"Das ist kein Kompliment"

Wienerin wird Opfer von "Catcalling" – und wehrt sich

"He, Süße!“, "Geiler Arsch!" für viele Menschen gehören diese Sätze leider zum Alltag. Ein unterschätztes Problem - auch in Österreich.
Christine Scharfetter
30.09.2025, 05:30
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Wer eine Katze anlocken möchte, macht das oft mit Küsschen-Geräuschen. Das kommt bei den Samtpfoten in der Regel jedoch nicht gut an - noch schlechter allerdings bei Frauen. Dennoch ist es für sie Alltag, dass fremde Männer ihnen Kussgeräusche oder übergriffige Kommentare an den Kopf werfen. Das sogenannte "Catcalling" ist auf Deutsch nichts anderes als verbale sexuelle Belästigung und ein unterschätztes Problem – vor allem in Österreich.

In den Niederlanden, Frankreich, Spanien und Portugal ist "Catcalling" bereits ausdrücklich per Gesetz verboten und wird mit Geld- oder sogar Haftstrafen geahndet. In Deutschland wird aktuell über eine Strafbarkeit diskutiert. Weder das eine noch das andere ist derzeit jedoch in Österreich der Fall. Opfer müssen verbale sexuelle Belästigungen über sich ergehen lassen oder selbst zur Tat schreiten – und genau das machte jetzt eine junge Wienerin.

Verbaler Übergriff

"Ich war am Samstag mit meiner Mama und einer Freundin essen. Als wir kurz vor 20 Uhr das Lokal auf der Gumpendorfer Straße im 6. Bezirk verlassen haben, mussten wir an einer Burschengruppe vorbei und da ist es passiert. 'Schau dir die Strumpfhose an, in die will ich mich reinlegen', rief einer der Jungs", schildert "Couchgeflüster"-Podcasterin Leonie-Rachel Soyel gegenüber "Heute".

„Schau dir die Strumpfhose an, in die will ich mich reinlegen.“

Ihre Freundin habe den jungen Männern daraufhin klarmachen wollen, dass man sich manche Dinge besser denken sollte. Doch das brachte die Gruppe offenbar nicht zur Vernunft, ganz im Gegenteil, es folgte die Beschwerde: "Man darf gar nichts mehr sagen." Da half auch eine Erklärung zu dem Unterschied zwischen verbalen Übergriffen und tatsächlichen Komplimenten nichts. Also machte sich die Wienerin an die Ausforschung der Herren, die alle die gleichen Shirts und Hoodies trugen. "Es stellte sich heraus, dass sie Mitglieder eines Vereins sind."

"Catcalling" - bist du betroffen?

Das kannst du tun:

> Vorfall dokumentieren (Datum, Uhrzeit, Wortlaut, Ort)

> Anzeige wegen Beleidigung oder Nötigung prüfen

> Unterstützung bei spezialisierten Organisationen suchen:

Wien: www.volkshilfe-wien.at/stopp-catcalling

Graz: www.catcallsofgraz.at

Linz: www.catcallsoflinz.at/ueber-uns/

Innsbruck: www.instagram.com/catcallsofibk

Was kannst du tun, wenn du beobachtest, dass jemand belästigt wird?

> Täter direkt anprechen und darauf aufmerksam machen, dass es sich um Belästigung handelt.

> Die Situation unterbrechen, in dem du dich dazwischen stellst und die betroffene Person etwas fragst, das nichts mit dem Vorfall zu tun hat.

Dort wird "Catcalling" ganz offensichtlich nicht sonderlich gutgeheißen, denn schon am nächsten Tag meldete sich der Vereinschef bei der jungen Frau mit einer Entschuldigung und dem Versprechen, von jedem einzelnen Burschen eine solche ebenfalls noch schriftlich zu bekommen. "Es geht darum, Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen. Ich hoffe, dass dieser Vorfall ein Zeichen dafür ist, dass ein Verhalten Konsequenzen haben kann."

„Viele erwarten, dass Betroffene einfach drüberstehen, 'nicht so empfindlich' sind oder elegant lächeln. Nope. Genau diese Haltung macht's für Täter so bequem.“
Leonie-Rachel Soyel

Kampf gegen Catcalling

"Viele erwarten, dass Betroffene einfach drüberstehen, 'nicht so empfindlich' sind oder elegant lächeln. Nope. Genau diese Haltung macht's für Täter so bequem", zeigt sich Soyel jetzt kämpferisch. "Wir müssen Missstände ansprechen, dass Wut genauso berechtigt ist wie Traurigkeit und dass man nicht stillhalten muss, wenn Grenzen überschritten werden."

"Catcalling" ist kein Bagatelldelikt, sondern beeinflusst das Sicherheitsgefühl betroffener Frauen extrem. Die Folgen von verbal sexueller Belästigung können tatsächlich verheerend sein. Sie kann unter anderem zu Unsicherheit, Wut, Angst, ein Gefühl der Bloßstellung, Selbstobjektifizierung und Körperscham führen. Frauen könnten dadurch beginnen, bestimmte Räume und Situationen zu meiden, um potenzieller Gewalt zu entgehen. "Es kann nicht sein, dass ich als Frau überlegen muss, ob ich vielleicht zu sexy angezogen bin und ich mich deshalb vor übergriffigen Kommentaren fürchten muss."

{title && {title} } kiky, {title && {title} } Akt. 30.09.2025, 09:15, 30.09.2025, 05:30
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