuspruch und hat mit Birgit Hebein gleichgezogen. Das ist auch ein Indiz für einen möglichen Einzug in den Wiener Gemeinderat."

Dominik Nepp kämpft. Obwohl er bei Zuwanderung und Integration eine sehr deutliche Sprache spricht, kommt der neue FP-Chef nicht wirklich vom Fleck. 5 Prozent in der Bürgermeister-Frage sind exakt derselbe Wert wie noch im Juni. 

Christoph Wiederkehr legt zu. Der neue Neos-Chef kann, wenn auch auf niedrigem Niveau, seine Beliebtheitswerte verdoppeln. Nach 2 Prozent im Juni würden nun 4 Prozent der Wiener Wiederkehr direkt zum Stadtchef küren.

Hochschätzung: So würde Wien jetzt wählen

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