Die Wirtschaft keucht, Österreich befindet sich im dritten Jahr einer Rezession. In Zahlen ausgedrückt: Im vergangenen Jahr schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt – ein Maßstab für die ökonomische Leistung eines Landes – nach 2023 um 1,2 Prozent.
"Nirgendwo in der EU ist die Wirtschaft so rückläufig wie in Österreich", sagte kürzlich Gabriel Felbermayr, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo. Immer wieder kritisieren Ökonomen und Unternehmer die vergleichsweise hohen Energie- und Lohnkosten und die Bürokratie. Dazu kommt eine Personalnot, die einige Branchen trifft.
Wie sieht es im so stark von der Industrie abhängigen Bundesland Oberösterreich aus? Welche Herausforderungen gibt es im Land ob der Enns heute und in Zukunft? Und wie sieht der Arbeitsmarkt von morgen aus?"Heute" sprach mit Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) über...
...den Wirtschaftsstandort Oberösterreich: "OÖ ist noch immer Wirtschafts- und Industrie-Bundesland Nummer eins. Aber es ist so, dass wir in den vergangenen Jahren zu hohe Energiepreise und zu hohe Lohn- und Gehaltsabschlüsse hatten. Das hat die Kostensituation insgesamt so in die Höhe getrieben, dass sich unsere Industrie aus dem Markt gepreist hat. Da brauchen wir unbedingt Gegenmaßnahmen, damit wir diese Wettbewerbsfähigkeit wieder erlangen."
„Es ist so, dass wir in den vergangenen Jahren zu hohe Energiepreise und zu hohe Lohn- und Gehaltsabschlüsse hatten.“Markus AchleitnerOö Wirtschafts-Landesrat
...Trump-Zölle: "Zölle schaden auf beiden Seiten. Sie sind nur für kurzfristige Verhandlungsführungen als eine Art Drohgebärde sinnvoll. Außerdem mindern sie die Wettbewerbsfähigkeit, verteuern das Leben der Menschen und sind somit unsinnig. Was wir stattdessen brauchen, sind Freihandelsabkommen bzw. Handelsbeziehungen. US-Präsident Donald Trump hat schon gemerkt, wie schnell Zölle ein Schuss ins Knie sind."
„Zölle schaden auf beiden Seiten. Sie sind nur für kurzfristige Verhandlungsführungen als eine Art Drohgebärde sinnvoll.“
...die KTM-Krise: "Unser oberstes Ziel ist jetzt, dass die Absicherung der oberösterreichischen Produktionsstandorte und der Erhalt der Arbeitsplätze gelingen. Es ist ein Meilenstein für eine künftig positive Entwicklung von KTM, dass der indische Partner Bajaj jetzt 600 Millionen Euro in den OÖ-Standort investiert. Ein Investor wird diese Summe nicht aufwenden, um dann das Werk abzuziehen, das würde sich ja total widersprechen. Ich bin guter Dinge, dass das ein ganz starkes Zeichen für einen starken Wirtschaftsstandort ist."
...Insolvenzwellen: "Während der Corona-Pandemie wurde wahnsinnig viel gefördert. Da und dort auch ein bisschen zu viel, wie man jetzt im Nachhinein sieht. Dadurch ist der natürliche Ausleseprozess in der Wirtschaft – dass Unternehmen wieder aus dem Markt ausscheiden – für zwei, drei Jahre gestoppt worden. Wir sind jedoch nicht deutlich über den Durchschnittsjahren. Ermutigend sind die Unternehmensgründungen: 2024 wurden in Oberösterreich 5.700 Firmen eröffnet."
„Während der Corona-Pandemie wurde wahnsinnig viel gefördert. Da und dort auch ein bisschen zu viel, wie man jetzt im Nachhinein sieht.“
...Arbeitsplätze: "Das Thema der kommenden Jahrzehnte wird sein: Haben wir genug Arbeitsplätze für die viele Arbeit? Derzeit gehen rund 100 Menschen in Pension und 65 kommen nach, es entsteht also eine Lücke. Gerade im dritten Jahr einer Rezession als Industrie-Standort sind wir am meisten von den konjunkturellen Rückgängen betroffen. OÖ hat aber trotzdem die mit Abstand niedrigste Arbeitslosigkeit aller Bundesländer. Es wird in nächster Zeit zu einem Arbeitskräftebedarf kommen, der sich gewaschen hat."
...Arbeitsmarkt der Zukunft: "Aktuell haben wir zirka 700.000 Menschen mit einem Job in OÖ. 2030 werden davon rund 83.000 fehlen, 2040 gehen dann schon 151.000 Personen am Arbeitsmarkt ab. Ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu haben, wird einer der Standort-Faktoren für eine erfolgreiche Entwicklung des Bundeslandes sein. Es gibt viele Maßnahmen: qualifizierter Zuzug von Arbeitskräften, aber auch Automatisierung, Flexibilisierung und Roboterisierung."