Gefährliche Felsstürze

Alpen bröckeln! Katastrophale Flutwellen drohen

In der Schweiz wurde ein Staudamm von einem Felssturz getroffen. Mehrere für die Stromproduktion wichtige Seen sind ebenfalls gefährdet.
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30.07.2025, 19:29
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Im Gebiet Grande Dixence im Kanton Wallis kam es am Samstag vor zwei Wochen zu einem schweren Erdrutsch. Der Staudamm wurde dabei getroffen und die Straße zu ihm wurde dadurch versperrt. Bisher ist nichts weiter passiert. Die Behörden haben Maßnahmen zur Sicherung des Gebiets ergriffen.

Es ist jedoch nicht der einzige Stausee der Schweiz, der durch Bergstürze gefährdet ist. Das zeigt eine Studie im Auftrag des Kantons Wallis und des Bundesamts für Umwelt (Bafu), wie der "Tages-Anzeiger" berichtet.

ETH und SLF-Forschende haben ein neues 3D-Modell entwickelt, das zum Beispiel den Abgang und die Ausbreitung des Fels- und Eissturzes bei Blatten präzise abbildet – und auch die Eis- und Steinteile berücksichtigt, die durch Stoßwellen durch die Luft geschleudert werden.
ETH Zürich / WSL-Institut SLF

Drei Strom-Stauseen gefährdet

Die Gefahr geht von instabilem Permafrost aus. Dank der menschenverursachten Erderwärmung gibt es mittlerweile selbst im hochalpinen Raum immer mehr Tauwetter. Der Permafrost ist in diesem Bereich sowas wie der Kitt, der die Gipfel zusammenhält. Schmilz das Eis und gefriert in der Nacht wieder, kann das die Felsen sprengen und Hänge destabilisieren.

Das Forschungsteam unter Leitung des Instituts für Schnee und Lawinenforschung (SLF) hat nun in ihrer Studie darin 89 potenziell instabile Felswände im Kanton Wallis benannt. Dramatisch: Sieben Stauseen liegen im potenziellen Einzugsgebiet von möglichen Bergstürzen. Drei der Seen werden zur Stromproduktion benutzt.

Moiry-Stausee

Der Moiry-Stausee im Val d'Anniviers ist der größte gefährdete Stausee. Geologen warnen, dass am Sorebois-Grat mehr als eine Million Kubikmeter Gestein abbrechen können. Dies könnte im Stausee zu einer Flutwelle führen.

Turtmannsee

Der Turtmannsee liegt in der Gefahrenzone des Wängerhorns. Dort könnten an der Ostseite 168.000 Kubikmeter Fels ins Tal stürzen. Demnach würden Trümmer eine Seefläche in der Größe von fünf Fußballfeldern verschütten. Siedlungen im Schatten des Damms könnten die Folgen zu spüren bekommen.

Chummibort-Stausee

Ein Hang vom Vorder Helsen ist laut der Studie in Bewegung. Dies stellt eine Gefahr für den Chummibort-Stausee dar. 3,6 Millionen Kubikmeter Gestein könnten sich lösen. Dies würde ausreichen, um den ganzen See zu verschütten. Der See soll im Rahmen eines neuen Stromgesetzes ausgebaut werden.

Auch kleinere Seen betroffen

Auch kleinere Stauseen sind durch mögliche Felseinstürze gefährdet. Dazu gehören das Zermeiggern-Ausgleichsbecken im Saastal oder der Märetschisee bei Leuk, wie der "Tages-Anzeiger" schreibt.

Katastrophe von Longarone 1963

Welch katastrophales Ende Felsstürze in Stauseen haben können, musste Italien am 9. Oktober 1963 erfahren. Die Befüllung des wenige Jahre zuvor errichteten Vajont-Stausees löste einen Bergsturz aus. Die verdrängten Wassermassen rasten in einer Flutwette über die Staumauer hinweg und in das enge Tal. Das Städtchen Longarone und mehrere Ortschaften wurden vollständig zerstört. Mutmaßlich kamen mehr als 2000 Menschen dabei ums Leben.

Zweite Studie soll Risikomanagement ermöglichen

Der Chef der kantonalen Dienststelle für Naturgefahren, Raphaël Mayoraz, warnt: "Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Studie reichen nicht aus, um sie als Instrument für das Risikomanagement einzusetzen." Deshalb würden in einer zweiten Projektphase mehr Kriterien berücksichtigt und modernere Modelle berechnet werden.

Vor Ort sollen auch noch Kontrollen durchgeführt werden. Diese Arbeiten sollen bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Erst danach sollen betroffene Gemeinden und Betreiber informiert werden.

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