Der Lebensmittelhändler Billa will seine Wiener Standorte umfassend modernisieren – und zwar ökologischer, digitaler und flexibler als bisher. Im Fokus stehen dabei klimafreundliche Märkte wie in der Pilotengasse (Wien-Donaustadt), neue Shop-Formate wie die "Billa Box", digitale Expresskassen, mehr Produkte aus der Region und konkrete Maßnahmen für mehr Inklusion.
Im "Heute"-Interview erklärt Vertriebsdirektor Hamed Mohseni, was das für Kunden konkret bedeutet – und warum Billa trotz Technikoffensive weiter auf Personal setzt.
In der Donaustadt steht ein Markt, der für Billa Symbolcharakter hat: 100% Grünstrom, LED-Beleuchtung, kürzere Logistikwege, entsiegelte Außenflächen und eine eigene Unverpackt-Station – der Standort in der Pilotengasse gilt intern als "grüner Prototyp". Laut Billa soll das künftig Standard werden, sofern es die baulichen Gegebenheiten erlauben.
Im Gespräch betont Mohseni: "Klimafreundliche Standards und leistbarer Einkauf müssen kein Widerspruch sein." Bis zu 100.000 Kilowattstunden pro Jahr spare ein Markt unter anderem durch Wärmerückgewinnung und weiteren Maßnahmen.
Am Verteilerkreis entsteht Wiens erste "Billa Box" – ein Shop ganz ohne Kassenpersonal. Gekauft wird per Self-Checkout, bezahlt wird digital. Das Format richtet sich an Pendler und Menschen mit wenig Zeit. Trotz Automatisierung betont Mohseni: "Ein Drittel der Kunden nutzt bereits Expresskassen – aber wir wollen sie nie komplett alleine lassen."
Auch ältere Menschen würden die Technik nutzen, wenn es gut erklärt werde. Mitarbeiter werden laut Billa nicht ersetzt, sondern anders eingesetzt – z.B. für Beratung oder Feinkost. Der Personalaufwand bleibe bestehen.
Auch soziale Verantwortung spielt laut Billa eine zentrale Rolle. Die Filiale in der Genzgasse in Wien-Währing beschäftigt seit Jahren Menschen mit Behinderung – unterstützt durch interne Schulungen und gezielte Sensibilisierung im Team.
Ein Beispiel dafür: die sogenannte "stille Stunde". Dabei werden Licht und Musik gedimmt, um reiz ärmeres Einkaufen zu ermöglichen – insbesondere für autistische Menschen oder Kundinnen und Kunden mit sensorischen Einschränkungen. Das Konzept gibt es bereits seit einiger Zeit und wird laut Billa sehr gut angenommen. "Das ist keine Konzernstrategie – das ist eine Menschensache", sagt Mohseni.
Trotz Teuerungen verspricht Billa, viele Preise stabil zu halten – vor allem bei Eigenmarken. Produkte der Linien Clever und Ja! Natürlich seien laut Mohseni aktuell besonders gefragt. "Die Leute schauen genauer hin, vergleichen, suchen Qualität zu vernünftigen Preisen – das bedienen wir", sagt er im "Heute"-Interview.
Während Clever vor allem günstige Grundversorgung abdeckt, setzt Ja! Natürlich auf Bio-Produkte und Tierwohl. Beide Marken sollen laut Billa weiter ausgebaut werden. Gleichzeitig will man verstärkt auf Aktionspreise, Jö-Vorteile und regionale Produkte setzen – ohne an der Qualität zu sparen. "Unser Ziel ist: verlässlich einkaufen zu können – auch mit kleinerem Budget", so Mohseni.