Unsicherheit, Panik und Angst

"Phase 0" gestartet – Putin bereitet Krieg mit NATO vor

Russlands Strategie gegen NATO: Laut ISW und Oberst Reisner nutzt der Kreml Drohnen und Desinformation, um Angst und Chaos in Europa zu schüren.
Newsdesk Heute
07.10.2025, 09:30
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Nach aktueller Einschätzung des Instituts für Kriegsstudien (ISW) ebnet Russland möglicherweise bereits den Weg für einen künftigen Krieg mit der NATO. Der Kreml scheint demnach seine Vorbereitungen auf Informations- und psychologischer Ebene zu beschleunigen.

Neben Sabotage, GPS-Störungen und Brandstiftung zählen die Beobachter dazu auch das vermehrte Eindringen von Drohnen in NATO-Luftraum. Diese Aktivitäten würden darauf hindeuten, dass Russland in "Phase 0" eingetreten sei.

Ob der Kreml tatsächlich einen Krieg etwa gegen die NATO plant, will das ISW derzeit nicht bewerten. Militärische Vorbereitungen dafür sind jedenfalls noch nicht zu beobachten. Wozu dann das Ganze? "Russland will in der gesamten europäischen Bevölkerung Angst schüren und die Entschlossenheit der NATO untergraben". Damit sollen den westlichen Unterstützern der Ukraine Zugeständnisse abgepresst werden.

Vier Phasen

Auch Oberst Markus Reisner sieht in dem zunehmenden Auftauchen von unbekannten Drohnen mehr als nur einen Spionage-Versuch und ortet ein strategisches Muster, das noch aus Zeiten der Sowjetunion stammt.

Dieses sowjetisch-russische Drehbuch, um Länder, die abtrünnig zu werden drohen, wieder auf Linie zu bringen, erläutert er am Montag auf "ntv". Es kenne insgesamt vier Phasen:

  • "Zuerst der Versuch, das Land und seine Bevölkerung zu demoralisieren."
  • "Als zweites folgte die Destabilisierung des Staates durch Angriffe auf die staatlichen Organe."
  • "Darauf folgten bereits Übergriffe auf das Hoheitsgebiet, die in der Regel eine Krise oder innere Unruhen auslösten."
  • "In Phase vier wurde dann die Ordnung wiederhergestellt, indem sowjetische Truppen einmarschierten."

Die Ungarn, die Tschechen und Slowaken erfuhren diese Taktik am eigenen Leib. Und dieses Muster, so warnt Oberst Reisner, sei jetzt im Einsatz von Drohnen über europäischen Städten zu erkennen.

Oberst Markus Reisner leitet seit 1. März 2024 das Institut für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.
Bundesheer/Kristian Bissuti

"Auch die sollen bei uns eine Krise auslösen. Es soll wirken, als seien die Staaten nicht in der Lage, ihr Territorium zu kontrollieren", erklärt der österreichische Offizier. Kriegstreiber Putin wolle damit Angst und Panik verbreiten sowie die europäischen Staaten blamieren und als nicht handlungsfähig vorführen. Zudem entstehe weiteres Chaos, wenn nun eigentlich unbeteiligte Drohnenpiloten verhaftet würden.

"Unsicherheit, Panik und Angst, genau diese Effekte wollen die Angreifer erreichen. Bis zum Zusammenbruch der Ordnung, wenn schließlich Hunderttausende Menschen bei eingestelltem Flugbetrieb auf Flughäfen stranden und nicht mehr von A nach B kommen", mahnt der Militärhistoriker und Kriegsanalyst.

"Das ist das Entscheidende"

Er sieht aber auch etwas Positives in diesen Vorfällen: "Wir reagieren darauf. Das ist ein gutes Zeichen, wir wachsen mit unseren Herausforderungen und Aufgaben."

Denn bisher wurde der Umgang mit solchen Drohnen in Europa nur akademisch diskutiert. Wer ist zuständig? Polizei oder Militär? Wie ist der Rechtsrahmen? Lässt dieser einen Abschuss der unbekannten Flugobjekte überhaupt zu?

Der Anlassfall gebe nun Regierungen und Militärs erstmals einen echten Grund, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Reisner: "Jetzt wird das konkret hinterlegt, weil man einfach handeln können muss. Weil die Gefahr besteht, dass der Staat ansonsten die Kontrolle verliert. Das ist ja das Entscheidende."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 07.10.2025, 09:55, 07.10.2025, 09:30
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