Nachdem sie sich bereits im Mai am Rande des Gipfels der Europäischen Gemeinschaft in Tirana getroffen haben, telefonierten Bundeskanzler Christian Stocker und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Donnerstagabend miteinander. Das Gespräch dauerte etwa 20 Minuten.
Thematisch ging es unter anderem um die Stärkung der wirtschaftlichen Kooperationen und Zusammenarbeit mit der Türkei. Die Beziehungen gelten als stabil mit positiven Tendenzen – rund 250 österreichische Niederlassungen unterstreichen die Präsenz heimischer Unternehmen vor Ort. Für viele ist die Türkei weiterhin die Brücke zwischen Europa und dem Nahen Osten, Zentralasien und Afrika. "Rule of Law, Rechtssicherheit und Stabilität sind wichtige Rahmenbedingungen für eine noch stärkere Zusammenarbeit in wirtschaftlichen Belangen", betont der Kanzler.
Stocker und Erdoğan sprachen über die Vermittlerrolle, die die Türkei im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine immer wieder angenommen hat. Der Kanzler unterstreicht dabei die Black Sea Grain Initative oder Initiativen zum Austausch von Gefangenen.
Die Türkei gelte als wichtiger Partner für die EU und Österreich in Sicherheitsfragen. Beide Länder arbeiten eng bei der Bekämpfung illegaler Migration, organisierter Kriminalität und Terrorismus zusammen. Spannend: Die erste Abschiebung eines syrischen Straftäters aus Österreich zurück nach Syrien erfolgte über die Türkei.
Zu guter Letzt wurde die Situation in Gaza thematisiert. Stocker wiederholte die Position Österreichs, dass der Krieg endlich enden müsse, die verbliebenen Geiseln endlich freigelassen werden müssen. Kritik gab es an der humanitären Situation in Gaza: Es dürfe nicht die Zivilbevölkerung in Gaza den Preis für den Terror der Hamas bezahlen. Der Kanzler appellierte an Israel, mehr humanitäre Hilfe für Gaza zuzulassen.