Bei Leonore Gewessler saß die Geldbörse in ihrer Zeit als grüne Klimaschutzministerin sehr locker. Nach dem 3,8 Milliarden Euro teuren Förderchaos beim Heizungstausch ("Heute" berichtete) kommt nun ein nächster großer Posten auf.
Das Ministerium hat unter ihrer Führung alleine seit Mai 2023 fast 3,7 Millionen Euro für Studien und Gutachten ausgegeben. Das belegen die "Veröffentlichungen" dieser Kosten auf der Homepage des Hauses.
Diese Summe gliedert sich wie folgt: Im Zeitraum Mai bis Ende Dezember 2023 waren es exakt 600.961 Euro. Im Gesamtjahr 2024 gab Gewessler 2.051.742 Euro. Und alleine in den drei Monaten 2025, in denen sie heuer noch im Amt war, gelang es ihr, 1.004.357 Euro unter die Leute zu bringen.
Die gesamte Liste bietet jede Menge Schmankerln. So ließ sich Gewessler eine Studie über das ökonomische Potenzial von Schafwolle 33.800 Euro kosten ("Heute" berichtete). Als Leistung gab es dafür 42 Seiten. Darin finden sich so wertvolle Erkenntnisse wie "Am Anfang einer jeden Lieferkette im Bereich Schafwolle steht das Schaf selbst sowie dessen Aufzucht" oder "Die bekannteste Art der Nutzung bei Schafwolle ist und bleibt im Bereich Textilien."
Verfasst wurde die Studie übrigens vom Ökoaktivisten-Ehepaar Sebastian und Veronika Bohrn-Mena. Die waren bis zur unrühmlichen Causa Lena Schilling Best Friends mit Gewessler und den Grünen. Der Erkenntnisgewinn liegt allerdings im Promillebereich. Denn selbst die Autoren kommen in ihrem Resümee zu dem Schluss, man habe zwar "die Frage nach dem Anwendbarkeitspotenzial von Schafwolle umfassend beantworten" können. Aber: "Die Bewertung des ökonomischen Potenzials ist, in Ermangelung konkreter Zahlen & Daten, nur schwer abschätzbar."
Ein weiteres Highlight ist eine Studie zur "Erarbeitung von kreislauffähigen Kriterien für Matratzen". Die war im Vergleich zur Schafwoll-Studie vergleichsweise günstig, kostete "nur" 22.680 Euro. Der Haken: Sie umfasst überhaupt nur elf (!) inhaltliche Seiten.
Immerhin rund 30 Seiten lieferten die Autoren zu einer "Vision" für ein österreichweites Fahrradzielnetz. Dafür kassierten sie aber auch 93.045 Euro.
Es lohnt sich aber auch ein Blick auf die Rekord-Kostenstellen pro Jahr: 2023 war es eine Erhebung zum Weltraumsektor mit 88.142 Euro. Ein Jahr darauf machte eine Evaluierung der Umweltförderung mit 108.860 Euro das Rennen. Topwert 2025: der Lobau-Umweltbericht um 459.336 Euro.
Derartige Ausgaben für Studien und Gutachten fallen in den Ministerien unter den Kostenpunkt "Sachaufwand". Um das Budget wieder in den Griff zu bekommen, muss die Regierung heuer in diesem Bereich 1,1 Milliarden Euro einsparen. Das sind rund 15 Prozent aller Sachkosten in den Ministerin – Mieten ausgenommen. Die genauen Einsparungsdetails werden die Ressorts im Mai präsentieren.
„Gewessler sollte das Wort Nachhaltigkeit nie mehr in den Mund nehmen.“Alois SchrollEnergiesprecher SPÖ
SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll übt angesichts dieser Förderzahlen scharfe Kritik an der grünen Ex-Ministerin: "Gewessler sollte bei ihrem Umgang mit Steuergeld das Wort ,Nachhaltigkeit' nie mehr in den Mund nehmen. Nur weil Grüne das Geld verbrennen, ist es noch lange nicht erneuerbar", sagt er im Gespräch mit "Heute".
Die Regierung müsse jetzt das Budgetloch stopfen, das andere aufgerissen hätten. "Das tun wir, indem wir auf die Kompetenz des Ministeriums selbst setzen und nicht für jede neue Matratze eigene Studien in Auftrag geben", so Schroll.