"SubwaySim 2"-DLC

Geheime Gleise und neue Einblicke dank AL1-DLC

Die neue Akkulok-Erweiterung bringt nicht nur ein neues Gefährt, sondern öffnet auch geheime Werkstätten und Rangierwelten in "SubwaySim 2".
Rene Findenig
01.12.2025, 20:00
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Im Moment, in dem die Erweiterung rund um die "Akkulok AL1" in "SubwaySim 2" freigeschaltet wird, verändert sich das Gefühl des Spiels mehr, als eigentlich erwartet. Im Mittelpunkt steht nämlich nicht nur das Gefährt, sondern auch ein ganz neuer Teil der Spielwelt: Der Hamburger Untergrund wirkt nicht länger wie eine sauber geordnete Fahrgastwelt, sondern plötzlich wie ein technisches Biotop voller versteckter Wege, Werkstattvorgänge und Betriebsgeheimnisse, die bisher nur Profis kannten. Die Erweiterung will das sichtbar machen: Er zeigt nicht den Glanz der Linie U1 oder die Routine des Pendelbetriebs, sondern die Realität hinter den Kulissen.

Schon beim ersten Start wird klar, dass es sich nicht um eine kleine Zusatzmission handelt, sondern um eine Erweiterung, die das Herz der Simulation neu strukturiert. Die Akkulok AL1 ist in der echten Hamburger U-Bahn ein Fahrzeug, das selten in der Öffentlichkeit auftaucht, aber eine Schlüsselrolle im Betrieb spielt. Sie ist batteriebetrieben, braucht keine Stromschiene und darf Gleise befahren, die der normale Fahrgastzug nie erreicht. Genau hier setzt das DLC an: Er öffnet erstmals Werkstätten, Abstellanlagen und Baustellenzonen, die im Grundspiel nur Kulisse waren. Aus einer Simulation über Fahrgäste wird eine Simulation über Infrastruktur.

Ein Blick in Bereiche, die niemand sieht

Aus dem Spieler wird ein Betriebsmitarbeiter. Und aus Routinen werden komplexe, technische Abläufe, in denen Fehler keine Option sind. Die Erweiterung liefert fünf vollständig neue Szenarien, die alle denselben Grundgedanken verfolgen: Der Spieler soll Aufgaben ausführen, die normalerweise nur Werkstatt- und Instandhaltungsteams durchführen. Jede Mission konzentriert sich auf harte, detailverliebte Rangierarbeit – vom Verschieben abgestellter Wagen über das Einschieben ganzer Fahrzeugverbände in Wartungsboxen bis hin zum Transport defekter Züge. Jedes Szenario erzählt von einem Arbeitsablauf hinter dem Fahrbetrieb.

Anders als im Grundspiel gibt es hier keine Stationen mit wartenden Passagieren. Stattdessen dominieren Weichen, Betonwände, Signale und Funktionsbereiche, die sonst nur auf Betriebsplänen existieren. Das Tempo sinkt bewusst, die Präzision steigt massiv, und der Fokus richtet sich auf millimetergenaue Lokbewegung. Für Fans der technischen Simulation ist das eine bemerkenswerte Erweiterung, da sich "SubwaySim 2" plötzlich völlig anders anfühlt. Die Inhalte des Hauptspiels bleiben aber natürlich erhalten und sind auch weiterhin ganz normal spielbar. Entsprechend darf die Erweiterung als ganz neuer Zusatzinhalt gesehen werden.

Werkstatt Saarlandstraße und ihre Geheimwege

Ein Highlight der Erweiterung ist die Umsetzung der Werkstatt an der Saarlandstraße, die nun erstmals befahrbar ist. Dieser Ort wirkt wie eine Mischung aus industrieller Operationssaal-Atmosphäre und einem Labyrinth aus Technikschächten. Überall blinkt etwas, überall stehen Wagen, die repariert, überprüft oder vorbereitet werden sollen. Die Umgebung ist dicht, eng, verwinkelt und akustisch überraschend lebendig. Die Lok fährt hier nicht durch die Großstadt, sondern durch eine Halle voller Stahl, Schmieröl, Rangiergeräusche und Funktionslicht. Sehr schön ist die Zahl an Neben- und Verbindungsgleisen, die zuvor nicht zugänglich waren.

Der Spieler merkt schnell, wie groß die nichtöffentliche Infrastruktur der U-Bahn tatsächlich ist. Der DLC entzaubert das vermeintlich simple System des U-Bahn-Betriebs und zeigt plötzlich jede kleine Ecke, jeden Wartungstunnel und jeden Abstellstrang. Dadurch entsteht ein authentisches Arbeitsgefühl, das im Grundspiel so nicht präsent war. Mit der Akkulok AL1 und dem Rangierwagen LB6 kommen zwei neue Einheiten ins Spiel, die technisch besonders interessant sind. Die AL1 ist klein, kräftig und extrem wendig. Im Vergleich zu den großen Fahrgastzügen wirkt sie fast wie ein Werkzeug statt wie ein Verkehrsmittel.

