Andere Länder, andere Sitten

10 verrückte Osterbräuche aus aller Welt

Bei uns stehen dieser Tage Eier und Schoko hoch im Kurs. In anderen Ländern sehen die Osterbräuche anders aus. Zum Teil deutlich wilder.
20.04.2025, 09:55

Nicht nur zu Weihnachten und zu Silvester gilt: andere Länder, andere Sitten. Bei den Osterbräuchen ist es ähnlich. In vielen Ländern gibt es besondere Osterbräuche, die sich stark von unseren unterscheiden. In Polen gibt es Wasserschlachten, in Norwegen stehen Krimis im Mittelpunkt und auf Bermuda lassen die Menschen traditionell Drachen steigen. Mit Religion, wie man meinen könnte, haben sie nur selten zu tun.

Nasse Ostern in Polen

Der Ostermontag ist hier als "nasser Montag" ("lany poniedziałek") bekannt. Der Name ist Programm. Denn dann finden vielerorts regelrechte Wasserschlachten statt. Zum Einsatz kommt alles, mit dem man andere nass machen kann: Wasserpistolen und -ballons, Eimer und sogar Schläuche.
Der Brauch namens "Śmigus Dyngus" soll an die Taufe des Prinzen Mieszko I. im Jahr 966 erinnern, mit der Polen den christlichen Glauben annahm. Einst eine Art Balzritual zwischen Single-Männern und -Frauen, ist heute niemand mehr sicher und alle machen mit. Sogar Feuerwehren mischen mit. Ähnliche Wassertraditionen gibt es in ganz Mittel- und Osteuropa – allerdings nicht in diesem Ausmaß.

Der Brauch "Śmigus Dyngus" soll an die Taufe des Prinzen Mieszko I. im Jahr 966 erinnern, mit der Polen den christlichen Glauben annahm.
Wiktor Dabkowski / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Drachensteigen auf Bermuda

Ostern auf Bermuda heißt: Drachen steigen lassen. Die meist achteckigen "Bermuda Kites" werden in den Tagen vor den Feiertagen zusammen mit Freunden und Familie selbst gebastelt. Am Karfreitag treffen sich dann alle am Strand oder in einem Park und lassen sie gemeinsam steigen.
Woher der Brauch kommt, ist nicht ganz klar. Es heißt, er gehe auf eine besonders kreative Unterrichtsstunde zurück. In dieser war die Auferstehung das Thema. Die Lehrperson soll das Thema mithilfe eines Drachens veranschaulicht haben.

Irland: "Heringe zu Grabe tragen"

Auf der grünen Insel steht an Ostern vielerorts das sogenannte Heringsbegräbnis an. Früher war das wortwörtlich zu nehmen. Denn einst wurden dort tatsächlich Heringe zu Grabe getragen. Für die "Whipping the herring" genannte Prozession wurde ein Hering an einer Holzstange oder an einem Seil befestigt und durch den Ort getragen. Anschließend wurden seine Überreste unter Beschimpfungen in einen Fluss geworfen.
Das Heringsbegräbnis erfolgte als Zeichen dafür, dass die strenge Fastenzeit, in der wegen des Verbots von Fleisch, Milch, Käse und Wurst Heringe die Hauptmahlzeit waren, zu Ende war. Meist führten die örtlichen Fleischhauer die Begräbnisse durch. Heute werden die Fische – wenn überhaupt – nur im privaten Rahmen und im übertragenen Sinne begraben.

"Whipping the herring": Am letzten Tag der Fastenzeit wurde durch die örtlichen Metzger ein Hering aus der Stadt getragen, in den Fluss geworfen und anschließend eine geschmückte Lammkeule in einem Umzug zum Markt getragen.
© Sotheby's / akg-images / picturedesk.com

Osterkrimi in Norwegen

In Norwegen dreht sich dann alles um "Påskekrim", was so viel wie Osterkrimi heißt. Alle Zeichen stehen dann auf Spannung. Selbst die Radio- und TV-Stationen machen mit und senden vornehmlich Kriminalgeschichten. Auch auf Milchkartons sind Krimis zu finden.
Die Tradition geht der Legende nach auf das Jahr 1923 zurück: Die Krimi-Autoren Nordahl Grieg und Nils Lie priesen ihren Roman "Bergensbahn in der Nacht geplündert" in einer Anzeige ganz oben auf der Titelseite der Zeitung "Aftenposten" an. Da der Titel wie eine Schlagzeile klang, dachten viele Leser, dass tatsächlich ein Zug ausgeraubt wurde – entsprechend groß war die Aufmerksamkeit. Das Buch wurde ein Erfolg und gilt als erster "Påskekrim". An der Darstellung gibt es aber auch Zweifel.

In Finnland kommt der Osterhahn

In Finnland ziehen Kinder am Sonntag vor Ostern als Hexen verkleidet von Tür zu Tür. Virpominen nennen sie das. Wer den Kindern die Tür öffnet, bekommt einen bunt geschmückten Zweig geschenkt und den Spruch "Virvon varvon tuoreeks terveeks tulevaks vuodeks. Vitsa sulle, palkka mulle" ("Ich wünsche dir ein frisches, gesundes neues Jahr, einen Zweig für dich, eine Belohnung für mich!") zu hören. Dafür gibts dann meist Eier, Süßes oder sogar etwas Geld.
Eier bekommen sie auch in der Woche darauf. Allerdings nicht vom Hasen, sondern vom Osterhahn. Auch suchen müssen finnische Kinder die Eier nicht. Sie bekommen sie in eine Wollmütze gelegt, die sie am Abend vorher neben ihr Bett gelegt haben. Zu essen gibt es an Ostern traditionell Mämmi, eine Art Ofen-Roggenbrei, der aus Roggenmalz und Roggenmehl hergestellt wird.

