Wer künftig im Supermarkt nach einem veganen Schnitzel greift, könnte statt eines vertrauten Produktnamens bald vor einer "pflanzlichen Knusperflade traditionell nach Wiener Art paniert" stehen. Zumindest, wenn es nach den Plänen des EU-Parlaments geht.
Billa hat die möglichen Folgen einer solchen Entscheidung jetzt mit einem Augenzwinkern anhand seiner Vegavita-Linie demonstriert – ebenso wie die "brotkompatible Erbsenprotein-Scheibe", die heute noch schlicht als vegane Wurst verkauft wird. Der Handel will damit zeigen, wie absurd und weltfremd jene Produktnamen wären, die nach einem EU-weiten Verbot klassischer Fleischbegriffe für pflanzliche Alternativen nötig würden.
Hinter der humorvollen Spitze steckt ein ernstes Thema, das gerade enorme politische Brisanz besitzt. Erst am 8. Oktober hat sich ja das EU-Parlament mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass vegetarische Fleischersatzprodukte künftig nicht mehr Burger, Schnitzel oder Wurst heißen dürfen. Dabei ist die Entscheidung allerdings noch nicht endgültig.
Laut Landwirtschaftsministerium findet zwar am 1. Dezember eine Sitzung des Sonderausschusses Landwirtschaft (SAL) statt, die "umfassenden Fleischschutzvorschläge" würde dort jedoch (wie vielfach erwartet) "nicht diskutiert und sollen auch keiner Entscheidung zugeführt werden". Aufgrund der "Vielschichtigkeit" soll die Thematik vielmehr im Rahmen der größeren GMO-Reform (steht für Gemeinsame Marktorganisation) weiterverhandelt werden. Diese laufen bereits, laut Minsterium rechne man aber hierbei "mit sehr umfassenden und langwierigen Verhandlungen, die sich über das gesamte Jahr 2026" ziehen könnten.
Bereits jetzt sorgt das Vorhaben jedenfalls für breite Kritik. Für die Hersteller würde das massive Veränderungen bedeuten: Verpackungen müssten vollständig überarbeitet werden, marketingtaugliche neue Produktnamen entwickelt und hohe Zusatzkosten gestemmt werden. Auch Konsumentenschützer warnen, dass Kundinnen und Kunden im Regal nicht mehr auf den ersten Blick erkennen würden, was sie eigentlich kaufen – zumal pflanzliche Produkte schon heute auffällig und mehrfach als vegan oder rein pflanzlich gekennzeichnet sind.
Besonders deutlich positioniert sich der österreichische Lebensmittelhandel. Billa unterstützt den Appell des Vereins für Proteinvielfalt und spricht sich klar gegen das Verbot aus. Ein solcher Schritt würde Konsumentinnen und Konsumenten benachteiligen, weil verständliche, etablierte Begriffe durch kryptische Umschreibungen ersetzt werden müssten. Gleichzeitig entstünde für Produzenten ein enormer bürokratischer Aufwand. Der Händler warnt, dass ein Verbot nicht nur die Vielfalt pflanzlicher Ernährung behindere, sondern letztlich den Zugang zu klimafreundlichen Alternativen erschwere.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig verteidigt hingegen ein Veggie-Burger-Verbot. "Was bei Milch und Honig selbstverständlich ist, sollte auch bei anderen Produkten gelten: Konsumentinnen und Konsumenten haben ein Recht darauf, auf den ersten Blick zu erkennen, ob es sich um ein natürliches Lebensmittel vom Bauernhof oder um ein hochverarbeitetes Industrieprodukt handelt." Bereits im Juni hätten sich 17 Mitgliedsstaaten im Landwirtschaftsministerrat für klare Bezeichnungen tierischer Produkte ausgesprochen.