Zwei Fahrzeuge, ein völlig neuer Fokus

Das Steuergefühl ist überraschend direkt, aber zugleich anspruchsvoll. Vor allem das Rangieren mit angehängtem LB6 erfordert viel Fingerspitzengefühl. Der LB6 selbst wirkt simpel, hat aber hohe Bedeutung für die Szenarien. Er ist das Bindeglied zwischen Lok und Last – und damit das zentrale Werkzeug für jeden Transportvorgang. Die Kombination aus beiden Fahrzeugen ergibt ein völlig neues Spielfeeling, das näher am industriellen Betrieb ist als an klassischen U-Bahn-Simulationen. "SubwaySim 2" wandelt sich in der neuen Erweiterung von einem Personentransportsimulator zu einem Arbeitsfahrzeug-Simulator mit komplexen Abläufen.

Besonders positiv fällt die akustische Umsetzung der AL1 auf. Während die Standardzüge im Hauptspiel eher ruhige, gleichmäßige Geräuschprofile haben, lebt die Akkulok von mechanischen Details. Das Summen der Batterien, die klackenden Kupplungen, die eisernen Räder in engen Kurven oder das dumpfe Hall-Echo in Werkstatthallen verstärken das Gefühl, in die technische Eingeweide des Verkehrsnetzes vorgedrungen zu sein. Die Geräuschkulisse trägt enorm zur Atmosphäre bei – und zeigt, wie viel Sorgfalt in der Erweiterung steckt. Die technischen Anforderungen des DLC bewegen sich übrigens im Rahmen des Hauptspiels.

Ein DLC vorwiegend für die Technikfans

Die Engine meistert vor allem die Innenumgebungen gut und liefert atmosphärisch starke Lichtverhältnisse, die zu den industriellen Orten passen. Die größte Überraschung des DLC ist indes seine Komplexität. Während das Grundspiel auch für Anfänger gut zugänglich ist, verlangt die AL1-Erweiterung deutlich mehr Geduld und technische Aufmerksamkeit. Die Bedienung der Rangierkupplungen, das manuelle Schalten der Weichen und die präzise Steuerung der Lok sind Fähigkeiten, die erst nach und nach zur Routine werden. Dadurch entsteht ein hochspezialisiertes Spielerlebnis, das bewusst nicht jeden Geschmack trifft.

Es belohnt Genauigkeit, Planung und Verständnis für Betriebsprozesse – und kann zugleich jene frustrieren, die schnelle Action erwarten. Die Aufgaben verlangen zwar kein hohes Tempo, dafür aber totale Präzision. Ein falsch gewählter Weichenwinkel, ein übersehener Bremspunkt oder ein unsauberer Kupplungsvorgang kann Probleme ohne Ende bereiten. Damit erzeugt die Erweiterung einen ruhigen, aber intensiven Flow, der mehr mit technischer Arbeit als mit klassischem Bahnfahren zu tun hat. Es ist eine neue, ungeschönte Form des Untergrundalltags. Die Erweiterung richtet sich an Spieler, die sich für die Technik einer U-Bahn interessieren.

Ein DLC, das Tiefgang statt Show liefert

Wer Freude daran hat, in engen Räumen zu manövrieren, Weichenstraßen zu überblicken und Fahrzeugverbände millimetergenau zu bewegen, findet hier ein seltenes, tiefgehendes Sim-Erlebnis. Wer dagegen in erster Linie Passagierbetrieb, Streckenfahrten und Tunnelromantik bevorzugt, wird weniger Anknüpfungspunkte finden und ist im Hauptspiel weit besser aufgehoben. Der DLC ist eine Liebeserklärung an den Betrieb hinter den Kulissen – und verlangt deshalb eine gewisse Leidenschaft für nüchterne, technische Arbeitsatmosphäre. Die Spezialisierung ist zugleich die größte Stärke und größte Schwäche der Erweiterung.

Da sich alle Szenarien auf Rangierbetrieb konzentrieren, entsteht weniger Vielfalt als in klassischen Fahrgastmissionen. Auch die Tatsache, dass ein ausführlicheres Tutorial fehlt, erschwert den Einstieg. Zudem könnten mehr dynamische Ereignisse oder zufällige technische Herausforderungen das Spiel noch lebendiger und abwechslungsreicher gestalten. Der solide Rahmen ist vorhanden – doch an Feinarbeit für den Langzeitspielwert dürfte Aerosoft gerne noch nachlegen. Die "Akkulok"-Erweiterung für "SubwaySim 2" ist dennoch eine mutige und ungewöhnliche Bereicherung des Spiels, die das technische Rückgrat der U-Bahn betont.

{title && {title} } rfi, {title && {title} } 01.12.2025, 20:00
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