In der Nacht auf Sonntag (26. Oktober) ist es wieder soweit – in den meisten europäischen Ländern werden die Uhren umgestellt. Um 3 Uhr morgens werden die Zeiger eine Stunde zurückgedreht, von der Sommerzeit zurück auf die Normalzeit, auch Winterzeit genannt. Diese gilt dann bis zum 29. März des kommenden Jahres.
Während sich Langschläfer freuen dürfen, weil sie eine Stunde länger im Bett bleiben können, spüren viele Menschen die Umstellung deutlich: Ihr Körper braucht oft Tage, bis sich der innere Rhythmus wieder einpendelt.
"Die meisten Menschen hätten am liebsten das ganze Jahr über die Sommerzeit", erklärt Matthias Habel, Meteorologe bei WetterOnline. "Jedoch wäre eine ganzjährige Winterzeit biologisch gesehen viel gesünder für uns. Sie passt besser zu unserem Tagesrhythmus: Morgens wird es früher hell, was das Aufstehen erleichtert und abends schneller dunkel, was beim Einschlafen hilft."
Die Idee der Zeitumstellung reicht weit zurück: Benjamin Franklin gilt als ihr Erfinder. Er wollte damit im 18. Jahrhundert den Kerzenverbrauch in der dunklen Jahreszeit senken und Heizenergie sparen. Heute weiß man, dass dieser Effekt kaum messbar ist. Eine Untersuchung der Europäischen Kommission aus dem Jahr 1999 ergab, dass die tatsächliche Energieeinsparung lediglich zwischen 0 und 0,5 Prozent liegt.
Dafür zeigen zahlreiche medizinische Studien, dass die Zeitumstellung unserer Gesundheit schadet. Eine 2021 veröffentlichte Studie belegte, dass das Herzinfarktrisiko nach der Umstellung auf Sommerzeit steigt – ebenso das Unfallrisiko.
Viele leiden zudem unter Schlafstörungen, und Forschende der Stanford-Universität fanden Hinweise darauf, dass die Umstellung auch das Risiko für Schlaganfälle und Übergewicht erhöht.
Auch Tiere reagieren sensibel auf die Zeitverschiebung. In der Landwirtschaft etwa müssen Kühe und Schweine möglichst regelmäßig gefüttert und gemolken werden.
Landwirte müssen ihre Abläufe daher zweimal im Jahr schrittweise anpassen – es sei denn, sie nutzen moderne Melkroboter, bei denen die Tiere selbst entscheiden können, wann sie gemolken werden.
➤ Im Frühjahr werden die Gartenmöbel nach draußen gestellt – und genauso wird auch die Uhr vorgestellt. Im Herbst kommen die Möbel wieder zurück in den Keller oder Schuppen – und ebenso wird die Uhr zurückgestellt.
➤ Auch die Temperaturen helfen beim Erinnern: Im Sommer gibt es Plusgrade, also wird eine Stunde hinzugefügt. Im Winter herrschen Minusgrade, daher wird eine Stunde abgezogen.
➤ Oder du nutzt den englischen Merksatz: "Spring forward, fall back" – im Frühling (spring) die Uhr vorstellen (forward), im Herbst (fall) zurückstellen (back).
➤ Ein weiterer Tipp: Der erste Vokal im Wort kann ebenfalls helfen – Sommerzeit = vor, Winterzeit = zurück.
Trotz der Kritik bleibt der halbjährliche Wechsel bestehen – und das, obwohl laut Umfragen rund drei Viertel der Österreicher die Abschaffung befürworten.
Die EU-Kommission legte bereits 2018 einen entsprechenden Gesetzentwurf vor, und auch das Europäische Parlament stimmte zu. Eigentlich sollte die Zeitumstellung 2021 enden – passiert ist seither jedoch nichts.
Der Grund: Die Mitgliedstaaten können sich nicht darauf einigen, welche Zeit dauerhaft gelten soll. Einige Länder bevorzugen die Winterzeit, andere die Sommerzeit – und manche wollen die Umstellung gar nicht aufgeben.
Zuletzt sprach sich Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez klar gegen den Zeitwechsel aus: "Offen gesagt sehe ich darin keinen Sinn mehr", sagte er in einem Video auf der Plattform X.
Bis sich die EU auf eine einheitliche Lösung einigt, heißt es also weiterhin: Zweimal im Jahr Uhren umstellen – und für viele auch: den eigenen Rhythmus neu justieren.