Europäische Diplomaten haben laut "Bloomberg" Russland in dieser Woche unmissverständlich gewarnt, dass die Nato auf weitere Verletzungen ihres Luftraums mit allen Mitteln reagieren werde. Dazu könne auch das Abschießen russischer Kampfflugzeuge gehören. Anlass war das Eindringen von drei MiG-31-Maschinen in den estnischen Luftraum.
Bei einem Treffen in Moskau hätten britische, französische und deutsche Vertreter den Vorfall direkt angesprochen. Nach Einschätzung der Diplomaten war der Überflug eine gezielte Aktion, angeordnet von russischen Militärs. Russische Stellen bestreiten dies und erklärten, die Flugzeuge hätten internationales Recht eingehalten. Ein Drohnenflug über Polen sei zudem ein Versehen gewesen. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, russische Militärflüge richteten sich nach internationalen Regeln.
Russlands Botschafter in Frankreich, Alexej Meschkow, warnte am Donnerstag im Radio RTL: "Wenn die Nato ein russisches Flugzeug unter dem Vorwand eines angeblichen Luftraumverstoßes abschießt, bedeutet das Krieg." Der niederländische Premierminister Dick Schoof erklärte dagegen in New York: "Die Russen sollten wissen, dass es passieren kann, wenn sie in den Nato-Luftraum eindringen." Auch Polens Regierungschef Donald Tusk forderte ein entschlossenes Vorgehen. Dagegen warnte Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni vor einer Eskalation.
Der deutsche Kanzler Friedrich Merz bestätigte das Treffen in Moskau und sagte, er stimme sich eng mit Paris, London und Warschau ab. Er unterstütze "alle notwendigen Maßnahmen". Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wollte sich in einem Interview nicht festlegen, wie die Allianz bei weiteren Vorfällen reagieren werde.
Im September kam es mehrfach zu Verletzungen des Nato-Luftraums. Russische Drohnen wurden über Rumänien, Polen und möglicherweise auch Dänemark registriert. In Estland wurden Kampfjets gemeldet. Der dänische Justizminister Peter Hummelgaard sagte: "Die Absicht ist, uns zu spalten und Angst zu verbreiten. Die Bedrohung durch hybride Angriffe ist dauerhaft."
Litauens Präsident Gitanas Nausėda sagte in New York: "Russland testet uns, testet unsere Bereitschaft, testet unseren Willen zur Reaktion. Es ist sehr wichtig, Solidarität zu zeigen und schnell zu handeln." Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius warnte hingegen vor einem "Eskalationsrisiko", falls Nato-Staaten russische Flugzeuge abschießen sollten.