Ein Social-Media-Sujet der Volkspartei schlägt am Wochenende hohe Wellen. "Wusstest du, dass zwei Drittel das Zusammenleben mit Muslimen als schwierig empfinden?", steht in weißen Großbuchstaben auf schwarzem Hintergrund – veröffentlicht auf dem offiziellen Instagram-Account der ÖVP.
Verwiesen wird auf das Integrationsbarometer, eine Meinungsumfrage zur Haltung gegenüber Migration.
Das Sujet stößt vielen sauer auf. Auf Facebook etwa meldet sich der Wiener SPÖ-Gemeinderat Omar Al-Rawi zu Wort: "Nicht alle Muslime sind hier geflüchtet oder emigriert", viele leben auch schon in dritter oder vierter Generation in Österreich, sind auch hier geboren.
"Wir sind eine Bestandteil dieser Gesellschaft. Und müssen uns diese Islamhetze über uns ergehen lassen."
Auf BlueSky schreibt dazu ein User mit Wurzeln in Sarajevo: Der ÖVP "geht es längst nicht mehr um die (notwendige) Bekämpfung des Islamismus: Sie wollen absichtlich Ressentiments gegenüber allen Muslimen schüren. Wann fusionieren sie endlich mit der FPÖ?"
Letzterer erregte auch die Aufmerksamkeit von Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ). Dieser antwortete darauf mit klaren Worten: "Mein Mitgefühl gilt zum Beispiel den Kolleg:innen aus Bosnien, die vor dem Krieg nach Österreich flüchteten, hier seit Jahrzehnten als Leistungsträger:innen in Pflege, Spitälern, Handel oder Industrie arbeiten, Steuern zahlen, ihre Kinder großziehen und dann so etwas lesen müssen", verfasste der Sozialdemokrat.
Das Vorgehen des Koalitionspartners geht ihm derart gegen den Strich, dass er sich sogar dafür öffentlich entschuldigt: "Entschuldigung! Wir sind nicht so."
Kritik gibt es auch aus der Opposition: "Wer ganze Bevölkerungsgruppen pauschal problematisiert, betreibt bewusste Spaltung. Politik hat die Aufgabe, Zusammenhalt und das Gemeinsame zu stärken – und nicht Misstrauen zu säen", schreibt Grünen-Chefin Leonore Gewessler.
Und weiter: "Dass Menschen, die seit Jahrzehnten in Österreich leben, arbeiten und Teil unserer Gesellschaft sind, so etwas lesen müssen, ist beschämend. Das ist einer Kanzlerpartei unwürdig – erst recht einer christlich-sozialen Volkspartei."