Die Messer-Gewalt in Wien schockt: Gleich sechs Attacken erschütterten die Stadt im August, mehrere Opfer wurden lebensgefährlich verletzt. Nur zwei Wochen nach einem "Heute"-Lokalaugenschein am Yppenplatz meldete sich nun Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl zu Wort. Er machte klar, dass er entschlossen ist, noch härtere Maßnahmen durchzusetzen. Waffenverbotszonen würden nur dann etwas bringen, wenn sie streng kontrolliert werden. "Mir hat bisher noch niemand erklären können, warum er mit einem Messer durch die Gegend rennen muss", so Pürstl.
Damit forderte der Polizeichef einmal mehr ein generelles Waffentrageverbot in Österreich. Er habe Signale aus der Politik, dass ein solches im Herbst – wie im Regierungsprogramm vorgesehen – gesetzlich verankert werden könnte. Laut APA betonte Pürstl, dass ein solcher Schritt längst überfällig sei, um die zunehmende Brutalität im öffentlichen Raum einzudämmen.
Besonders im Fokus steht Wien-Favoriten. Dort war die Gewaltkriminalität 2023 und 2024 stark angestiegen, es kam immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen tschetschenischen und syrischen Gruppen. Als Antwort wurde im Vorjahr eine Waffenverbotszone rund um Reumann- und Keplerplatz eingerichtet. Die Bilanz: Zwischen Mai und Juli 2025 gingen die Anzeigen wegen Gewaltdelikten um rund zehn Prozent zurück.
"Die Kurve ist also abgeflacht oder sogar im Sinken", erklärte Pürstl. Von einer endgültigen Entwarnung könne aber keine Rede sein. Die Sommermonate seien als Vergleich gewählt worden, weil in dieser Zeit besonders viele Menschen draußen unterwegs seien und erfahrungsgemäß die meisten Delikte passieren. Sein Fazit: "Verordnen allein bringt nichts, man muss die Waffenverbotszonen auch kontrollieren."
Auch die Kriminalpolizei präsentierte Zahlen. LKA-Ermittlungschef Gerhard Winkler sprach von einer Aufklärungsquote von 75 Prozent bei Gewaltkriminalität. Der erste Ansatzpunkt sei immer die Täter-Opfer-Beziehung. Doch nicht selten verweigerten die Opfer die Aussage, aus Angst vor Rache oder weil die Taten im Sucht- oder Bandenmilieu geschehen. "In einigen Fällen verschwindet das Opfer auch aus dem Krankenhaus, bevor die Einvernahme stattfinden kann", so Winkler.
Besonders wichtig sei daher auch die Videoüberwachung im öffentlichen Raum, um Tatabläufe nachvollziehen und Täter eindeutig identifizieren zu können. Nur so könne die Polizei die Spirale der Gewalt durchbrechen und weitere Eskalationen verhindern.
Für Aufsehen sorgten die Daten zur Herkunft der Täter. Laut Pürstl wurden die meisten Messer in den Waffenverbotszonen syrischen Staatsbürgern abgenommen. In Favoriten waren es zwischen Mai und Juli 33 Fälle, dahinter folgen Österreicher mit neun. Auch in der erst kürzlich eingerichteten Zone am Yppenplatz in Ottakring wurden binnen kurzer Zeit fünf Syrern und zwei Österreichern Waffen abgenommen.
"Wir haben es vermehrt mit syrischen Tätern zu tun, da gibt es nichts zu beschönigen", erklärte der Polizeipräsident. Messertragen sei in manchen Herkunftsländern tief in der Kultur verwurzelt, in Wien aber brandgefährlich. "Das Messertragen ihnen hierzulande abzugewöhnen, wird nicht nur mit Freiwilligkeit gehen", stellte Pürstl klar.
Trotz der brisanten Zahlen winkte Pürstl bei einem Punkt ab: Eine organisierte Clan-Kriminalität, wie man sie aus anderen Ländern kennt, sei in Wien derzeit nicht zu erkennen. Die Auseinandersetzungen zwischen Syrern und Tschetschenen seien beendet, eine dauerhafte Struktur habe sich nicht etabliert.
Dennoch sei klar: Die Polizei müsse eng mit den Communities arbeiten, könne dabei aber nur ein kleines Rädchen im großen Ganzen sein. "Waffenverbotszonen sind kein Selbstläufer, ohne Kontrollen und ohne konsequente Ermittlungen verpuffen sie", so Pürstl.