Die meisten Menschen haben ihren Strand, ihre Stadt, ihren Lieblings-Spot längst gefunden. Doch jenseits von Wörthersee, Toskana oder Thailand entstehen neue, stille Reisetrends. Wer sie jetzt entdeckt, wird als einer der ersten Zeuge des sogenannten "Next Wave of Travel" – der neuen Welle des Reisens.
1. Unter den Sternen – Astrotourismus
Statt Neonlicht und Netflix: Sternenlicht und Stille. Astrotourismus boomt weltweit, angetrieben vom "Solar-Maximum" 2025/26, wenn Polarlichter weiter südlich als sonst sichtbar sind. In Norwegen, Island, Lappland, aber auch in Südspanien oder der Wüste Jordaniens entstanden Unterkünfte, die sich gezielt dort angesiedelt haben, wo die Nacht noch dunkel ist, Himmelskörper also noch gut sichtbar sind.
Auch in Österreich wächst eine kleine, aber feine Szene von Sternenparks. Der Naturpark Attersee–Traunsee im Salzkammergut gilt als erster offiziell anerkannter Dark-Sky-Park des Landes. Noch ohne Zertifikat, aber astronomisch faszinierend, ist auch das Gesäuse in der Steiermark und das Große Walsertal in Vorarlberg, wo die Lichtverschmutzung gering ist.
2. Upcycling-Hotels übernehmen Hauptrollen
Wer Hotels mit Geschichte sucht, hat immer mehr Auswahl. Weltweit verwandeln sich stillgelegte Bahnhöfe, Fabriken oder Silos in Unterkünfte.
Diese sogenannten Salvaged Stays stehen für Nachhaltigkeit und Authentizität. Statt glänzender Neubauten trifft man auf Patina, Handwerk und lokale Künstler. Ein Beispiel: die "Train Lodge" in Amsterdam, wo man in ausrangierten Zügen wohnt, oder das ehemalige Wasserwerk in Berlin, heute ein Mini-Hotel mit nur drei Zimmern.
Ein Pionier ist Daniele Kihlgren. Ein Unternehmer, der vor 25 Jahren, mitten in den Bergen der italienischen Abruzzen, das Sextantio Albergo Diffuso gründete. In dem mittelalterlichen Dorf Santo Stefano di Sessanio kaufte der Visionär eine Reihe verfallener Steinhäuser.
Statt sie in Luxusappartements zu verwandeln, rekonstruierte er sie mit archäologischer Genauigkeit. Alte Balken wurden repariert statt ersetzt, Leinen und Wollstoffe nach historischen Mustern für die Ausstattung gewebt, Möbel aus gefundenem Holz gefertigt. Gefrühstückt wird im ehemaligen Stall, und abends erleuchtet Kerzenlicht über dem gepflasterten Gassenlabyrinth. Sextantio gilt heute als Musterbeispiel dafür, wie Tourismus kulturelles Erbe retten kann.
Wer ganz ohne Strom und WLAN einmal wirklich unerreichbar sein möchte, findet sie in Adrère Amellal, einem einzigartigen Wüstendorf in der ägyptischen Siwa-Oase. Hier leuchten nachts nur Kerzen, Wände bestehen aus Salz und Lehm, und statt Technik bestimmt der Rhythmus der Sonne den Tag. Was früher wie Verzicht klang, ist heute Luxus: totale Ruhe, klares Sternenlicht und das Gefühl, für einen Moment aus der Welt zu treten.
3. Reisen, um Neues zu lernen
Reisen verändert sich. Immer mehr Menschen suchen unterwegs nicht nur Erholung, sondern auch neue Fähigkeiten. Ob beim Brotbacken in Island, beim Schreiben in literarischen Retreats oder beim Mitforschen in Citizen-Science-Projekten. Das Reisen bekommt so eine neue Bedeutung.
In der Toskana etwa wächst das Interesse an traditionellen Handwerken. Kleine Ateliers in Dörfern rund um Arezzo oder Siena bieten Näh-Workshops an, in denen Reisende lernen, Kleidungsstücke selbst zu nähen. Hier wird die neue Fähigkeit zum Souvenir, das nicht im Regal verstauben wird.
