Es war lange das Paradebeispiel für leistbare Mobilität in Wien: die 365-Euro-Jahreskarte. Seit 2012 fahren Wienerinnen und Wiener mit nur einem Euro pro Tag quer durch die Stadt – Bus, Bim, U-Bahn inklusive.
Doch jetzt steht die beliebte Öffi-Karte vor einer kräftigen Preiserhöhung. Im Rahmen der laufenden Budgetverhandlungen prüft die Stadt, den Preis deutlich anzuheben. Laut bisheriger Planung könnte das Ticket ab 2027 bis zu 510 Euro kosten – das wären rund 1,40 Euro pro Tag.
Bei monatlicher Zahlung steigt der Preis voraussichtlich sogar auf 546 Euro, was 45,50 Euro im Monat entspricht – bisher waren es 33 Euro.
Die Stadt argumentiert mit steigenden Kosten und Budgetdruck. Schon jetzt kostet das Billig-Ticket das Rathaus jährlich rund 200 Millionen Euro an Zuschüssen. Eine moderate Preiserhöhung würde laut Berechnungen etwa 80 Millionen Euro bringen – ein massiver Entlastungsposten.
Ein klares Versprechen, dass der Preis bei 365 Euro bleibt, gibt es nicht mehr. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sagte zuletzt nur: "Wir müssen überall sparen." Das Ticket und auch das Parkpickerl seien "Teil der Gespräche".
Fest steht: Die bisherige Garantie gilt nur noch bis Ende 2026. Danach ist alles offen. Die endgültige Entscheidung soll im Sommer bei einer Budget-Abstimmung der Stadtregierung fallen.
Nach "Heute"-Informationen ist eine Erhöhung um 100 bis 150 Euro politisch am wahrscheinlichsten. Eine Verdoppelung auf über 700 Euro wäre zwar inflationsbereinigt nachvollziehbar, aber kaum vermittelbar. Argumentiert wird seitens der Stadt Wien, dass dieser Schritt angesichts der prekären Budget-Situation unumgänglich sei und dass auch auf der Einnahmen-Seite gehandelt werden müsse.
Die Grünen Wien starten derweil eine Petition für den Erhalt der 365-Euro-Karte. "Gerade Menschen mit wenig Einkommen trifft eine Teuerung hart", sagt Parteichefin Judith Pühringer. Doch auch sie geben zu: Die Stadt kämpft mit enormem finanziellen Druck.
Aktuell nutzen laut Wiener Linien über eine Million Menschen die Jahreskarte – mehr als es Pkw in Wien gibt. Im Vorjahr wurden 873 Millionen Fahrten gezählt – das sind rund 2,4 Millionen pro Tag.
Das Modell hat also gewirkt. Doch wenn der Preis steigt, ist unklar, wie viele Menschen abspringen. Ein Rückgang der Jahreskarten-Verkäufe würde die Ersparnis der Stadt wieder schmälern – und könnte mehr Leute zurück ins Auto bringen.