34 Tage lang war Elch Emil in Österreich unterwegs. Und hat dabei regelmäßig für Schlagzeilen gesorgt. In St. Pölten ging er auf den Gleisen der Westbahn - der Zugverkehr musste eingestellt werden. Er schwamm quer durch die Donau, wanderte dann immer weiter westlich.
Vor wenigen Tagen durchquerte er schließlich die Enns und kam so nach Oberösterreich. Eigentlich war der Plan, ihn in Ruhe weiterziehen zu lassen. Doch am Montag musste die eigens eingerichtete "SOKO Elch" des Landes OÖ dann doch eingreifen.
"Er war nur 200 Meter von der Autobahn entfernt, hat versucht, den Zaun zu überwinden", hieß es am Montag aus dem Büro von Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Nachsatz: "Die Situation war schon brenzlig."
Folge: Die "SOKO Elch" musste tätig werden. Mehrere Wildtierexperten sowie Tierärzte waren vor Ort, als Emil um 5.30 Uhr in der Früh durch einen Schuss aus einem Gewehr betäubt wurde.
"Das hat gut geklappt", sagte Claudia Bieber vom Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie an der Universität für Veterinärmedizin in Wien, im Gespräch mit dem ORF OÖ. Sie war vor Ort, war dabei ständig mit den Tierärzten in Kontakt.
Danach wurde Emil mit einer Wärmebildkamera und Drohnen beobachtet, damit man ihn schnell findet, sobald er sich niederlegt. Im Anschluss bekam Emil Infusionen, seine Sauerstoffsättigung wurde gemessen und es wurden Blut- und Harnproben genommen.
Der Nationalpark Šumava im Südwesten Tschechiens zählt zu den größten Schutzgebieten Mitteleuropas und umfasst weite Wälder, Moore und Berglandschaften. Besonders bekannt ist der Park für seine seltene Elchpopulation, die seit dem 18. Jahrhundert in der Region vorkommt. Heute leben dort nur noch wenige Dutzend Tiere, die aus benachbarten Beständen in Bayern und Österreich einwandern. Trotz ihres scheuen Verhaltens sind Elche zu einem Symboltier des Nationalparks geworden. Forschende überwachen die Population regelmäßig, um ihren Schutz langfristig zu sichern.
Diese Proben werden jetzt untersucht, um mehr über Emils Gesundheit und Herkunft herauszufinden.
Rund eine Stunde lag Emil in Narkose. Während er noch am Boden lag, brachten Feuerwehrleute ihn zum Transporter. Nach etwa einer Stunde bekam er das Gegenmittel zur Narkose. "Er war sehr ruhig und eine Tierärztin immer dabei." Es war ein großes Glück, dass keine Schaulustigen da waren.
"Das hätte die Narkose kompliziert", erklärt Bieber. Wäre es laut gewesen, etwa durch Applaus, hätte das Tier darauf reagiert. "Dann muss es auch noch gegen diesen Stress ankämpfen, davor hatten wir etwas Angst", so Bieber weiter.
Im Böhmerwald am Rande des Nationalpark Šumava angekommen, ist Emil ganz ruhig aus dem Transporter ausgestiegen. "Nicht in Panik, er hat super mitgespielt", sagt Bieber. Er habe auch gleich etwas Moos abgeschleckt und Harn abgelassen.
Ein Video von der Freilassung zeigt, wie Emil seelenruhig vom Auto weg in den Wald geht.
Mit dem GPS-Tracker kann man Emil jetzt noch 30 Tage lang verfolgen, dann ist die Batterie leer. Eine längere Beobachtung wäre nur mit einem aufwendigen Forschungsantrag möglich gewesen, das war in der kurzen Zeit aber nicht drin, erklärt die Wissenschafterin.
Die Hoffnung ist groß, dass Emil in die richtige Richtung zu seinen Artgenossen im nahen Nationalpark in Tschechien wandert. "In der Brunft erwacht das Interesse an den Weibchen und wir hoffen, dass er sich durch den Geruch in die richtige Richtung orientiert", so Bieber weiter.
Sie betont außerdem, dass die Tierärzte nie geschossen hätten, wenn das für Emil gefährlich gewesen wäre – immerhin haben sie einen Eid geschworen. Aber es habe einfach keine andere Möglichkeit gegeben, ihn sicher aus dem Autobahnkreuz in Sattledt zu bringen.