Tierisch invasiv

Igitt! Glitsch-Wurm legt sich mit unserem Regenwurm an

Die aus Südamerika stammende Landplanarie Obama nungara wurde erstmals in Österreich nachgewiesen und könnte heimische Regenwürmer gefährden.
Heute Tierisch
17.11.2025, 12:35
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Nun ist es fix! Bei gleich vier eingeschleppten Würmern in einer Gärtnerei im niederösterreichischen Tulln handelt es sich tatsächlich um die Landplanarienart: "Obama nungara", die als potenziell invasiv gilt. Nach der genetischen Analyse am Naturhistorischen Museum in Wien, von Matthäus Greilhuber war man sich sicher, dass es sich um die aus Südamerika stammende Plattwurm-Art handelt, die sich derzeit recht schnell über ganz Europa ausbreitet.

Der Name "Obama"  hat übrigens nichts mit dem ehemaligen US-Präsidenten zu tun. Er stammt aus der brasilianischen Tupi-Sprache und bedeutet wörtlich "Blatt-Tier" – eine Anspielung auf die abgeflachte, blattförmige Körperform dieser Tiere

Keinem schmeckt der Wurm

"Obama nungara" gehört zu den Landplanarien - Plattwürmer, die am Land leben. Weltweit gibt es rund 900 Arten davon. Diese Tiere halten sich am liebsten in feuchten Böden, unter Steinen, Holz oder Laub auf und gehen meist in der Nacht auf Beutezug. Auf ihrem Speiseplan stehen Regenwürmer, Nacktschnecken, Insektenlarven und Asseln. Kaum ein anderes Tier frisst die Planarien, was ihnen eine dominante Rolle als Räuber im Boden verschafft.

„Trotz ihres Status als bei uns nicht heimische Art handelt es sich um wunderschöne, faszinierende Tiere – wie Plattwürmer generell“
Matthäus GreilhuberErstauto, Studie

Besonders die Größe und die auffälligen Farben dieser exotischen Landplanarien sind allerdings bemerkenswert, immerhin waren die gefundenen Tiere über 5 Zentimeter lang. Ihr Körper ist mit einem getigerten Muster aus undeutlichen Längsstreifen und vielen kleinen Augen versehen.

Diese Plattwürmer ernähren sich von Regenwürmern, Nacktschnecken, Larven und Asseln. Im Gegenzug haben sie aber kaum Feinde.
©Matthäus Greilhuber

Auch wenn es in Mitteleuropa heimische Landplanarien gibt, stammt Obama nungara ursprünglich aus Südamerika. "Ihre Ausbreitung in Europa – insbesondere über den Handel mit Zierpflanzen – wurde in den letzten Jahren mehrfach dokumentiert, wie in Frankreich und Italien, wo jeweils zahlreiche eingeführte Arten nachgewiesen wurden", erklärt Greilhuber.

Argentinier

Durch die genetische Analyse wurde festgestellt, dass die gefundenen Tiere einer Linie aus Argentinien angehören, die sich aktuell stark in Europa verbreitet. Ko-Autorin Elisabeth Haring, ehemalige Direktorin der Zentralen Forschungslaboratorien des NHM Wien, hält es daher für wahrscheinlich, dass die Tiere über den Pflanzenhandel nach Österreich gekommen sind.

Achtung, Achtung - Regenwurm!

Weil "Obama nungara" als besonders anpassungsfähig gilt und die Regenwurmpopulationen gefährden kann, ist der erste Nachweis in Österreich besonders wichtig. Regenwürmer sind für unseren Nährstoffkreislauf und die Bodenstruktur zentral, weshalb die eingeschleppte Art also langfristig die Bodenqualität verschlechtern könnte.

„Dass Regenwürmer – die für die Bodenqualität essenziell sind – unter den bevorzugten Beutetieren sind, gibt Anlass zur Sorge“
Bernhard EggerKo-Autor, Uni Innsbruck

In Frankreich wurden innerhalb eines Monats mehr als 1.500 Obama nungara aus einem einzigen Garten gesammelt – ein Zeichen dafür, wie schnell sich die Tiere vermehren können. "Bei so hohen Dichten liegt es nahe, dass es einen erheblichen Einfluss auf die Populationen der Beutetiere geben wird", meint Greilhuber.

Verbreitungsmodelle zeigen, dass Österreich am östlichen Rand des für Obama nungara geeigneten Gebiets liegt. Ob sich die Art mit dem kontinentalen Klima bei uns anfreunden kann, bleibt abzuwarten. Durch die Klimaerwärmung könnten aber künftig mehr geeignete Lebensräume entstehen.

Der Fund macht deutlich, wie wichtig gezieltes Monitoring und frühe Maßnahmen gegen invasive Arten sind – vor allem, weil der weltweite Handel mit Pflanzen und anderen Gütern immer mehr zunimmt. Wenn du so einen Plattwurm entdeckst, solltest du ihn unbedingt fotografieren und auf Naturbeobachtungs-Plattformen oder an Fachleute melden.

{title && {title} } red, {title && {title} } 17.11.2025, 12:35
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