Buch von Zeitzeugin

NS-Opfer erzählt: "Durfte nicht mehr in Schule gehen"

In der Britischen Botschaft Wien stellte Zeitzeugin Hedi Schnabl Argent (96) ihre bewegenden Kindheitserinnerungen nun in Buchform vor.
Thomas Peterthalner
17.11.2025, 07:30
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Der große Empfangssaal der Britischen Botschaft in Wien war vor kurzem bis auf den letzten Platz gefüllt. Mehr als hundert Gäste kamen zur Präsentation des Buchs "Der Tag, an dem sich die Musik veränderte", um einer der letzten lebenden Holocaust-Zeitzeuginnen zuzuhören. Hedi Schnabl Argent (96), geboren 1929 in Schwechat bei Wien, erzählte von ihrer Kindheit, ihrer Flucht und dem Überleben.

9-Jährige durfte nicht in Schule gehen

Als 9-Jähriges Mädchen wurde Hedi Schnabl-Argent im März 1938 der Schulbesuch verboten, weil sie Jüdin war. Dem Vater wurde seine Anwaltskanzlei weggenommen, die Wohnung der Familie in Schwechat wurde "arisiert", ein Nazi zog ein. Die Familie ging nach Wien.

Mit Glück nach England geflüchtet

Schnabl-Argents Vater wurde festgenommen, saß sechs Wochen in der Rossauer Kaserne in Haft. Die Familie hatte Glück in dieser rabenschwarzen Zeit des Naziterrors – im Juli 1939 gelang es den Eltern ein Visum für die Ausreise nach England zu erhalten und flüchtete nach London. Hedi Schnabl-Argent lebt bis heute dort, kehrte seither aber immer wieder zurück, um von ihrem Leben zu erzählen und Bewusstsein zu schaffen – um das geht es auch in ihrem neuen Buch.

Herausgeber Nikolaus Franz im Gespräch mit Hedi Schnabl-Argent-
edition lex liszt 12

Lesung in der britischen Botschaft

Die britische Botschafterin Lindsay Skoll eröffnete den Abend mit berührenden Worten. Besonders emotional wurde es, als Hedi von ihrer Kindheitsfreundin Gertie sprach, die ebenfalls unter den Gästen war. Zwei Frauen, beide Mitte 90, die einander wiederfanden – und gemeinsam zeigten, dass selbst nach dunkelsten Zeiten Lebensfreude noch möglich ist. Das neue Buch der 96-jährigen Zeitzeugin richtet sich an Kinder ab dem späteren Volksschulalter. Es erzählt von Ausgrenzung, Angst und Flucht – aber auch von Hoffnung.

Der Ort der Buchpräsentation in der Britischen Botschaft in Wien war mit Bedacht gewählt. Die Präsentation fand in Kooperation mit dem Mauthausen Memorial und der "edition lex liszt 12" statt.

Zeitzeugin bekam hohen Orden

Hedi Schnabl-Argent arbeitete nach dem Krieg als Sozialarbeiterin, schrieb mehrere Fachbücher und erhielt den britischen Verdienstorden "Member of the British Empire". Bis heute spricht sie in Schulen – und erinnert eindrucksvoll daran, was "nie wieder" bedeutet. Die Schule durfte sie einst nicht mehr besuchen – heute bringt sie mit ihren Worten Wissen und Menschlichkeit in die Klassenzimmer. Das Buch "Der Tag, an dem sich die Musik veränderte" ist online und im Fachhandel um 15 Euro erhältlich.

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