Prozess gegen Chirurgen

"Darf ich helfen?" – dann soll Kind Loch gebohrt haben

Am Dienstag startete der Prozess gegen zwei ehemalige Chirurgen. Sie sollen einem Kind im OP-Saal den Umgang mit einem Schädelbohrer ermöglicht haben.
Lara Heisinger
14.10.2025, 13:35
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Beim Prozess am Dienstag müssen sich zwei ehemalige Chirurgen wegen leichter Körperverletzung am Bezirksgericht Graz-Ost verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, der 12-jährigen Tochter einer der Beschuldigten während einer Schädel-OP ermöglicht zu haben, "mit einem Operationsbohrgerät selbstständig ein Loch in die zuvor bereits freigelegte Schädeldecke eines Patienten gebohrt zu haben" – mehr dazu hier.

Laut Staatsanwältin Julia Steiner soll die Ärztin stolz verkündet haben, ihre Tochter habe soeben ihr erstes Bohrloch gesetzt. Die Notoperation am 33-Jährigen sei zwar gut verlaufen, doch "das Risiko darf nicht kleingeredet werden", so die Anklägerin. Zudem sei es "eine unglaubliche Respektlosigkeit gegenüber dem Patienten".

Anwalt Bernhard Lehofer, Verteidiger der Ärztin und Mutter, betont ausdrücklich: "Das Kind hat nicht gebohrt". Die Kontrolle über den Bohrer habe stets der Arzt gehabt. Dass die Tochter mit im OP war, sei zwar "keine gute Idee" gewesen, für diesen Fehler habe sie jedoch bereits fast zwei Jahre gebüßt, berichtet die "Kleine Zeitung".

„Das Kind hat nicht gebohrt“
Verteidiger der Ärztin

Wie der Neurochirurg vor Gericht schildert, sei seine Kollegin am Ende der OP vom Operationstisch weggegangen, um zu telefonieren. Die damals 12-Jährige habe daraufhin gefragt: "Darf ich mithelfen?" Auf Nachfrage bei der Mutter habe diese gesagt: "Warum nicht?". Den Bohrer habe er geführt, so der Angeklagte, wo das Kind genau die Hand hatte, könne er nicht mehr genau sagen. Schuldig fühle er sich nicht.

Auch die angeklagte Mutter bekannte sich nicht schuldig. Laut ihrer Aussage sei ihre Tochter an jenem Tag bei ihr im Dienstzimmer gewesen und habe gelernt. Als sie in den OP gerufen wurde, wollte das Kind mit – und sie stimmte zu. Den Vorfall mit dem Bohrer habe sie nach eigener Aussage nicht genau gesehen: "Ich bin hinten gestanden und war abgelenkt". Zudem gab sie an, nicht gesehen zu haben, ob das Kind die Hand am Bohrer hatte – etwas, das sie vor der Polizei aber ausgesagt hatte.

Chirurg soll "alles abstreiten"

Nachdem der Fall durch anonyme Anzeigen ins Rollen gekommen war, soll die Ärztin ihrem Kollegen geraten haben, alles abzustreiten. Sie habe ihn schützen wollen, heißt es von der Beschuldigten.

Den Angeklagten drohen maximal ein Jahr Haft, eine Geldstrafe (maximal 720 Tagessätze) oder eine Strafkombination. Eine Diversion ist ebenfalls möglich. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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