Alarmierende Studie

Dramatisch! Flotter Arzttermin kostet immer öfter extra

Immer mehr Ärzte wechseln vom unattraktiven Kassensystem in die private Medizin-Versorgung. Folge: Wer nicht extra zahlt, wartet ewig auf Termine.
Team Wirtschaft
02.10.2025, 12:45
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Die Zahl der Wahlärzte in Österreich hat einen historischen Höchststand erreicht: Laut Analyse der Plattform krankenversichern.at, die auf Daten der Ärztekammer beruht, gibt es mittlerweile bundesweit 11.802 Wahlärzte – 148 Prozent mehr als noch 2000 und so viele wie nie!

Ganz anders sieht die Entwicklung bei den Kassenärzten aus. Ihre Zahl ist im selben Zeitraum (also seit 2020) gerade einmal um 0,4 Prozent auf 8.236 angestiegen, während, so rechnet die Plattform vor, Österreichs Bevölkerung um 1,2 Millionen Menschen zugelegt hat.

Wer raschen Termin will, muss extra zahlen

Damit haben sich laut Sebastian Arthofer, COO von krankenversichern.at die Schere zwischen Angebot und Nachfrage immer weiter geöffnet: Während Patienten im Wahlarztsystem für schnellere Termine zahlen müssten, bliebe der Zugang zu Kassenordinationen eng begrenzt. "Diese Entwicklung zeigt, dass das Kassensystem mit dem Bevölkerungswachstum seit Jahrzehnten nicht Schritt hält. Während die Nachfrage steigt, stagniert das Angebot an Kassenordinationen", kritisiert Arthofer. "Und genau deshalb warten Patienten laut unserer Kassenarzt-Wartezeiten-Studie mittlerweile bis zu 63 Tage auf einen Termin."

Kassensystem für viele zu unattraktiv

Gründe für den Trend sind laut krankenversichern.at die Rahmenbedingungen für das Kassensystem: Wahlärzte könnten, anders als Kassenkollegen, ihre Ordinationen freier gestalten und sich mehr Zeit für Patienten nehmen. Zusätzlich sei der bürokratische Aufwand geringer, während sich Kassenärzte mit "komplexen Abrechnungsregeln, Bewilligungspflichten und hohem Dokumentationsaufwand konfrontiert sehen". Ein weiterer gewichtiger Punkt: die im Kassensystem fix vorgegebenen Honorare. Wahlärzte hätten deutlich mehr Spielraum bei der Gestaltung, wodurch die Tätigkeit finanziell attraktiver würde.

Immer weniger Kassenärzte in der Bundeshauptstadt

Besonders deutlich fällt die Entwicklung in Wien aus. Dort stieg die Zahl der Wahlärzte zwischen 2010 und 2024 um 40 Prozent – von 3.041 auf 4.269. Im gleichen Zeitraum sei jedoch laut Analyse die Zahl der Kassenärzte um 11 Prozent zurückgegangen: von 1.744 auf 1.551. Damit verschärfe sich gerade in der Bundeshauptstadt die Schieflage. Für die Bevölkerung heiße das, dass der Zugang zur Kassenversorgung immer schwieriger wird.

"Das Kassensystem hält mit dem Bevölkerungswachstum seit Jahrzehnten nicht Schritt", warnt Sebastian Arthofer, COO von krankenversichern.at. "Während die Nachfrage steigt, stagniert das Angebot. Genau deshalb warten Patienten mittlerweile bis zu 63 Tage auf einen Termin."

Wien "Epizentrum dieser Entwicklung"

Wien sei dabei das Epizentrum dieser Entwicklung. Wenn in der größten Stadt des Landes immer weniger Kassenärzt:innen zur Verfügung stünden, während die Zahl der Wahlärzte boomt, dann wirke sich das unmittelbar auf die Versorgung von Hunderttausenden Patientinnen und Patienten aus, meint Arthofer. Genau deshalb sei die Nachfrage nach Wahlarztversicherungen aktuell österreichweit in Wien am höchsten.

Krankenversichern.at ist ein digitaler Makler für private Kranken- und Wahlarztversicherungen und führt regelmäßig Analysen zum österreichischen Gesundheitssystem durch.

{title && {title} } tmw, {title && {title} } Akt. 02.10.2025, 14:38, 02.10.2025, 12:45
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