Chinas Staatschef Xi Jinping hat das Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) offiziell eröffnet und dabei scharfe Kritik an der derzeitigen Weltordnung geübt.
In seiner Rede am Montag forderte der Präsident der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, "sich zu Fairness und Gerechtigkeit zu bekennen" und "der Mentalität des Kalten Krieges, Lager-Konfrontation und einschüchterndem Verhalten entgegenzutreten".
Die aktuelle Weltlage beschrieb Xi als "chaotisch und verschlungen". Die Mitgliedstaaten der SOZ stünden vor noch größeren Herausforderungen bei Sicherheit und Entwicklung. Diese könnten laut Xi mit dem "Geist von Shanghai" bewältigt werden.
In der nordchinesischen Stadt Tianjin versammelte Xi mehr als 20 Staats- und Regierungschefs. Zuerst gab es ein Gruppenfoto am roten Teppich. Unter den Teilnehmern waren der russische Präsident Wladimir Putin und Indiens Regierungschef Narendra Modi. Bei der Live-Übertragung der Eröffnungszeremonie war zu sehen, wie die beiden miteinander plauderten.
Bereits am Sonntag hatte der Gipfel mit bilateralen Treffen von Xi mit seinen Gästen begonnen. Am Montag setzten sich die Staats- und Regierungschefs dann zum Plenum zusammen.
Zur Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit gehören China, Belarus, Indien, der Iran, Pakistan, Russland und vier zentralasiatische Staaten. Weitere 16 Länder sind als Beobachter oder "Dialogpartner" dabei. China und Russland nutzen die Organisation, um ihre Beziehungen zu den zentralasiatischen Staaten zu stärken und ein Gegengewicht zu westlichen Bündnissen wie der NATO zu schaffen.
Für Modi ist es der erste China-Besuch seit 2018. Bei einem Treffen mit Xi zeigte er sich am Sonntag entschlossen, die Beziehungen zwischen Indien und China "auf der Grundlage von gegenseitigem Vertrauen" zu verbessern. China und Indien, die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt, sind erbitterte Rivalen. In letzter Zeit haben aber Unsicherheiten im Welthandel und geopolitische Spannungen für eine Annäherung zwischen Neu Delhi und Peking gesorgt.
Mit Putin will Modi am Montag ebenfalls ein bilaterales Gespräch führen. Schon am Samstag hatte sich der indische Regierungschef telefonisch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über "die Bemühungen um die Wiederherstellung von Frieden und Stabilität" ausgetauscht. Indien unterstütze "alle Bemühungen in diese Richtung uneingeschränkt", schrieb Modi dazu in Onlinenetzwerken.
Trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der Annäherung an die USA und andere westliche Staaten hält Indien weiterhin enge Beziehungen zu Moskau. Modis Regierung hat die russische Invasion bisher nicht verurteilt und bietet sich stattdessen als Vermittler an.
Auch China gibt sich im Ukraine-Krieg neutral und betont, dass es alle Bemühungen für einen Frieden zwischen Russland und der Ukraine unterstütze.
Neben dem Treffen mit Modi stehen für Putin am Montag auch Gespräche mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem iranischen Präsidenten Massud Peseschkian auf dem Programm. Dabei dürfte es vor allem um den Ukraine-Krieg und das iranische Atomprogramm gehen.