Nach fünf Jahren als Klima-Ministerin sitzt Leonore Gewessler (47, Die Grünen) nun auf der Oppositionsbank im Nationalrat. Der Rollenwechsel fällt ihr nicht schwer, wie sie gegenüber "Heute" betonte: "Mich begleitet die letzten Jahrzehnte meines Lebens vor allem ein Thema: dass dieser Planet so schön und lebenswert bleibt – auch für die Generationen nach uns."
Die Vize-Klubchefin lieferte im Talk (als Video unten) eine Leistungsschau ab. Besonders stolz ist sie auf die Einführung des Klimatickets: "1,6 Millionen Menschen sind damit unterwegs." Auch als Aktivistin von GLOBAL 2000 wäre sie mit ihrer Minister-Bilanz zufrieden gewesen: "Es ist gelungen, dass Hunderttausende Heizungen getauscht wurden und unzählige Menschen mit ihrer Photovoltaik-Anlage eigenen, günstigen, heimischen Strom erzeugen."
Scharfe Kritik äußert Gewessler hingegen an der neuen Bundesregierung und deren für sie einseitigen Sparkurs. Sie wirft ÖVP, SPÖ und NEOS soziale Ungerechtigkeit vor: "Die Menschen mit den geringsten Einkommen leisten den höchsten Beitrag zur Budgetkonsolidierung. Wir kürzen bei Klimaschutz, bei Kindern, bei Familien – aber wer Beton verbaut oder Diesel verfährt, bleibt unangetastet."
Zu den Einsparungen – etwa beim Klimaticket oder bei Förderungen – meint sie: "Es gibt keine Notwendigkeit, den Klimaschutz zu kürzen – es ist eine politische Entscheidung von ÖVP, SPÖ und NEOS zu sagen: Wer das Klima schützt, ist wieder der Dumme."
Auch die Abschaffung des Klimabonus durch die Dreierkoalition sei ein Rückschritt: "Menschen zahlen jetzt die CO2-Bepreisung, kriegen aber null Ausgleich." Besonders bitter ist für sie die Verteuerung des Klimatickets: "Das tut mir im Herzen weh."
Zur Aufteilung "ihres" Klima-Ministeriums auf drei Ressorts meint sie: "Es war in dieser Zusammensetzung die Chance, Klimaschutz in Österreich möglich zu machen." Nun sehe sie eine Rückkehr in die Vergangenheit: "Beton, Beton, Beton statt öffentlichem Verkehr."
Dass Politiker auf eine zweitere, größere Dienstlimousine aufrüsteten, während Jugendlichen das Klimaticket gestrichen wird, hält sie für symbolisch fatal: "Dann stimmt etwas nicht zusammen." Sie selbst habe auf Dienstwagen und Chauffeur verzichtet, "weil ich gerne Bahn und Öffis fahre".
„Ich möchte eine grüne Partei, die fest an der Seite der Menschen steht.“Leonore GewesslerVize-Klubchefin (Die Grünen)
In ihrer eigenen Fraktion sieht sich Gewessler als Brückenbauerin: "Ich möchte eine grüne Partei, die fest an der Seite der Menschen steht – nicht nur beim Klimaschutz, sondern auch, wenn sie Sorge um den Kindergartenplatz, ihren Arbeitsplatz oder über die Wirtschaftsentwicklung haben."
Für die Wahl zur Bundessprecherin der Grünen zeigt sie sich bescheiden optimistisch: "Ich bin schon sehr zufrieden, wenn ich am 29.6. nicht meilenweit von Werner Koglers Ergebnis entfernt bin." Auch den Grünen-Klubvorsitz im Parlament will sie übernehmen – mit dem Anspruch auf Kontrolle und Gestaltung: "Wir können regieren, aber auch Opposition."