"Jeder auf der Welt hat Angst vor Trump", sagt Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem exklusiven Interview mit dem Guardian. "Das ist die Wahrheit". Er selbst habe jedoch keine.
Auf die entsprechende Frage antwortet er: "Wir sind keine Feinde der USA. Wir sind Freunde. Warum sollten wir Angst haben?".
Das Gespräch fand im Präsidentenpalast in Kiew statt. Während des Interviews gingen zweimal die Lichter aus. Russland bombardiert seit Wochen die ukrainische Stromversorgung und mehrere Städte haben immer wieder mit Stromausfällen zu kämpfen.
Im Interview beschwichtigt Selenskyj Berichte über sein letztes Treffen mit Donald Trump im Oktober. Laut der Financial Times soll Trump damals Selenskyj gedrängt haben, Putins Bedingungen zu akzeptieren. Dabei soll der US-Präsident auch frustriert Karten des Schlachtfeldes in der Ukraine beiseite geworfen haben.
Der Shutdown in den USA hat nun auch Auswirkungen auf die Waffenlieferungen nach Europa. Wie das US-Medium Axios berichtet, werden derzeit Waffen im Wert von mehr als fünf Milliarden Dollar nicht an die Nato-Alliierten und die Ukraine geliefert.
Betroffen von dem Waffenstopp sind laut Axios beispielsweise Polen, Dänemark und Kroatien. Dabei geht es um Waffen, wie HIMARS-Raketenwerfer, AMRAAM-Luft-Raketen und Aegis-Flugabwehrsysteme.
"Er hat nichts geworfen. Da bin ich mir sicher", widerspricht Selenskyj. Laut ihm sei das Gespräch anders verlaufen. Die Beziehungen zwischen den beiden beschreibt der Ukrainer als "normal, geschäftsmäßig und konstruktiv".
Auf die Frage, ob jetzt die regelbasierte Weltordnung zu Ende sei und wieder imperialistische Großmächte am Drücker seien, antwortete Selenskyj: "Niemand sollte Ihnen von außen etwas aufzwingen. Ich möchte in einer Welt leben, in der ich einfach respektiert werde. Nicht eingeschüchtert, nicht getötet. Ich möchte in einer solchen Welt leben."
Selenskyj führt sein Land seit fast vier Jahren durch einen zermürbenden Krieg. Wie hält er das aus, fragt der Guardian-Reporter. "Ich liebe die Ukraine einfach. Ich kann dafür eigentlich keinen Grund nennen, wissen Sie. Ich glaube, dass die Menschen hier durch etwas Größeres als nur Logik zusammengehalten werden. Ich liebe unser Volk sehr. Aufgrund des Krieges ist es derzeit schwer in der Ukraine. Aber ich möchte hier sein."