Die Suche nach Fachkräften in systemrelevanten Berufen, etwa in der Pflege, gestaltet sich in Wien zunehmend schwierig – nicht zuletzt wegen der hohen Wohnkosten. Eine aktuelle Recherche des Urban Journalism Network in Kooperation mit dem ORF zeigt, dass gerade diese Berufsgruppen auf dem freien Wohnungsmarkt oft überdurchschnittlich hohe Mieten zahlen müssen.
Von den rund 750.000 Mietwohnungen in Wien sind mehr als die Hälfte Gemeindewohnungen oder Genossenschaftswohnungen. Diese gelten als vergleichsweise günstig, da die Mieten hier in der Regel einen überschaubaren Anteil am Nettoeinkommen ausmachen. Neu zugezogene Personen haben jedoch zunächst keinen Anspruch auf solche Wohnungen: Erst nach zwei Jahren Aufenthalt sowie mit österreichischer Staatsbürgerschaft oder gleichgestellter Staatsangehörigkeit können sie diese beziehen. Auch die Wartelisten für Genossenschaftswohnungen sind lang, und für eine Zuteilung ist oft ein Eigenanteil von mehreren zehntausend Euro erforderlich.
Für die Analyse wurde ein Anteil von 30 Prozent des Nettogehalts als Grenze für leistbares Wohnen definiert. Besonders betroffen sind Berufsgruppen, die die Stadt am Laufen halten: Spital- und Heimpflegekräfte, Lehrerinnen und Lehrer, Rettungssanitäterinnen und -sanitäter, Fachärztinnen und -ärzte, Elementarpädagoginnen und -pädagogen, Sozialarbeiterinnen und -arbeiter, Polizeibeamte und Installateure.
Die Daten zeigen: Viele dieser Berufsgruppen müssen am freien Wohnungsmarkt deutlich mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für Mieten aufbringen. Spitalpflegekräfte etwa zahlen für eine Neubauwohnung zwischen 33 Prozent ihres Gehalts in Liesing und bis zu 54 Prozent in der Inneren Stadt. Altbauwohnungen sind meist etwas günstiger – zwischen 26 Prozent in Favoriten und 43 Prozent in der Inneren Stadt –, doch nur in zehn Bezirken bleiben die Kosten unter der 30-Prozent-Grenze.
Die Situation wird besonders deutlich, wenn man die Miete in Arbeitstagen umrechnet: Um eine 50-Quadratmeter-Neubauwohnung zu bezahlen, müssen Pflegekräfte in der Haus- und Familienpflege fast zehn Arbeitstage aufwenden, während andere Berufsgruppen zwischen 2,5 und acht Tage arbeiten müssen.
Die Untersuchung entstand im Rahmen des Projekts "The Housing Games" des Urban Journalism Network, unterstützt durch Journalism Fund und IJ4EU, und zeigt deutlich, dass das Thema leistbares Wohnen in Wien weiterhin eine zentrale Herausforderung darstellt.