Es ist ein häufiger Streitpunkt beim Fliegen: das Zurücklehnen der Flugzeugsitze. Während einige der Meinung sind, dass ihnen dieser Komfort zusteht, halten es andere für unhöflich, da es den Platz der Person dahinter weiter einschränkt – besonders, wenn gerade Essen serviert wird. Bei einigen Fluggesellschaften, darunter zum Beispiel der Spirit-Airline, ist das Zurücklehnen bereits gar nicht mehr möglich.
Die kanadische Billigairline WestJet geht nun einen anderen Weg: Sie baut ihre Flugzeuge (Boeing 737-8 MAX und 737-800) um, um ein "modernes Kabinenerlebnis" zu bieten. Konkret bedeutet das, dass es künftig pro Flugzeug zwölf sogenannte Premium-Sitze geben wird. Die kann man zurücklehnen, sie haben ein größeres Kopfpolster und ergonomisch geformte Sitzflächen. Natürlich gegen Aufpreis.
Die 36 Sitze dahinter, in der "Extended Comfort Section", lassen sich dagegen nicht mehr zurücklehnen. Dafür gibt es dort mehr Beinfreiheit. "Die Kabine wurde mit viel Sorgfalt gestaltet, um einen einladenden Service für jedes Budget anzubieten", sagt Samantha Taylor, Executive Vice President und Chief Experience Officer von WestJet, in einer Mitteilung. "Sie zeigt unser Engagement, das Reiseerlebnis aufzuwerten und der Nachfrage unserer Gäste nach einer breiteren Palette von Angeboten gerecht zu werden."
Neben Extended Comfort gibt es auch noch die regulären Economy-Sitze – dort gibt es weder mehr Beinfreiheit, noch bewegliche Lehnen. So kann die Airline eine zusätzliche Sitzreihe im Flugzeug unterbringen. Die Passagiere sollen so ihre Prioritäten wählen können, erklärt die Airline – mehr Platz und bequemere Sitze, oder günstigere Flugtickets. Je weiter hinten du im Flugzeug sitzt, desto weniger Platz hast du.
So gut die Airline das Konzept auch verkauft, so wenig begeistert sind Verfechter von Fluggastrechten: Kritiker sagen, dass diese Optionen den Passagieren für etwas zusätzliche Gebühren berechnen, das vorher einfach inbegriffen war. "Die Fantasie der Airlines hört nie auf, mich zu erstaunen: Sie vermitteln den Leuten irgendwie den Eindruck, dass sie mehr bekommen, wenn sie mehr bezahlen", sagt John Gradek, Dozent für Luftfahrt an der McGill University, gegenüber der "New York Post". "Im Moment ist es aber so: Man zahlt mehr, um das zu bekommen, was man früher schon hatte."