Am 1. Juli 2025 gibt es ein rundes Jubiläum: an diesem Tag jährt sich die Einführung der Alkohol-Vortestgeräte in Österreich zum zwanzigsten Mal. Trotz der dadurch ermöglichten raschen Vortests ist Alkohol im Straßenverkehr auch im Jahr 2025 noch eine große Herausforderung, wie eine aktuelle Dunkelfeldstudie vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) zeigt.
Laut einer im Jänner 2025 durchgeführten Befragung unter 1.000 PKW-Lenkern haben in den letzten zwölf Monaten hochgerechnet rund 571.000 Personen in Österreich unter Alkoholeinfluss einen PKW gelenkt. Im Vergleich zur KFV-Studie im Jahr 2023 ist das zwar ein Rückgang um 13 Prozent, die Anzahl der Drogenlenker ist aber von 250.000 auf 265.000 gestiegen (+6 %). Zum Vergleich: Angezeigt wurden 2024 wegen Alkohol am Steuer 28.867 Personen und wegen Fahrens unter Drogeneinfluss 8.227 Personen.
51 % der Befragten halten es für "sehr" oder "eher wahrscheinlich", bei einer normalen Fahrt mit ihrem Kfz in eine Geschwindigkeitskontrolle zu geraten. Mit einer Alkoholkontrolle rechnen hingegen nur 36 Prozent und mit einer Drogenkontrolle gar nur 20 Prozent.
Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) dazu: "Je einfacher und effektiver eine Kontrolle durchgeführt werden kann, desto mehr wird in der Regel auch kontrolliert. Damit auch bei Drogen mehr Kontrollen mit geringem Personalaufwand durchgeführt werden können, fordern wir den verstärkten Einsatz von hochwertigen Speichel-Vortestgeräten. Falls sich aufgrund dieser Vortests der Verdacht auf Drogenkonsum erhärten sollte, sollten Speichelproben abgenommen werden, die im Labor auszuwerten sind und als beweissichere Grundlage für allfällige Sanktionen dienen."
Die gesetzliche Lage sieht derzeit in Österreich noch anders aus: Seit dem Einsatz von Speichel-Vortestgeräten in Österreich im Jahr 2017 haben sich zwar die Vortests fast vervierfacht, aber das beweissichernde Prozedere ist bei Drogen derzeit noch aufwändiger und zeitintensiver als bei Alkohol. Erhärtet ein Alkoholvortestgerät den Verdacht auf Alkoholisierung, wird mittels geeichtem und beweissicherem "Alkomaten" eine Atemluftuntersuchung durchgeführt.
Im Drogenbereich ist die Grundlage für die Strafbarkeit im Straßenverkehr hingegen nicht der bloße Konsum von Drogen, sondern die tatsächliche Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit, die mittels ärztlichem Gutachten festgestellt werden muss. Wobei es vor allem am Wochenende, mitten in der Nacht und am Land oft sehr schwierig und zeitaufwändig für die Exekutive ist, eine Ärztin oder einen Arzt hinzuzuziehen. In fast allen EU-Ländern wie etwa Deutschland, Frankreich oder Italien und auch in der Schweiz entscheidet hingegen bei Drogen das Überschreiten bestimmter Grenzwerte über die Strafbarkeit.
Deutliche Unterschiede gibt es auch beim Konsumverhalten zwischen den Geschlechtern in Österreich. "Das Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss ist zwar weiterhin überwiegend ein Männerproblem. Frauen haben aber leider in beiden Bereichen deutlich aufgeholt."
Die Anzahl der Frauen, die in den vergangenen zwölf Monaten unter Drogeneinfluss ein Kfz gelenkt haben, ist im Vergleich zur Studie vor zwei Jahren um zehn Prozent gestiegen, während bei den Männern der Anstieg um vier Prozent moderater ausfällt. Noch deutlicher ist der Unterschied beim Alkohol: Hier gibt es bei den Fahrerinnen unter Alkoholeinfluss ein Plus von 23 Prozent, während es bei den Männern einen Rückgang um 22 Prozent gibt.
Im Jahr 2024 sind bei Drogenunfällen im Straßenverkehr zwölf Menschen ums Leben gekommen und damit doppelt so viele wie ein Jahr davor. Insgesamt haben sich im Vorjahr 176 Drogenunfälle mit Personenschäden (Getötete und Verletzte) im Straßenverkehr ereignet (+16%).