In Österreich flattern mindestens 28 verschiedene Fledermausarten durch die Nacht. Da gibt’s etwa die Kleine Hufeisennase, die sich gern am Dachboden einnistet, oder den Großen Abendsegler, der bei Sonnenuntergang zu seinen schnellen Rundflügen startet. Zu den häufigeren Arten zählen Zwerg- und Mückenfledermäuse, Rauhaarfledermäuse und die Langohren.
Damit man aber weiß, wie viele Fledermäuse es überhaupt gibt, belauschen die Mitarbeiter der "Koordinationsstelle Fledermausschutz und -forschung Österreich" (KFFÖ) regelmäßig die besonderen Rufe der Tiere – und zwar mit einem "Bat-Detektor". Das klingt zwar nach dem Werkzeug von einem berühmten Comic-Helden, ist aber ein Gerät, das die hohen Töne für uns Menschen hörbar macht und für die Forschung unentbehrlich ist.
2021 musste Tierschutz Austria in Vösendorf auf einen Schlag 190 Fledermäuse versorgen:
Die meisten wissen gar nicht, wie abwechslungsreich das Leben der Fledermäuse eigentlich ist. Die geschützten Tiere suchen sich verschiedene Plätze als Winterquartier, Futterplatz und Tagesversteck.
Beim Jagen von Insekten setzen die fliegenden Säuger auf ihre Ultraschall-Orientierung und bevorzugen halboffene Landschaften wie Streuobstwiesen, Flächen mit Bäumen, lockere Wälder oder Parks. Je nach Art verstecken sie sich tagsüber in Kirchtürmen, Dachböden oder Ställen, nützen aber auch Rindenspalten, Baumhöhlen, Jalousienkästen oder Dachvorsprünge. Fällt auch nur ein Teil ihres Lebensraums weg, kann das große Folgen haben – das ist einer der Gründe, warum manche Arten so stark gefährdet sind.
Im eigenen Garten kannst du die Tiere unterstützen, indem du auf Pestizide und Beleuchtung verzichtest und nachtblühende Pflanzen setzt. Auch alte Bäume sollte man stehen lassen, denn viele Fledermausarten haben, laut Steininger, "Wohnprobleme". Schuld daran sind Renovierungen, der Abriss alter Häuser und vergitterte Zugänge zu Dachböden und Höhlen. Fledermauskästen können helfen, werden aber nicht von allen Arten angenommen.
„Fledermäuse leiden genauso wie Vögel unter dem Insektenschwund und alles, was Insekten hilft, hilft auch der Fledermaus.“Agnes SteiningerKoordinatorin KFFÖ, Vorarlberg
Im Herbst futtern sich die kleinen Säuger eine Speckschicht an, damit sie den futterarmen Winter mit stark reduziertem Stoffwechsel verschlafen können. Findest du eine schlafende Fledermaus, zum Beispiel im Ofenholzstapel, dann lass sie am besten in Ruhe.
Folgende "Nachtblüten" sorgen für genügend Nahrung für die Fledermaus:
Abend-Levkoje, Nachtkerze, Nachtviole, Ausdauerndes Silberblatt, Mondviole, Gartenresede, Seifenkraut, Rote Lichtnelke, Moschus-Malve, Ziertabak, Schmalblättriges Weidenröschen, Goldlack, Duftgeißblatt und Waldgeißblatt
"Jedes Aufwachen verbraucht Energie", betont Steininger. Wenn es möglich ist, sollte sich das Tier wieder ungestört verkriechen dürfen. Ist das nicht machbar, kannst du dich an die Koordinationsstelle wenden – in jedem Bundesland gibt’s Ansprechpartner. Die helfen mit Tipps und bieten notfalls Unterschlupf für Findlinge. Manche Arten überwintern auch in Höhlen und Stollen, darum sollte man diese im Winter lieber nicht betreten, so der Appell von Steininger.
„Fledermäuse sind gute Mütter. In den Kinderstuben wird viel geschwatzt und geschimpft“
Anfang Sommer bekommen die Fledermaus-Weibchen ihre Jungen – und das in Gemeinschaften, den sogenannten Wochenstuben. Dass Fledermäuse manchen unheimlich sind, kann sie nicht verstehen: "Sie sind eigentlich recht putzig und sehr soziale Tiere, die gern miteinander kuscheln", erklärt sie. Im Umgang mit Menschen ist aber Vorsicht geboten: Fledermäuse sollte man nie mit bloßen Händen angreifen. Die Wildtiere haben scharfe Zähne und können Krankheiten übertragen, wenn sie zubeißen.
Angst vor Vampiren musst du übrigens keine haben – nur drei Arten in Mittel- und Südamerika ernähren sich wirklich von Blut.