Vom Gourmet-Tempel zur Baustelle und zurück: Das berühmte Haubenlokal "Görg" in Katzelsdorf (Bezirk Wr. Neustadt) wird ab August zur Total-Baustelle. Mehr als eine halbe Million Euro soll in das neue Luxus-Ambiente fließen. Damit der Traum gelingt, setzen die Betreiber auf eine ungewöhnliche Zutat: die Hilfe ihrer Gäste.
Mit drei Gault & Millau-Hauben und zwei Falstaff-Gabeln zählt das Görg zu den Top-Adressen in Niederösterreich. Nach zig Auszeichnungen, Lobeshymnen und vollen Tischen stehen die Brüder Stefan und Martin Görg vor einem gewaltigen Projekt.
"Wir wollen unser Restaurant auf das nächste Level heben", erklären die beiden. Der gesamte Betrieb wird für mehrere Wochen geschlossen, saniert und neu ausgestattet – eine Generalsanierung, wie sie in der Szene selten ist. Der Star-Designer Josef Göbel (VIP-Terminal Vienna Airport, Salon Sacher) sorgt für edles Interieur, während ein begehbarer Weintresor im Gastraum zum Blickfang wird.
Ein Restaurantgast brachte die Idee zum Crowdfunding erst auf. "Da hatten wir einen Gast, der hat selbst mal Crowdfunding gestartet. Dann haben wir mit dem Gast hin- und herkommuniziert, haben mit unserem Berater in Salzburg einen Vertrag aufgesetzt – und schon kamen die ersten Anfragen", erzählt uns Stefan Görg, Besitzer des Haubenlokals. Angesetzt war das Crowdfunding für ein Monat – aber schon eine Woche nach Start war das Zielkapital da.
Für den Umbau wurden Eigenmittel herangezogen, ein Kredit vom Land Niederösterreich, ein Kredit von der Bank und eben das Crowdfunding. Am meisten sollen natürlich die Gäste vom Umbau profitieren, die bekommen fürs Geld auch ein Service.
"Das Investment ist nicht nur eine finanzielle Beteiligung, sondern ein Ticket zu exklusiven Vorteilen und Genussmomenten im Restaurant", so Stefan Görg. Wer 1.000 Euro beisteuert, erhält etwa einen Gutschein über 70 Euro. Ab 5.000 Euro Investment gibt es ein exklusives Package mit Chef’s-Table-Dinner, Gutschein und Kochkurs.
Der Clou: Nach fünf Jahren wird das eingezahlte Kapital zurückgezahlt – inklusive vier Prozent Zinsen in bar oder sieben Prozent in kulinarischen Extras. Das Crowdfunding ist also nur ein Geldborgen, "unsere Gäste bekommen ihr Geld natürlich wieder zurück nach den fünf Jahren. Oder sie nehmen eben einen Gutschein, da sparen wir als Görg natürlich auch Geld ein", erzählt Görg.
Und weiter: "Wir freuen uns natürlich, wenn wir merken, wie viele Leute an uns glauben und wie viel Hoffnung sie haben in uns. Dass so viele Menschen, so viele Gäste ihr hart Erspartes und hart verdientes Geld hernehmen und uns borgen."
Ein Herzstück des neuen Görg wird die Panorama-Glasfront mit freiem Blick auf Schneeberg und Hohe Wand: "Im Sommer großzügig zu öffnen für laue Abende unter freiem Himmel, in der kühleren Jahreszeit ein geschützter, behaglicher Ort", beschreiben die Gastronomen. Die Terrasse wird also einem Wintergarten weichen.
"Wir waren jetzt für eine Woche auf Betriebsurlaub, weil wir Kräfte sammeln wollen vor dem großen Umbau. Aber jetzt haben wir die Küche offen bis zum Freitag, dem 3. August. Und ab 4. August wird auch schon gewerkt bei uns. Mitte Oktober soll oder muss die Baustelle aber wieder vorbei sein. Am 18. Oktober haben wir nämlich schon ein Musikevent geplant, da sind wir ausgebucht", erzählt Görg.
Wer mitfinanziert, wird übrigens nicht nur mit Menüs belohnt: Unterstützer dürfen auch hinter die Kulissen blicken – bei Baustellenbesichtigungen und einem exklusiven Eröffnungsabend, sobald das neue Görg eröffnet.