Von den schicken Bars São Paulos bis zu den Stränden Rio de Janeiros macht man sich in Brasilien nach einer Welle von Vergiftungen durch gepanschten Alkohol Sorgen. Ein Mensch starb an einer bestätigten Vergiftung durch Methanol, eine hochgiftige Substanz. Elf weitere verdächtige Todesfälle werden derzeit untersucht, wie das Gesundheitsministerium am Freitag mitteilte.
Insgesamt wurden bereits elf Vergiftungsfälle bestätigt, rund 100 Verdachtsfälle wurden registriert. Wie lokale Medien berichten, sind mehrere Opfer ins Koma gefallen, eine Frau soll nach drei Gläsern Wodka in einer Bar in São Paulo ihr Augenlicht verloren haben.
Die Nachricht hat Panik ausgelöst. Konsumentinnen und Konsumenten meiden Gin, Wodka und Cachaça – die Basis des berüchtigten brasilianischen Caipirinhas. Der 30-jährige Architekt Rafael Martinez sagt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: "Ich gehe dieses Wochenende definitiv nicht trinken, das macht mir Sorgen." Stattdessen: "Im Moment bleibe ich lieber bei Limonade oder höchstens Bier, weil es angeblich schwieriger ist, Alkohol zu fälschen."
Gesundheitsminister Alexandre Padilha hat zur Vorsicht vor Spirituosen ermahnt. Die Herkunft des gepanschten Alkohols sei unklar. Die brasilianische Polizei ermittelt, ob organisierte Kriminalität im Spiel ist. So wurde eine Kriseneinheit einberufen, die die Versorgung mit bekannten Gegenmitteln gegen Methanol im In- und Ausland sicherstellt.
Bei Methanol handelt es sich um eine Industriechemikalie, die für Menschen hochgiftig ist und die Leber und Nerven angreift. Sie kann manchmal in gefälschten oder minderwertig hergestellten alkoholischen Getränken enthalten sein.
Nikolaos Loukopoulos, der Besitzer eines griechischen Restaurants in São Paulo, hat beschlossen, für mindestens eine Woche keinen Alkohol mehr zu verkaufen. Am Donnerstagabend "kaufte niemand Cocktails…, nicht einmal ich will trinken. Ein Bier tut bei dieser Hitze gut, warum sollte man das Risiko eingehen?"
Dies zeigt auch das Beispiel von der 28-jährigen Thais Flores, die gegenüber der AFP erzählt, sie kaufe nun Corona, obwohl sie eigentlich kein Bier möge. Ihre Freundin Raquel Marques entschied sich trotz allem zu einem Caipirinha mit Wodka. Sie sagt: "Ich habe Angst, aber der Typ sagte, er hätte es auf dem Markt gekauft."