Im Fall "Anna-Sophia" schaltet sich nun auch die Politik ein. Nach dem Freispruch für zehn Angeklagte (16 bis 21 Jahre) am Freitag ist die Aufregung weiter groß. "Ich bin wahnsinnig wütend – über den Ablauf bei Gericht und wie meine Tochter dargestellt wurde", so die Mutter von Anna-Sophia (Name geändert) zu "Heute".
Am Montag meldete sich Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) zu Wort. "Ich bin in die Politik gegangen, um die Schwächsten in unserer Gesellschaft zu schützen. Das sind auch oft Frauen, die unglaubliche Gewalt oft stumm erleben müssen. Der Freispruch der jungen Männer im 'Fall Anna' macht mich immer noch fassungslos", so die Ministerin in einer Videobotschaft.
Vor allem über die Reaktionen der Burschen zeigte sie sich verärgert: "Wir müssen handeln. Es darf null Toleranz geben, bei der Frage, wie wir unsere Kinder schützen. Es darf niemals eine Täter-Opfer-Umkehr geben, dafür werde ich kämpfen. Es kann nicht sein, dass solche Taten ohne Konsequenz bleiben", sagte Tanner abschließend.
In einem Interview mit dem "Kurier" legt die VP-Ministerin nun nach. "Ich finde es absolut verfehlt, bei diesem Fall zur Tagesordnung überzugehen. Die Tat allein macht mich zornig, wir sprechen von einer 12-Jährigen und damit von einem Kind", so Tanner.
Auf die Frage, ob sie Gesetzeslücken sieht, antwortet die Ministerin: "Möglicherweise, aber ich will meiner Minister-Kollegin nichts ausrichten. Nur so viel: Wir sprechen von zehn männlichen Jugendlichen, ein Großteil davon mit Migrationshintergrund. Und es kann niemand annehmen, dass eine 12-Jährige gerne Sex mit zehn Männern hat. Punkt."
Gemeinsam mit Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner macht sich Tanner für eine Verschärfung des Sexualstrafrechts stark. "Immer öfter sehen wir, dass das aktuelle Sexualstrafrecht nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht", so Tanner und Mikl-Leitner in einer gemeinsamen Aussendung. "Die im Regierungsprogramm vereinbarte Verschärfung ist höchst notwendig."