Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg ist wieder an Bord eines Schiffs einer Gaza-Hilfsflotte unterwegs. Rund zwanzig Boote unter palästinensischer Flagge haben am Sonntag um 15.30 Uhr Ortszeit mit hunderten Aktivisten an Bord den Hafen von Barcelona verlassen. "Eine Mission wie diese sollte eigentlich nicht existieren", sagte Thunberg am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Sie sei aber notwendig, weil die Staaten und ihre gewählten Vertreter nicht genug täten, "um internationales Recht aufrechtzuerhalten, Kriegsverbrechen vorzubeugen und Völkermord vorzubeugen".
Damit würden die Staaten und Regierungen ihrer Verantwortung nicht nachkommen und verletzten "ihre rechtliche Pflicht", kritisierte Thunberg. "Und damit verraten sie die Palästinenser, aber auch die gesamte Menschheit."
Organisiert wird die neue Gaza-Hilfsflotte von einer Gruppe, die sich als "unabhängige" Organisation bezeichnet und den Namen Global Sumud Flotilla trägt. "Sumud" ist das arabische Wort für "Widerstandskraft".
Laut Thunberg verfolgen die beteiligten Aktivisten das Ziel, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen und "die Eröffnung eines Hilfskorridors anzukündigen und dann mehr Hilfe rein zu bringen". Die Aktion richtet sich gegen Israels "illegale und unmenschliche Belagerung des Gazastreifens", sagte die 22-jährige Schwedin.
Der brasilianische Aktivist Thiago Avila sagte in Barcelona vor Journalisten, es handle sich um "die größte Solidaritätsmission der Geschichte, mit mehr Menschen und Booten als bei allen früheren Versuchen zusammen". Auch Boote aus anderen Häfen weltweit werden sich laut Angaben der Organisatoren der Aktion anschließen.
Neben den Menschen an Bord der Flotte beteiligen sich zahlreiche Aktivisten in dutzenden Ländern an der Aktion, darunter der irische Schauspieler Liam Cunningham. "Die Tatsache, dass die Flotte unterwegs ist, zeigt das Versagen der Welt, das Völkerrecht und das humanitäre Recht durchzusetzen", sagte Cunningham vor Journalisten. Es sei eine "beschämende Zeit in der Geschichte unserer Welt".
Spanien unterstützt die Aktion. Die spanische Regierung werde "ihren gesamten diplomatischen und konsularischen Schutz einsetzen, um unsere Bürger zu schützen", erklärte Spaniens Außenminister José Manuel Albares am Samstag.
Israel hatte im Juni und Juli zwei Versuche von Aktivisten unterbunden, mit einer Hilfsflotte Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Die israelische Armee stoppte die beteiligten Schiffe, nahm die Besatzungen fest und verwies sie des Landes. Thunberg hatte sich im Juni an einer Hilfsflotte beteiligt, die etwa 185 Kilometer westlich der Küste des Palästinensergebiets von der israelischen Marine gestoppt wurde. Die Schwedin hatte zuvor schon an pro-palästinensischen Protesten teilgenommen.
Unabhängig vom Krieg im Gazastreifen riegelt Israel das Palästinensergebiet vom Meer aus streng ab. Diese Blockade wurde 2007 nach der Machtübernahme der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas eingeführt und wird auch von Ägypten mitgetragen, das im Süden an den Küstenstreifen grenzt. Die Abriegelung soll verhindern, dass Waffen an die Hamas gelangen.
Die UNO hat am 22. August erklärt, dass im Gazastreifen eine Hungersnot herrscht. Sie wirft Israel die "systematische Behinderung" von Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet vor. Die israelische Regierung wies diese Vorwürfe entschieden zurück.
Weltweit werden die Rufe nach einem Ende des seit fast 23 Monaten andauernden Krieges im Gazastreifen immer lauter. Die humanitäre Lage in dem Palästinensergebiet ist katastrophal.
Die Hamas und verbündete Palästinensergruppen hatten den Gaza-Krieg mit ihrem brutalen Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst. Seitdem greift Israel massiv militärisch im Gazastreifen an. Nach Angaben der Hamas-Behörden wurden dabei mehr als 63.370 Menschen getötet, die meisten davon Zivilisten. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden, werden von UNO-Vertretern aber als plausibel eingeschätzt.