Abends fällst du früh ins Bett, morgens quälst du dich heraus? Im Zug fallen dir die Augen zu, dir ist ständig kalt oder die Stimmung ist im Keller? Klingt ganz nach Herbstmüdigkeit. Offiziell ist das zwar keine Krankheit, aber ein Phänomen, das viele kennen – und das hat nichts mit Faulheit, sondern mit physiologischen und psychologischen Mechanismen zu tun.
Der Begriff Herbstmüdigkeit existiert laut USZ in der medizinischen Fachliteratur nicht, im Alltag ist er jedoch weitverbreitet. Sobald die Tage kürzer und dunkler werden, produziert der Körper mehr Melatonin, das Schlafhormon – wir fühlen uns schlapp, antriebslos und gähnen häufiger. Gleichzeitig sinkt der Spiegel des Glückshormons Serotonin, was Stimmung und Energie zusätzlich drückt.
Dazu kommen weitere Faktoren: Erkältungen und Grippe sind im Herbst besonders häufig, oft steckt eine nicht auskurierte Infektion hinter der Müdigkeit. Auch unser natürlicher Schlafbedarf steigt in der dunklen Jahreszeit – nur lassen Beruf und Alltag meist keine längeren Pausen zu.
Während viele Tipps wie eine leichte Ernährung, viel Sonnenlicht und Bewegung helfen, machen aber auch Mythen die Runde. Psychotherapeutin Romina Reginold verriet gegenüber "20 Minuten", was wirklich gegen Herbstmüdigkeit hilft.
Neben vielen hilfreichen Tipps gibt es auch viele, die du besser absetzen solltest. Darunter viel Kaffee, der jedoch nur kurzfristig hilft. "Zu viel Koffein stört den Schlaf und macht am Ende noch müder", erklärt Reginold. Gleiches gilt für Wechselduschen, Tees und Hausmittel. "Können zwar kurz anregen, aber sind kein Ersatz für das, was wirklich wirkt: Licht, Bewegung und Rhythmus", sagt Reginold.
Kurze Powernaps von 1 bis 20 Minuten können hingegen hilfreich sein, um den Tag zu überstehen. "Doch lange Nickerchen sind kontraproduktiv, weil sie den Nachtschlaf verschieben", so Reginold.
Normale Herbstmüdigkeit ist leicht und vergeht wieder. Alarmzeichen sind, wenn Erschöpfung über Wochen bleibt, verbunden mit Antriebslosigkeit, gedrückter Stimmung, sozialem Rückzug, Konzentrationsstörungen oder Schlaf- und Appetitstörungen.
"Wird die Erschöpfung der Herbstmüdigkeit so stark, dass Arbeit oder Freizeit kaum mehr möglich sind, sollte man ärztliche/therapeutische Hilfe suchen – denn aus Herbstmüdigkeit kann auch eine Herbst- oder Winterdepression werden", erklärt Reginold.