Einst war der Hundesalon das alleinige Reich der Pudel – heute stapfen üppige Leonberger, Labradore und Rauhaardackel durch die Edelstahltüre. "Heute" spricht mit der TÜV-zertifizierten Saloninhaberin Michaela Wimböck aus dem Theresienfeld, die Hunden nicht nur die Haare schön macht.
"Früher hieß es, da muss ein Tier halt durch", erzählt Wimböck, "Heute geht’s ums Wohlfühlen. Viele Besitzer sehen in ihrem Hund einen Partner oder sogar ein Kind." So verwandelt sich der Friseurbesuch in eine Mischung aus Wellness, Spa und teils auch Comedyshow.
Wimböck betreibt seit 2019 ihren Hundesalon "Klippdog" und bildet gleichzeitig Quereinsteiger aus – besonders ältere Arbeitslose und Frauen, die sich als Hundefriseur ein neues Standbein schaffen wollen, wie sie sagt. Denn: Das Gewerbe ist frei, jeder darf es ausüben. Dass der Job boomt, merkt man sofort: Immer mehr Besitzer wollen ihren Liebsten im Salon etwas Gutes tun und sie zur regelmäßigen Pflege und Beauty-Behandlung bringen.
Im Salon stehen Edelstahl-Badewanne, Ozon-Generator und Meeresschlamm bereit. Dabei will die Salonbetreiberin Tierärzten nicht in die Quere kommen, die Zahnreinigung lässt sie etwa völlig aus. Wimböcks Anwendungen wie Thalasso-Behandlungen, Moorpackungen oder Schlammpflege gegen Hefepilz-Geruch lassen Bello lieber schnurstracks zur Wellness-Maus mutieren.
Ganz ohne Bling-Bling geht’s freilich nicht: Sticker, Schleifen oder kleine Glitzer-Steinchen schmücken die Schlappohren der kleinen Yorkshire Terrier. "Nagellack oder Fellfärben mache ich nicht", betont Wimböck, die die Praktiken von anderen Salons kennt. Aber wer will, bekommt schon mal ein "Hundetattoo" ins Fell – getrimmt, nicht gestochen. Ob Herz oder Schildkröte: weh tut's nicht, die flauschigen "Peckerl" sehen nur kurios aus.
Und ja: Auch Puder fürs Pudelnäschen oder Locken für Havaneser gehören einmal dazu. Wichtiger ist aber die Basisarbeit, mit der bei Klippdog Geld verdient wird: Krallen schneiden, Unterwolle raus, Fell trimmen, Augen freihalten.
"Heute" fragt Michaela Wimböck nach besonders kuriosen Erfahrungen. "Ein Kunde wollte seinen Malteser wie auf einem Referenzfoto frisiert haben. Blöd nur: Das Foto zeigte einen Pudel", erzählt sie schmunzelnd. Ähnlich schief lief's bei einem Husky.
Nach dem Corona-Lockdown gab’s gleich mehrere "haarige Katastrophen": Besitzer, die im Do-it-yourself-Modus zur Schere griffen. Heraus kamen asymmetrische, falschgestutzte Frisuren
à la Rasenmäher-Style. Zum Dank, dass die Tiere nach den Lockdowns endlich wieder fachgerecht gestylt wurden, gab’s Bonbonnieren für Michaela.
Besonders am Herzen liegen Wimböck Hunde aus dem Tierschutz: "Da kommen Tiere aus Serbien, völlig verfilzt und vernachlässigt. Wenn man die Matte runterschert, ist das für Hund und Mensch ein Neuanfang."
Ob Leonberger-Schnitt, Yorkie mit Schleifchen oder Labrador-Spa – klar ist: Der Hundefriseur ist längst kein Pudel-Spezialistenclub mehr, sondern Beauty-Treff für alle Rassen.