Polarlichter über Österreich?

"Direkter Treffer"! Sonnensturm rauscht auf die Erde zu

Ein starker Sonnensturm trifft die Erde. Polarlicht-Jäger sind bereits aus dem Häuschen, doch könnten auch Funk sowie GPS gestört werden
Newsdesk Heute
31.08.2025, 18:20
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"Ein direkter Treffer", sagt die US-amerikanische Weltraumwetterphysikerin Tamitha Skov. Ein Sonnensturm rauscht direkt auf unsere Erde zu.

Die aktive Sonnenflecken-Region 4199 hat eine Eruption der Klasse M2.7 ausgelöst. Und einen Sonnensturm direkt in der Erdaufprallzone hinausgeschossen!

Ein koronaler Masseauswurf trifft Anfang September die Erde.
NOAA

"Er ist eindeutig auf die Erde gerichtet", bestätigt auch das Portal "Space Weather Watch". NASA-Prognosen deuten laut Skov auf einen Einschlag auf dem Erdmagnetfelds im späteren Tagesverlauf des 1. Septembers (US-Zeit) hin.

Ein weiterer, langsamerer Sturm könnte dabei zu einer vorzeitigen Verstärkung der Auswirkungen führen, betont sie: "Der NOAA-Modelllauf umfasst die beiden auf die Erde gerichteten Sonnenstürme. Der größere holt den kleineren kurz vor der Erde ein, sodass es tatsächlich zu einer Vorstörung kommen könnte, bevor der größere Sturm eintrifft. Der Aufprall wird für 1. September erwartet. G2+-Bedingungen möglich."

Die möglichen Folgen? "Polarlichter möglich bis in mittlere Breitengrade. Es ist mit Störungen der Funkkommunikation und des GPS auf der Nachtseite der Erde zu rechnen."

Auch das Weltraumwettervorhersagezentrum der US-Behörde NOAA rechnet mit einem geomagnetischen Sturm beginnend am 1. September und Höhepunkt am 2. September.

Aurora-Jäger sind schon aus dem Häuschen! "Ladet eure Kameras auf", rät "Space Weather Watch". Auch Physiker und Polarlicht-Fotograf Vincent Ledvina ist voller Vorfreude!

"Ich gebe zu, ich bin ziemlich aufgeregt. Die Voraussetzungen für einen ordentlichen geomagnetischen Sturm am Labor Day [1. September, Anm.] sehen großartig aus", schreibt Ledvina.

Doch noch sind die Unsicherheiten zu groß, um wirkliche Aurora-Vorhersagen zu treffen: "Die CME könnte auch bei Sonnenaufgang eintreffen und dann bei Einbruch der Dunkelheit wieder abklingen. Vorsichtiger Optimismus ist das Motto bei der Jagd nach Polarlichtern", mahnt er.

Extremfall: Schwerste Schäden

Dieses Mal sind keine schlimmeren Folgen zu erwarten, doch im Extremfall kann ein starker Sonnensturm schwerste Schäden auf unserem Planeten anrichten.

"Erreicht so ein Sonnensturm die Erde, kann er uns vorübergehend in die technologische Steinzeit zurückwerfen", warnte ESA-Wissenschaftsdirektor Günther Hasinger in einem "Spiegel"-Interview. Strom- und Kommunikationsnetze würden zusammenbrechen, Satelliten lahmgelegt. Weitreichende Blackouts, die Tage oder Wochen dauern könnten, wären die Folge.

Polarlichter sind die schönste Folge eines Sonnensturms. Selten sind sie, wie hier am Foto, auch in Österreich zu sehen.
Leserreporter

Auf Katastrophe nicht vorbereitet

Die Welt dürfte auf einen solchen Supersturm nicht vorbereitet sein. Während der allerersten Ernstfallübung in den USA im Mai 2024 offenbarten sich nicht nur gravierende Lücken in der Reaktionsfähigkeit der Behörden. Es wurde auch festgestellt, dass es "dringend notwendig" sei, robustere Vorhersagefähigkeiten für Weltraumwetter-Gefahren zu entwickeln.

Denn trotz der großen Fortschritte in diesem Bereich sind unsere aktuellen Frühwarnsysteme quasi auf einem Auge blind. Eine kritische Information bleibt jedoch bis zum letzten Moment unbekannt: die sogenannte Bz-Komponente. "Wir wissen nicht, wie schlimm es werden wird", erklärt Valentín Martínez Pillet in einem Interview mit "Space.com".

Die Bz-Komponente beschreibt die Ausrichtung des Magnetfelds des heranschießenden Sonnenmaterials und ist der wichtigste Faktor für die Einschätzung möglicher Schäden. Eine südliche (negative Bz-Komponente) ist potenziell katastrophal. Dadurch das Erdmagnetfeld der Erde vorübergehend gestört - man spricht von einem geomagnetischen Sturm.

Die Lage der fünf Lagrange-Punkte im System Erde-Sonne
Wikimedia/Xander89, CC BY 3.0

Für bessere Vorhersagen und Frühwarnungen braucht es einen Perspektivenwechsel im All, bekräftigt der Direktor des Instituts für Astrophysik auf den Kanaren. Heißt: Weitere Beobachtungssatelliten auch an den weiter entfernten Lagrange-Punkten L4 und L5. Bisher sind sie nur auf direktem Weg zwischen Erde und Sonne geparkt, wo wir nur eine oder zwei Stunden Vorwarnzeit haben,

Martínez Pillet betont, dass es sich nur um eine Geldfrage handelt: "Die Modelle sind da, wir kennen also die Gleichung, die wir lösen müssen. Was uns fehlt, sind mehr Daten von allen Seiten der Sonne."

Extreme Sonnenstürme wie etwa das berühmte Carrington-Ereignis von 1859 - damals leuchteten sogar in Rom Polarlichter während Telegrafennetze in Flammen aufgingen - sind zwar selten, aber doch zu häufig, um sich nicht dagegen abzusichern.

Erst 2012 ist die Erde nur knapp einem solchen Katastrophenfall entgangen. Am 23. Juli wurde einer der stärksten Massenauswürfe der Messgeschichte registriert. Der Sonnensturm fegte durch die Umlaufbahn der Erde, verfehlte uns nur um neun Tage.

"Wenn es uns getroffen hätte, würden wir jetzt noch immer die Trümmer aufräumen", sagte Daniel Baker von der University of Colorado (siehe Video) zwei Jahre danach. Eine Studie aus 2013 schätzte den potenziellen Schaden alleine für die USA auf zwischen 600 Milliarden und 2,6 Billionen damaliger Dollar.

Detailaufnahme von Sonnenflecken. Sie sind der Geburtsort der koronalen Massenauswürfe.
VTF/KIS/NSF/NSO/AURA

Worst Case unbekannt

Wenig beruhigend: Wir wissen auch nicht, wie schlimm es überhaupt werden kann. Jüngste Forschungsergebnisse zu Fossilienfunden aus den Alpen haben die Latte für das Worst-Case-Szenario noch einmal höher gelegt. Anhand des Kohlenstoff-Isotops 14C konnte festgestellt werden, dass die Erde zum Ende der letzten Eiszeit, um das Jahr 12350 v. Chr, von einem Supersturm getroffen wurde. Dieser dürfte über 500 Mal intensiver gewesen sein als das bisher größte Ereignis der modernen Satellitenära. Mehr dazu hier:

{title && {title} } red, {title && {title} } 31.08.2025, 18:20
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