Silvia T. (Name geändert) ärgert sich: "Als ich zu meinem Auto kam, steckte in der Windschutzscheibe ein Zettel, der aussah wie eine Parkstrafe. Ich bin total erschrocken, weil ich ein Parkpickerl für den 3. Bezirk habe. Als ich mir dann den Zettel genauer angeschaut habe, habe ich erst gesehen, dass es sich um Werbung für K.o.-Tropfen-Tests handelt", berichtet die 45-Jährige.
Auf dem Zettel heißt es: "KRANKENWAGEN, WEISS, in welchem niemand sich oder seine Liebsten aufgrund einer K.o.-Tropfen-Attacke vorfinden möchte. Ja, das Feiern sowie das Fortgehen können jetzt sicherer gestaltet werden, und zwar mit den in jahrelanger Forschung entwickelten Testkarten von Night Saver."
„Das ist definitiv nicht der richtige Weg, um Werbung für K.o.-Tropfen-Tests zu machen“Silvia T.ist über die Werbeaktion verärgert
Silvia T. findet die Aktion gar nicht amüsant: "Als ich gemerkt habe, worum es wirklich geht, war ich sauer. Das ist definitiv nicht der richtige Weg, um Werbung für K.o.-Tropfen-Tests zu machen", meint die 45-Jährige. Aber nicht nur, dass die Zettel-Aktion – rund 5.000 Werbungen wurden in fünf Bezirken verteilt – am Auto störte, sie ist auch verboten.
Denn: Sofern es von der zuständigen MA 46 (Verkehrsorganisation) keine Anmeldung für die Steckaktion gibt, liegt eine Übertretung des §82 StVO (Bewilligungspflicht zur verkehrsfremden Benützung der Straße) vor. Grundsätzlich erteilt die MA 46 zudem keine Bewilligung für das Anbringen von Flugzetteln an Fahrzeugen, da es "ein unzulässiger Eingriff in das Privateigentum Dritter und daher nicht bewilligungsfähig ist", heißt es auf "Heute"-Nachfrage.
Da die Werbezettel wie Parkstrafen aussehen, ist auch die MA 67 (Parkraumüberwachung) von der Aktion betroffen: "Die Werbeaktion steht in keinerlei Zusammenhang und erfolgte ohne Absprache mit der Stadt Wien bzw. der MA 67. Die MA 67 hat unverzüglich die notwendigen Schritte eingeleitet und den Geschäftsführer zur Unterlassung der Verbreitung der Schriftstücke aufgefordert", wird erklärt.
Dies bestätigt auch Johannes Franner Gründungs-Mitglied von "Night Saver" – "Heute" berichtete bereits über das Start-up: "Wir sind mit der Stadt Wien in Austausch gewesen und konnten die ganze Angelegenheit bereits regeln. Anzeige oder Strafbescheid gab es keinen, aber wir haben natürlich auch aus dieser Aktion gelernt."
„Wir dachten, es wäre eine günstige und effektive Möglichkeit der Aufmerksamkeitsgenerierung“Johannes FrannerGründungsmitglied von "Night Saver"
Die Gründer seien im Zuge von Recherchen zu Guerilla-Marketing auf die Idee gestoßen: "Wir dachten, es wäre eine günstige und effektive Möglichkeit der Aufmerksamkeitsgenerierung für unsere Karten – für die gute Sache, und zwar die Anzahl von K.o.-Tropfen-Attacken zu verringern. Es ist schade und war natürlich nicht unsere Absicht, dass Leute durch unsere Aktion verärgert wurden", erklärt Franner.
Es wird allerdings nicht die letzte Werbeaktion von "Night Saver" gewesen sein: "Betreffend weiterer Aktionen darf man auf jeden Fall gespannt bleiben, denn die Prävention von K.o.-Tropfen-Attacken liegt uns sehr am Herzen", so Franner abschließend.