US-Delegation im Kreml

"Alles hängt davon ab" – Selenskyj lässt aufhorchen

Trumps Vertraute sind am Dienstag in Moskau bei Putin, um über ein Ende des Ukraine-Kriegs zu verhandeln. Selenskyj hofft auf positive Signale.
Newsdesk Heute
02.12.2025, 22:02
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Kreml-Kriegsherr Wladimir Putin hat am Dienstagabend in Moskau den US-Sondergesandten Steve Witkoff empfangen. Auf russischen Fernsehbildern war zu sehen, dass Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner daran teilnimmt. Das Ergebnis der Verhandlungen war auch Stunden noch offen, die Gespräche nach fünf Stunden beendet.

"Die Ukraine wird auf Signale der amerikanischen Delegation warten", schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj auf X. "Die US-Delegation beabsichtigt, uns unmittelbar nach diesen Treffen direkt zu informieren. Die nächsten Schritte werden von diesen Signalen abhängen."

Und weiter: "Wir werden Signale der einen oder anderen Art erhalten. Wenn die Signale in eine bestimmte Richtung weisen – wenn es sich um Fairplay mit unseren Partnern handelt –, dann könnten wir uns sehr bald mit der amerikanischen Delegation treffen."

Sollten sie aus ukrainischer Sicht positiv ausfallen, könnte das nächste Treffen bereits auf hoher Ebene ausgetragen werden."

"Ich bin bereit, alle Signale zu empfangen, und bereit für ein Treffen mit Präsident Trump. Alles hängt von den heutigen Gesprächen ab", konstatiert der ukrainische Staatschef.

"Wichtig ist, dass alles fair und transparent ist. Dass hinter dem Rücken der Ukraine keine Spielchen gespielt werden. Dass nichts ohne die Ukraine entschieden wird – über uns, über unsere Zukunft."

Die heikelsten Themen und schwierigsten Fragen beträfen Gebietsverluste und eingefrorene (russische) Vermögenswerte.

"Keine einfache Lösung"

Er stellt aber auch klar: "Die Russen haben den Krieg begonnen, und es gibt keine andere Möglichkeit, dies auszudrücken. Die ganze Welt ist Zeuge davon. Sie sind mit Aggression gekommen, um uns zu vernichten. Wir haben sie aufgehalten. Europa hat geholfen, Amerika hat geholfen. Russland ist es vor allem aufgrund der Stärke des ukrainischen Volkes – der Soldaten und Zivilisten – und natürlich dank unserer Partner nicht gelungen, die Ukraine zu besetzen."

Eine einfache Lösung dieses Konflikts werde es nicht geben: "Die Vereinigten Staaten sagen, dass viel Blut vergossen wurde und es genug ist. Und wir unterstützen sie voll und ganz. Aber wir müssen diesen Krieg so beenden, dass Russland ein Jahr später nicht mit einer dritten Invasion zurückkommt", hält Selenskyj unmissverständlich fest.

Politologe hofft auf keine schnelle Einigung

Aufhorchen ließ aber auch der Politologe Francis Fukuyama am späten Dienstagabend in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf – denn der Experte hoffte darauf, dass es zu keiner Einigung beim USA-Russland-Treffen komme. Glaube er, dass es den amerikanischen Unterhändlern gelingen werde, ein Ende der Kampfhandlungen bei ihrem Treffen in Russland zu erreichen? "Ich hoffe nicht. Ein Waffenstillstand jetzt würde bedeuten, allen russischen Forderungen nachzugeben", so Fukuyama.

Der Politologe Francis Fukuyama am späten Dienstagabend in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf.
Screenshot ORF

"Putin würde den Krieg einfach wieder beginnen, wenn er denkt, dass er alles, was er will, durch Gewalt erreichen kann", so Fukuyama. Zur Kriegsansage Putins an Europa erklärte der Experte: Trotz Eskalationskurs und drastischen Worten bluffe Putin, wolle keinen Krieg mit Europa, "genauso wenig wie er seine eigene Position in Russland verlieren will". Putin sei "gut im Bluffen und Drohen", das sollte aber nicht die politischen Entscheidungen in Europa beeinflussen, so der Experte. Und: Hätte die Ukraine im ersten Kriegsjahr Langstreckenwaffen bekommen, "hätten sie die Russen zu der Zeit zu einem echten Waffenstillstand bringen können".

"Trump hat die russische Erzählung übernommen"

Der damalige US-Präsident Joe Biden habe wohl Angst vor der Eskalation gehabt, dass es zu einem Atomwaffeneinsatz gekommen wäre, wenn er diese Waffen geliefert hätte, so Fukuyama. Er bezweifelte aber, dass jemals ein solcher Atomwaffeneinsatz geplant gewesen wäre. Bidens Nachfolger Donald Trump habe nun wohl "die russische Erzählung übernommen, dass die Ukraine kein echtes Land ist" und glaube, dass die militärische Lage der Ukraine aussichtslos sei, analysierte der Experte. Trump gehe es um den eigenen Einfluss und Geld, er könne glauben, an russische Gelder zu kommen, so Fukuyama.

Donald Trump fühle sich wie ein König, so Fukuyama, er würde am liebsten Befehle erteilen, die dann sofort ausgeführt würden. Daran geglaubt, dass die USA einem "Demagogen wie Trump" erliegen könnten, habe Fukuyama aber zuvor selbst nicht. Aber: Was den Amerikanern wichtig sei, seien die Preise im Supermarkt, nicht abstrakte Begriffe von Demokratie. Und worum gehe es Wladimir Putin? "Er will die Ukraine als Ganzes einnehmen." Bis das geschehen sei, werde Putin keine anderen Staaten angreifen, aber wenn "er nicht gestoppt wird", seien die baltischen Staaten in Gefahr.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 02.12.2025, 22:50, 02.12.2025, 22:02
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