Scherben und Feuer in Griechenland

Korfu: Was in Griechenland an Ostern passiert, hängt vom Standort ab. Auf Korfu etwa werden am Karsamstag die "Botides" zerschmettert: riesige, mit Wasser gefüllte Tongefäße, die von den festlich dekorierten Balkonen der Gebäude entlang der Spianada auf die Straße geworfen werden. Die Scherben gelten als Glücksbringer.
Die Tradition reicht bis ins Zeitalter der Venezierherrschaft zurück. Die Venezier feierten mit einer ähnlichen Tradition den Beginn des Neuen Jahres: Sie warfen alte Sachen aus den Fenstern ihrer Häuser, um sich so vom Ballast des vergangenen Jahres zu trennen. Die Menschen auf Korfu haben den Brauch auf Ostern verlegt.

Download von www.picturedesk.com am 18.04.2025 (15:20). People prepare to throw a huge clay jar from a balcony during the custom called "the botides" on the Ionian Sea island of Corfu, northwestern Greece, Saturday, April 23, 2022. Locals and visitors attended the custom whose original purpose was to ward off evil spirits, as Greeks celebrate Easter with other Orthodox Christians on Sunday, with restrictions against pandemic now lifted. (AP Photo/Thanassis Stavrakis) - 20220423_PD2514 - Rechteinfo: Rights Managed (RM)
Thanassis Stavrakis / AP / picturedesk.com

Insel Chios: Noch wilder geht es auf der griechischen Insel Chios zu. Dort wird in der Nacht auf Ostersonntag mit Feuerwerksraketen geschossen. Konkret beschießen sich die Anhänger zweier Kirchen gegenseitig mit zehntausenden Feuerwerkskörpern. "Rouketopolemos" – "Raketenkrieg" nennen die Menschen das dort. Ziel ist es, den Glockenturm der anderen Kirche zu treffen.
Der genaue Ursprung ist unklar. Laut lokalen Quellen soll der Brauch aus der osmanischen Zeit stammen, als die Osmanen den Griechen das Osterfest verboten hatten. Um die Osmanen auf Abstand zu halten, sollen die Menschen auf Chios einen Krieg vorgetäuscht haben. Zunächst noch mit echten Raketen, bis diese verboten wurden.

Zu Ostern gibt es "Rouketopolemos" – "Raketenkrieg" auf der Insel Chios.
Getty Images/iStockphoto

Italien: Brennender Karren in Florenz

Auch bei unseren südlichen Nachbarn geht es nicht überall gleich zu. In Florenz etwa ist am Ostersonntag "Scoppio del Carro" angesagt, was so viel wie "Explosion des Karrens" heißt. Dafür wird ein antiker Wagen, der Brindellone, mit Pyros beladen, auf den Domplatz gerollt und schließlich mit einer taubenförmigen Rakete, der Colombina, angezündet.
Der feurige Brauch geht auf den Ersten Kreuzzug zurück, als der Florentiner Pazzino de' Pazzi der Legende nach als erster Mensch die Mauern Jerusalems erklomm und Steinstücke vom Heiligen Grab nach Florenz brachte, die zur Entzündung des Osterfeuers verwendet wurden. Dieses wurde auf einem Karren durch Florenz getragen, um den Segen in die Stadt zu bringen.

In Florenz ist am Ostersonntag "Scoppio del Carro" angesagt.
Gianni Pasquini / PA / picturedesk.com

"Schweigende Glocken" in Frankreich

In Frankreich wird es über Ostern sehr still. Grund dafür ist die Erzählung von den "cloches volantes", den fliegenden Glocken. Laut dieser machen sich die Kirchenglocken nach dem Geläut am Gründonnerstag auf den Weg nach Rom, um den Papst zu besuchen. Dort werden sie gesegnet. Zudem erhalten sie dort auch Süßigkeiten, die sie dann auf dem Rückweg nach Frankreich – sehr zur Freude der Kinder, die sie finden – verlieren.
Die genauen Hintergründe dieses Brauchs sind unklar. Es heißt jedoch, die Glocken würden als Zeichen des Respekts vor dem Tod Jesu schweigen.

Popoklatsch in Tschechien

Auf den ersten Blick weniger süß geht es in Tschechien zu. Hier stehen nämlich Schläge auf dem Osterprogramm: In der Nacht auf Montag, der "Velikonoce", besuchen Männer ihre Partnerinnen, Töchter und Freundinnen und schlagen sie – allerdings nur symbolisch – mit der "Pomlázka", einer handgeflochtenen und verzierten Weidenrute. So soll die Kraft der jungen Weidenzweige auf die Frauen übergehen. Als Dank schenken die Frauen ein Ei oder einen Schnaps. Manche "rächen" sich auch, indem sie die Männer später mit Wasser übergießen.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 20.04.2025, 09:55
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