Heeres-Oberst packt aus

"Die haben das wirklich gemacht" – Reisner geschockt

Im Podcast des Bundesheeres spricht Oberst Markus Reisner über Kritik an seinen Aussagen, einen großen Schock und natürlich den Ukraine-Krieg.
Roman Palman
06.11.2025, 19:22
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Mit seinen umfassenden Lage-Analysen ist Oberst Markus Reisner in den vergangenen Jahren zu einem der bekanntesten Experten für den Ukraine-Krieg im deutschsprachigen Raum avanciert. Im Bundesheer-eignen Podcast "HEERgehört" gibt er nun auch Einblick in seinen Einsatz "an der Medienfront".

Er weiß: Seine Aussagen polarisieren und seine Bekanntheit macht ihn auch zum Ziel. "Ich bekomme viele, viele Tausend Rückmeldungen und gehe unter in E-Mails. Ich kann sie leider nicht alle beantworten", so der österreichische Offizier. Doch es erreicht ihn nicht nur positiver Zuspruch oder die berechtigte Kritik besorgter Bürger.

Ziel im Informationskrieg

"Es lässt sich mit unseren Nachrichtendiensten feststellen, dass es als Teil der Informationskriegsführung ganz gezielt den Versuch gibt, Experten zu diskreditieren oder Unsicherheit auszulösen. Stichwort Troll-Armeen, die ganz gezielt hier angesetzt werden."

Fake News-Vorwürfe und persönliche Angriffe ("NATO-Troll") sind dem Oberst inzwischen nicht mehr fremd. Er werde auch oft gefragt, wie er als Offizier eines neutralen Landes so klar zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine Stellung beziehen könne. Er habe sich gefälligst herauszuhalten, so der Tenor.

Oberst Markus Reisner leitet seit 1. März 2024 das Institut für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.
Bundesheer/Kristian Bissuti

"Die Unsicherheit ist oft groß und man möchte von vieler Seite nicht hören, dass wir das kommentieren", erklärt er. Deshalb zitiere er für die Kritiker an dieser Stelle immer aus der Österreichischen Sicherheitsstrategie.

"Die habe ich immer eingesteckt, weil mir die Leute sonst oft nicht glauben, wenn ich das sage. So steht's drinnen auf Seite 8: 'Militärisch neutral zu sein, bedeutet aber nicht, gleichgültig zu sein, wenn Völkerrecht gebrochen wird und die Souveränität, die territoriale Integrität oder die Unabhängigkeit eines Staates angegriffen wird'."

Er hält fest: "Das ist mein Richtungspunkt." Und damit sei er auch aufgerufen, klar zu benennen, "dass Russland völkerrechtswidrig die Ukraine überfallen hat".

"Das ist die beste Waffe"

Generell versuche er, Kritik immer sachlich und mit Quellenangaben entgegenzutreten, um offensichtliche Wissenslücken zu füllen. "Ab einem gewissen Zeitpunkt sagt mein Gegenüber im Prinzip nichts mehr, weil ihn einfach die Quellen erschlagen" – und im besten Fall Einsicht einkehrt.

Reisner hält aber auch unmissverständlich fest: "Das Wichtigste in dieser Zeit der Informationskriegsführung, in der Zeit des hybriden Kriegs, ist der gut informierte Bürger. Das ist die beste Waffe gegen eine solche Situation."

Er nimmt aber auch jeden einzelnen Bürger in die Pflicht. "Man muss sich natürlich ein wenig Zeit für Recherche nehmen und darf nicht nur sofort auf den ersten Schrei, auf das erste YouTube-Video hören und meinen, dass man jetzt die Welt erklärt bekommen hat. So ist es leider nicht."

Erst durch eine solche Recherche und dem Stellen kritischer Fragen könne man ein umfassendes Lagebild gewinnen, das dann auch Fake News als solche entlarvt.

"Sozial verkrüppelter Mensch"

Trotz seiner häufigen TV-Auftritte – auch auf YouTube ist der Oberst häufig zu sehen – hält sich Reisner von Social Media fern. Facebook? Instagram? Nutzt er alles nicht.

"Aus Sichtweise der heutigen Jugend könnte man mich wahrscheinlich als einen sozial verkrüppelten Menschen bezeichnen, weil ich kaum in den Sozialen Medien aktiv bin." Dafür sei ihm seine Zeit einfach zu schade, sagt er: "Ich nütze die Zeit eher und lieber für die Analyse".

Er halte sich dafür ständig auf dem Laufenden über die Entwicklungen in der Ukraine und lebe "in der Lage", wie es im Militärjargon heißt.

Der größte Schockmoment

Im Podcast spricht er auch über den größten Schockmoment, den er in seiner Zeit als Kommunikator erlebt hatte. Er hatte sich bereits vor Wladimir Putins großangelegten Invasion umfassend mit der Ukraine und Russland auseinandergesetzt gesetzt, weshalb schon vor dem 24. Februar 2022 erkennbar gewesen sei, "da tut sich jetzt was".

"Wie aber dann der Einmarsch tatsächlich passiert ist, und das vergesse ich mein Leben lang nicht, war das schon auch für mich ein Schock: Die haben das jetzt wirklich gemacht. Das bedeutet, dass wir einen sehr blutigen langen Krieg sehen werden."

Seine ersten Medienauftritte seien deshalb für ihn "auch ein bisschen historisch" gewesen. Ein Gedanke habe ihn nicht losgelassen: "Jetzt ist die Welt wirklich in einer Veränderung, die den meisten gar nicht so bewusst ist momentan, und der Historiker – ich bin ja selbst einer – erst aus der Perspektive heraus einordnen kann."

Das, so erinnert er sich, sei für ihn "sehr eindrucksvoll" gewesen: "Vor allem als Offizier, der weiß, was es bedeutet, Krieg zu führen."

{title && {title} } rcp, {title && {title} } Akt. 06.11.2025, 19:36, 06.11.2025, 19:22
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