Tierischer Blog

A taste of KEKS: Wenn der Hund lieber eine Katze wär

"Heute"-Redakteurin Christine Kaltenecker erzählt von ihrem Leben mit ihren Pelzigen und wie Junghund "Keks" den Alltag völlig durcheinander bringt.
Christine Kaltenecker
12.10.2025, 08:45
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Jaja, auch wenn sich mein Blog vorwiegend um den Chaos-Clown "Keks" dreht, gibt es in meinem Haushalt einen zweiten Vierbeiner, der ebenfalls etwas ganz Besonderes ist: Border Collie Mischlingsmädchen "Kennedy". Sie wurde mir eigentlich "nur" als Pflegehund mit neun Monaten aus zweiter Hand übergeben, nachdem das Kind der Familie "plötzlich" eine Allergie bekam. Da ich aber immer schon ein Liebhaber der Rasse war und mein souveräner "Kirby" sie damals auch sofort ins Herz geschlossen hatte, durfte sie bleiben.

"Ich wollte, ich wär unsichtbar"

"Kennedy" war zwar keine Angsthündin wie ein paar Pflegehunde zuvor, reagiert aber auf gewisse Situationen mit "Flucht" und "Freeze", weshalb die erste Herausforderung darin bestand, soviel Vertrauen aufzubauen und soviel Sicherheit auszustrahlen, dass die Hundemaus nicht Reißaus nimmt, sondern zu mir kommt, wenn sie sich vor etwas gruselt.

Die 5F - Stress-Bewältigungs-Mechanismen eines Hundes können sein:

"Fight" / "Flight" / "Fiddle" oder "Flirt" / "Freeze" / oder "Faint"

Alles ist natürlich dem "Fight" - dem Kampf - vorzuziehen, doch am Liebsten haben wir natürlich Hunde, die gerne flirten oder "fiddeln" - soll heißen, den Clown geben - wenn sie eine Situation oder eine Begegnung nicht einschätzen können.

Bei schreienden Kindern, großen Männern und lauten Geräuschen würde sie sich auch heute noch lieber in Luft auflösen, erträgt die Situation an meiner Seite aber sehr tapfer und mutig.

Autist

Auch wenn es hier keine offizielle Diagnose gibt, glaube ich fest daran, dass "Kennedy" autistische Züge aufweist und sich manchmal gedanklich einfach aus dem Leben beamt. Mit den großen Augen schaut sie dann durch dich hindurch und hängt vermutlich irgendwelchen Tagträumen nach. Man sollte allerdings nicht genauer darüber nachdenken, dass solche Episoden meist dann stattfinden, wenn man etwas von ihr verlangt *räusper* – wie am Hundeplatz.

"Border Collies wollen gefallen" – öhm, Kennedy nicht. Sie hat null Interesse daran, mich zu begeistern oder von mir gelobt zu werden und die zehn Minuten Konzentration im Wohnzimmer ohne Ablenkung sind tatsächlich zu wenig für Hundeschule und Hundekurse. Ich musste es auf die "harte Tour" lernen, dass Hundesport für "Kennedy" völlig sinnbefreit ist und sie in der Schule wohl ein "wenig zufriedenstellend" im Betragen bekäme. Nicht aber, weil sie "dumm" wär, sondern weil sie einfach nicht will.

Abgesehen vom Tunnel (*der ist lustig – saus*) geht ihr das gemeinsame Lernen und Laufen im Agility am Flusenpopsch vorbei und ihre Motivation ist ungefähr so groß, wie bei mir, wenn ich Fenster putzen sollte. Generell hat man nicht unbedingt das Gefühl, dass "Kennedy" täglich Endorphine ausschüttet, außer wenn sie jagen dürfte. Tja, Pech – Bambi, Hasi, Eichhörnchen und Mauserln dürfen freilich nicht gehetzt, ausgebuddelt oder gehütet werden, weshalb ich hier eine klare Grenze ziehe.

Die "Hutze"

Irgendwann in Zeiten der "Diversität" kam allerdings die Erleuchtung: Mein Hund definiert sich wahrscheinlich als Katze. Sie ist ja immerhin mit zwei Katzen groß geworden und während mein Kater lieber ein Hund gewesen wär, hat "Kennedy" vermutlich die Rolle mit ihm getauscht. Beweise dafür sind "hündische" Vergnügen, die von ihr als total doof, überflüssig und entbehrlich wahrgenommen werden. Hier ein paar Beispiele:

Lernen! *Wozu? Frauli lässt mich ohnehin nicht verhungern*

Spaziergänge! *Wieso jeden Tag und wieso wenn es regnet, stürmt, schneit, die Sonne scheint, es neblig ist, matschig ist, trocken ist, am Feld, im Wald, in der Stadt, am Berg?*

Fang den Ball! *Fang ihn selber!*

Kuscheln! *Nur wenn ich es will und auch nur, wenn du beschäftigt bist!*

Gassi! *Wenn es regnet, muss ich erst morgen wieder!*

Verfressen! *Nur, wenn es schmeckt. Nur, wenn es teuer ist. Nur wenn ‚Keks‘ es auch haben will*

Körbchen! *Ich schlafe nur in weichen, kuscheligen, Höhlen*

Spielen! *Ich muss zunächst umworben werden, dann überlege ich es mir.*

Gehorsam! *Hast du was g'sagt?*

Christine Kaltenecker wurde bereits in ein Haus mit Hund hinein geboren und entschied sich bewusst für ihren ersten, eigenen Hund mit 14 Jahren aus dem Tierheim in Graz (1997 – 2011).
Seelenhund "Kirby" (14.10.2008 bis 06.03.2025) wurde ihr als Notfallwelpe zur Flaschenaufzucht von einem Tierschutzverein aus der Slowakei überbracht und ihr Mädchen "Kennedy" (8) machte aus ihr ebenfalls einen Pflegestellen-Versager.
Zuletzt zog Terrorkrümel "Keks" am 16. August 2022 aus dem Wiener Tierquartier ein und stellt den Alltag in jeglicher Hinsicht auf den Kopf.

Selbst mein Tierarzt des Vertrauens bemerkte, dass "Kennedy" ein ziemlich merkwürdiges Exemplar "Hund" sein muss. Immerhin stand ich mehrmals wegen – nun ja – psychosomatischen Problemchen bei ihm, die permanent ohne Befund akribisch und teuer untersucht wurden und nach dem TA-Besuch wieder verschwunden waren. Als sie letztens beispielsweise vier Tage nichts fressen wollte, war die Diagnose "Herbstdepression", denn sofort nach dem wunderschönen Blutbefund hatten wir plötzlich wieder extrem großen Hunger. Und nein – eine "Hutze" verdirbt sich den Magen nicht! G'frast!

{title && {title} } tine, {title && {title} } 12.10.2025, 08:45
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